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Aktuell Trauer

Erster Kleintierfriedhof der Region eröffnet

MÖSSINGEN. Am Ende gab es fast noch Tränen, obwohl der Anlass gar nicht traurig war. Obwohl es kein Abschied war, sondern der Beginn von etwas Neuem. Von etwas Ungewöhnlichem in zweierlei Hinsicht: vom ersten Kleintierfriedhof in der Region und vom neuen Berufsleben des Rübgartener Ehepaars Anna und Siegfried Maier. Den sicheren Job beim Daimler haben sie aufgegeben, um für ihre zweite Lebenshälfte etwas Neues zu wagen. Und weil es bis zur Eröffnung des Kleintierfriedhofs am Mössinger Nordring ein steiniger Weg war, waren sie am Ende der kleinen Feier den Tränen nahe. Vor Freude.

Auf dem Friedhof: Anna und Siegfried Maier vor einem Mustergrab.
Auf dem Friedhof: Anna und Siegfried Maier vor einem Mustergrab. Foto: Philipp Förder
Auf dem Friedhof: Anna und Siegfried Maier vor einem Mustergrab.
Foto: Philipp Förder
»Ich habe nicht gedacht, dass es so einen langen Vorlauf braucht«, gesteht Anna Maier. Warum es so lange gedauert hat, fasst ihr Mann Siegfried in einem Satz zusammen: »Man braucht ein Stück Land, das ein weißer Fleck auf der Landkarte ist, und davon gibt es nicht allzu viele.« Alle Rathäuser der Region und darüber hinaus hat er abgeklappert, um in Mössingen schließlich fündig zu werden. Der schmale Streifen Land zwischen dem Nordring und der Bahnlinie Richtung Nehren, das ist, das war der weiße Fleck, der nun zur letzten Ruhestätte wird für 400 bis 500 Kleintiere vom Wellensittich bis zur Dogge.

In bester Tradition

Nüchtern betrachtet ist eigentlich alles wie beim Menschen. Es gibt Vorschriften, es gibt Liegezeiten zwischen einem und acht Jahren und es gibt einen Raum, in dem sich Frauchen oder Herrchen in Ruhe noch einmal von ihrem tierischen Partner verabschieden können. Sogar die Grabpflege kann gebucht werden. Der einzige Unterschied: Ein Sarg ist nicht notwendig, und wenn er gewünscht wird, ist er aus Pappe und nicht aus Holz, um den Verwesungsprozess zu verkürzen.

Daneben hat ein Tierfriedhof aber auch eine andere Dimension. »Wie viele Menschen gibt es, denen Tiere ein Halt sind? Dass diese Tiere nicht in der Tierkörperbeseitigungsanstalt enden müssen, ist Ziel dieses Friedhofs, der damit ein Ort der Dankbarkeit ist. Außerdem ist der Tod eines Tiers für Kinder oft die erste Begegnung mit dem Sterben«, erklärte Pfarrer Joachim Rieger in seiner Ansprache. »Insofern ist dieser Friedhof ein Ort der Dankbarkeit.« Ein Ort, der den Tieren nach dem Tod Würde gibt. Wofür Mössingen gut geeignet ist, denn hier legte Pfarrer Christian Adam Dann Anfang des 19. Jahrhunderts den gedanklichen Grundstein für den Tierschutz.

In dieser Tradition bewegte sich auch die Stadtverwaltung. »Tolle Zusammenarbeit«, lobte Siegfried Maier. »Für beide Seiten eine gute Lösung«, findet Oberbürgermeister Michael Bulander. Das gilt auch für das alte denkmalgeschützte Bahnwärterhäuschen. Die Stadt übernahm die grundlegende Sanierung, die Familie Maier den Innenausbau für das neue Büro. (GEA)