DUSSLINGEN. Immer mehr Gemeinden wappnen sich für kurze, heftige Regenfälle. Sogenannte Starkregen-Ereignisse treten ähnlich wie Hochwasser zuletzt gehäuft auf und bereiten Bürgern wie Verwaltungen sorge. »Vor allem die Oberlieger müssen ihre Hausaufgaben machen«, sagte Bürgermeister Thomas Hölsch vergangene Woche in der Dußlinger Gemeinderatssitzung.
Damit gemeint sind Gomaringen, Nehren und Mössingen. »Damit der Schwall nicht von oben kommt.« Deshalb soll kooperiert werden. Außerdem kümmert sich ab sofort ein Fachmann um das Thema. Wasseringenieur Markus Heberle aus Rottenburg hat den Auftrag, ein entsprechendes Konzept zu entwickeln. Das soll Einsatzpläne in einem Krisenfall enthalten, Informationsvorsorge, kommunale Flächenvorsorge und voraussichtlich kleinere bauliche Maßnahmen. »Hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht«, sagte Heberle. Er stellte sein Büro mit zehn Mitarbeitern, bisherige Projekte wie Rückhaltebecken zwischen Ofterdingen und Dettingen sowie Bodelshausen und Hemmendorf und weitere Arbeitsschritte vor.
Das Starkregenereignis im Juni zeigte auf, dass für die Gemeinde ein massives Gefährdungspotenzial durch »wilde« Oberflächenabflüsse, insbesondere aus den oberliegenden Gemeinden existiert, so Hölsch. Dieser unkontrollierte Oberflächenabfluss führe dabei zu empfindlichen Schäden und eventuell auch zur Gefährdung von Leib und Leben. Unscheinbare Bachläufe werden zu reißenden Flüssen und schädigen die kommunale Infrastruktur mit ihren Wohn- und Gewerbegebieten.
Begehungen vor Ort
Im Juli habe es Gespräche mit dem Regierungspräsidium Tübingen, dem Landratsamt Tübingen sowie den Bürgermeistern und Verantwortlichen der Gemeinden Dußlingen, Gomaringen und Nehren gegeben. Dabei seien einige der vom Starkregen und Hochwasser besonders betroffenen Bereiche vor Ort angesehen und sich über das weitere Vorgehen verständigt worden.
Aufgrund der Überschneidung abflussrelevanter Gebiete für die Gemeinden Dußlingen, Nehren und Gomaringen wurde die Erkenntnis gewonnen, dass für die Gemeinden Gomaringen und Dußlingen ein gemeinsames Starkregenrisikomanagement erstellt werden sollte. Die Gemeinde Nehren hat ein solches bereits früher beauftragt. Damit eine doppelte Bearbeitung von Überschneidungsbereichen entfällt, reduzieren sich die Kosten für beide Gemeinden.
In Dußlingen geht es um eine Fläche von 15 Quadratkilometern, in Gomaringen sind es 18. Entsprechend sollen die Kosten für das Ingenieurbüro in Höhe von 11.000 Euro nach Abzug der 70 Prozent Förderung vom Land aufgeteilt werden: 45 Prozent trägt Dußlingen, 55 Prozent Gomaringen.
Heberle erklärte, wie mit Daten vom Land Baden-Württemberg der Oberflächenabfluss mittels eines hydraulischen Modells simuliert wird. Damit wird eine Starkregengefahrenkarte für seltene, außergewöhnliche und extreme Ereignisse erstellt. Die Vorsorge wird vom Land mit 70 Prozent der Kosten gefördert. »Starkregen ist dynamisch«, sagte Heberle. Risiken entstehen durch eine hohe Fließgeschwindigkeit, Überschwemmungen wie zuletzt die des Tunnels und für kritische Objekte wie Kindergärten und beispielsweise das Umspannwerk. »Es muss geregelt sein, wann zum Beispiel bestimmte Straßen evakuiert werden und wer das entscheidet«, so Heberle.
Das sollte mit Feuerwehr und Bauhof außerdem als Übung durchgespielt werden. Neben der kommunalen Notwendigkeit gebe es auch eine Eigenverantwortung der Eigentümer. Allerdings müssten alle Maßnahmen so erfolgen, erklärte Heberle, dass nicht der Nachbar Schaden nehme. Gemeinderat Bernd Zürn (FWV) sprach die Gefahren speziell für das Industriegebiet an. Die provisorischen Aufschüttungen seien nicht ausreichend. »Ohne den Tunnel hätten wir ein Problem in der Ortslage gehabt«, sagte Zürn. (stb)