MÖSSINGEN. »Wo können wir weitermachen?« Das fragten sich die Schüler der Freifunk-AG des Quenstedt-Gymnasiums, nachdem sie vor etwa eineinhalb Jahren im Mehl-Gebäude, in dem Flüchtlinge untergebracht sind, kostenloses Internet realisiert haben. Die AG sowie der Verein Freifunk, eine Initiative von Bürgern, haben das Ziel, eine Grundversorgung mit freiem Wlan-Zugang in Mössingen zu schaffen.
Schnell war klar: Das nächste Ziel heißt Freibad. Doch das war nicht so einfach wie gedacht, erklärt Lehrer Frank Schiebel, da das Wohngebiet um das Freibad herum noch mit dem klassischen Kupferkabel ausgestattet ist. »Das Problem bei Freifunk ist, man braucht Internet«, sagt Schiebel. Deshalb sei die Frage gewesen, wie man eine nennenswerte Bandbreite bekommt.
Für etwa 300 Geräte, wie es die AG für das Freibad vorgesehen hat, werden zwischen 30 und 50 Mbit/s benötigt. Die Lösung: ein Mast, der das Internet vom Quenstedt-Gymnasium via Richtfunk über das Mehl-Gebäude zum Freibad leitet. Über eine Art von Freifunk-Routern beim Kiosk wird das Wlan auf dem Smartphone oder Tablet der Besucher empfangen. »Es läuft seit einer Woche im Testbetrieb«, so der Lehrer gestern bei der offiziellen Inbetriebnahme. Bisher seien 145 Geräte gleichzeitig im Netz gewesen.
Signal reicht bis zum Hang
Empfangen wird das »digitale Glas Wasser«, wie es Schiebel bezeichnet, hauptsächlich im Bereich des Kiosks und auf der Wiese davor. Aber auch auf der Wiese am Hang sei das Signal noch da, weiß Oberbürgermeister Michael Bulander von seinem Sohn, der in der Testwoche ebenfalls den Freifunk ausprobiert hat. Bulander lobte das Projekt und die Möglichkeit, dass die Besucher ab sofort Wlan im Freibad hätten. Zugleich betonte er, dass die Jugendlichen auch ihre Freizeit im Bad genießen und schwimmen gehen sollten, anstatt nur am Smartphone zu sein.
Der Oberbürgermeister verwies darauf, er lese immer, dass sich Jugendliche mehr Wlan in der Stadt wünschten. »Wenn man aufmerksam durch die Stadt geht, sieht man, dass es an der ein oder anderen Stelle Freifunk gibt«, wie beispielsweise auf dem Platz vor dem Gesundheitszentrum. Schiebel bestätigt, dass bereits einige Lokalitäten Freifunk hätten. Andere seien außerdem auch interessiert.
Michael Bauer, Leiter der Mössinger Bäderbetriebe, gibt zu, dass es bereits eine Weile Überlegungen eines Wlan-Spots im Freibad gegeben hätte. »Wir sind aber immer davor zurückgeschreckt«, wie dies umzusetzen sei. Knapp 30 Stunden Arbeit und ausprobieren, an welcher Stelle der Mast das beste Signal hat, kostete es die fünf Schüler Martin Roehm, Marc Saier, Lukas Karsch, Lara Gaidusch und Hanna Scheffold samt Lehrer Schiebel, bis alles funktioniert hat.
Schlechtes Mobilfunknetz
Nötig war das Wlan im Schwimmbad aufgrund des schlechten Mobilfunknetzes dort, findet die 18-jährige Hanna, die gerade ihr Abitur gemacht hat. Außerdem hätten nicht alle Jugendlichen einen Handyvertrag mit Internet, erzählen die Schüler. Zum Dank für ihre Mühe gab es vom Oberbürgermeister übrigens Freikarten fürs Freibad. Die Kosten von 1 300 Euro für die ganze Ausstattung übernimmt die Stadt.
Mit inbegriffen sind dabei auch die Ausgaben für einen weiteren freien Wlan-Spot in Mössingen, um den sich die AG auch kümmert – am Wohnmobilstellplatz. Dort gibt es in Kürze ebenfalls Freifunk. Das wiederum freut den Tourismusbeauftragten der Stadt, Uwe Walz. Der verwies darauf, dass dies die Attraktivität des Platzes steigere und außerdem ein großer Wunsch der Nutzer gewesen sei. Zudem kann er sich vorstellen, dass künftig so direkt vor Ort Tickets gebucht werden können. Auch ein Vorteil sei die Nähe zum Premiumwanderweg, sodass Wanderer am Wohnmobilstellplatz noch einmal wichtige Infos im Internet nachschauen könnten. (GEA)