KUSTERDINGEN. Es war seine letzte Sitzung im Technischen Ausschuss. Hans-Erich Messner, der seit Januar 2022 wegen des akuten Personalmangels in der Bauverwaltung in Kusterdingen aushalf, hört Ende Juni auf. Für den früheren Ersten Landesbeamten und ehemaligen Stellvertreter des Tübinger Landrats war die Arbeit in Kusterdingen »ein idealer Übergang zwischen der früheren Vollbeschäftigung und dem reinen Pensionärsdasein«. Für Bürgermeister Dr. Jürgen Soltau war Messner »ein großer Glücksfall«.
Es war das Jahr 2021. Die Kusterdinger Verwaltung suchte dringend jemanden, der in der Bauverwaltung die Baugesuche aufarbeitet, sie prüft und sie für die Sitzung des Technischen Ausschusses vorbereitet. »Wir haben einfach niemanden gefunden«, erzählt Soltau.
Fachliche Hilfe in der Not
Es handelt sich um eine wichtige Stelle in der Bauverwaltung, denn Baugesuche sind Terminsachen. Soltau: "Wir müssen innerhalb von zwei Monaten eine Stellungnahme zu den Baugesuchen abgeben, sonst gelten sie als genehmigt." Es müsse geprüft werden, ob sie mit dem Bebauungsplan in Einklang zu bringen sind". Terminlich gehe es dabei immer sehr eng zu, "das ist eine aufwendige und schwierige Geschichte".
In der Not wandte sich Soltau damals an seinen Freund Hans-Erich Messner. Der war als Erster Landesbeamter 2020 in Ruhestand gegangen. Im Landratsamt war Messner auch Baudezernent gewesen und deshalb mit schwierigen Fällen vertraut. Soltau fragte seinen Freund, ob er interessiert sei und sich vorstellen könne, in der Kusterdinger Bauverwaltung auszuhelfen. Und Messner sagte Ja.
Spannende Diskussionen im Ausschuss
Für Kusterdingen war das fast wie ein Sechser im Lotto, denn »dass wir so einen erfahrenen Mann, einen Volljuristen, für die Stelle gewinnen konnten, davon haben wir alles sehr profitiert und eine Menge dazu gelernt«, erklärte Soltau gegenüber dem GEA.
Am 1. Januar 2022 trat Messner seine neue Stelle in Kusterdingen an. Bereits am 19. Januar war seine erste Sitzung. Für den Technischen Ausschuss des Gemeinderats bereitete Messner die Sitzungen vor. Er prüfte dafür rechtlich die eingereichten Bauanträge, erstellte eine Präsentation für den Ausschuss und stand dann »den Gemeinderätinnen und Gemeinderäten Rede und Antwort«.
Die Diskussionen im Gremium waren für Messner »spannend«. Sie verliefen »durchweg in sachlicher und relativ lockerer Atmosphäre, was auch Herrn Dr. Soltau zu verdanken war«.
Wichtige Tipps für Bauherrn
Messner beriet aber auch Bauherrn, Architekten oder Bauträger, wenn es in Kusterdingen um ein neues Bauprojekt ging. Dabei wurden vornehmlich »Fragen zu den rechtlichen und technischen Möglichkeiten der einzelnen Bauvorhaben« besprochen. Er gab Tipps für das Verfahren, »das für die Bauherren nicht einfach zu durchschauen ist«. Er habe, so Messner, vielen Ratsuchenden, vor allem auch jungen Familien, weiterhelfen können, damit sie später »ihren Traum vom eigenen Häusle verwirklichen konnten«.
Diese Beratungstätigkeit hat Messner »viel Freude bereitet«. Vor allem auch dann, wenn die Bauvorhaben später im Technischen Ausschuss ein positives Echo fanden.
Gemeinde kann Stelle nicht neu besetzen
»Leider geht diese Zeit nun zu Ende«, bedauert Soltau den Weggang Messners, »denn auch menschlich hat es sehr gepasst«. Die Gemeinde könnte den Baufachmann Messner noch länger gebrauchen. »Wir können diese Stelle so nun nicht besetzen«. Die Arbeit müsse jetzt auf mehrere Köpfe in der Verwaltung verteilt werden.
Zwar gibt es im Juni noch eine Sitzung des Technischen Ausschusses. An der kann Messner allerdings aus terminlichen Gründen nicht teilnehmen. In seiner letzten Sitzung überreichte Soltau seinem Freund Messner zum Abschied aus der Kusterdinger Verwaltung noch einen Geschenkkorb. (GEA)