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Das ist das Geheimnis des Mössinger Rosenparks

Vor 30 Jahren begannen Sybille und Hartmut Gaebele mit der Gestaltung des Mössinger Rosenparks. Das Gelände im Zwickel zwischen Mössinger Nordring und Nehrener Gässle wurde bis 1994 als Kreismülldeponie genutzt.

Das Ehepaar Sybille und Hartmut Gaebele in ihrem Rosenpark in Mössingen. FOTO: WEBER
Das Ehepaar Sybille und Hartmut Gaebele in ihrem Rosenpark in Mössingen. FOTO: WEBER
Das Ehepaar Sybille und Hartmut Gaebele in ihrem Rosenpark in Mössingen. FOTO: WEBER

MÖSSINGEN. Beim Betreten des »Zauberwalds« entdeckt Sybille Gaebele einige Ästchen, die in den Weg hineinragen. Sofort schwingt sie ihre Schere, die sie in einem um die Schulter gehängten Täschchen immer bei sich führt. »Es könnte beim Vorbeilaufen Kratzer im Gesicht geben«, sagt sie und schneidet die Zweige ab. Dicht drängen sich hier Büsche und Bäume. Moos liegt auf den Wegen. Ein verwunschener Ort, der hier entstanden ist. Am Rand des »Zauberwalds« hängt ein Glöckchen. »Damit die Feen wissen, dass jemand kommt oder geht«, sagt Sybille Gaebele und klingelt lächelnd zum Abschied.

Dass es unter diesem Blätterdach tanzende Feen geben könnte, diese Idee hatten Kinder, die vor einiger Zeit bei einer Märchenlesung im »Zauberwald« waren. Das Areal mit unterschiedlichen Gehölzen fügt sich gut in den weitläufigen Rosenpark in Mössingen ein, mit dessen Gestaltung das Ehepaar Sybille und Hartmut Gaebele vor 30 Jahren begann. Das Gelände im Zwickel zwischen Mössinger Nordring und Nehrener Gässle wurde bis 1994 als Kreismülldeponie genutzt. Auf den 25 Meter hohen Müllberg kam ein zweieinhalb Meter dicker Rohboden. »In diesem Zustand haben wir die Fläche damals übernommen. Wir hatten die Auflage, dass der Stadt keine Kosten entstehen.«

Rosen im Frühling schneiden

Vom Abfallzweckverband gab es eine Anschubfinanzierung, die im Etat für Rekultivierung ausgewiesen war. »Den Rest haben wir selber aufgebracht«, so Sybille Gaebele. Was sie mit ihrem Mann in den drei Jahrzehnten auf dem sechs bis sieben Hektar großen Gelände geschaffen hat, ist überwältigend. Es ist ein Paradies mit inzwischen 450 Rosensorten und vielen Bäumen entstanden. Seit Anfang April blühen die Wildrosen, von denen 20 verschiedene Sorten angepflanzt sind. »Dazu kommen viele weitere, die uns von den Vögeln geschenkt werden«, freut sich die Rosen-Liebhaberin.

Für die Hauptblüte ist es jetzt noch etwas zu früh. Doch viele der Rosenstöcke tragen bereits Knospen in üppiger Fülle. »Je nach Wetter kann es noch ein bis zwei Wochen dauern, bis sie aufgehen«, so Sybille Gaebele. Dann wird wieder ein wunderbarer Duft über das Gelände strömen. Dafür gesorgt haben auch die Helfer, die seit vielen Jahren in den Rosenpark kommen, um im Frühling die Rosen zu schneiden.

Arbeit in Selbsthilfe übernimmt die Feinarbeiten

Die großen Grasflächen werden von einem Landwirt gemäht, zahlreiche Feinarbeiten übernimmt seit fünf Jahren die Arbeit in Selbsthilfe, AiS, bezuschusst von der Gemeinde, die den Rosenpark in den Grünen Plan aufnahm. »Wenn wir das alles einmal nicht mehr schaffen, kann es die AiS übernehmen. So haben wir uns das vorgestellt. Schon jetzt macht sie spezielle Mäharbeiten und Gehölzpflege.«

Besucher können sich auf dem Gelände leicht zurechtfinden. An allen Abzweigungen stehen Wegweiser. »Rundweg, kurz« oder »Schnellster Weg zum Ausgang«, lauten die Beschriftungen auf den Schildern zum Beispiel. Überall können liebevoll gestaltete Details entdeckt werden, gemütliche Sitzecken laden zum Verweilen ein, originell bepflanzte Dekorationsstücke können eine Inspirationsquelle für den eigenen Garten sein. Zu allem kommt die grandiose Aussicht, die man im Umland hat.

Öffentlich zugänglich ist der Park jedoch nicht. Der Grund ist das an den Sammelstellen noch immer kräftig strömende Deponiegas, mit dem das Firstwald-Gymnasium und im Sommer das Freibad geheizt wird. Dort wird das Gas in einem Blockheizkraftwerk umweltfreundlich in Wärme und Strom umgewandelt. Die auf dem Gelände stehenden Gasdome wurden in die Gestaltung einbezogen.

Im stetigen Wandel

So wurden Sommer- und Winterlinden, die das Ehepaar Gaebele vom Forstamt bekam, um einen der Dome gepflanzt, das Ensemble heißt jetzt »Lindenstraße«. Staunen können die Besucher auch über die üppig blühenden Wiesen, die in freier Landschaft immer seltener zu sehen sind. Hier werden sie erst spät gemäht. Auch für Bienen ist das ein idealer Ort, eine Imkerin hat Bienenstöcke im Rosenpark aufgestellt und erzeugt »Rosengartenhonig«.

Wie jeder Garten befindet sich auch dieser Park in einem stetigen Wandel. Hartmut Gaebele schaut täglich vorbei und entdeckt immer wieder neue Pflanzen. In diesem Jahr war es eine Bocks-Riemenzunge aus der Familie der Orchideen. »Sie liebt die Wärme, früher gab es sie nur am Kaiserstuhl oder im Hirschauer Berg. Beeindruckend, dass sie von alleine hierher fand«, so Hartmut Gaebele. Das sei ein weiteres Zeichen für den Wandel des Klimas. Eindrucksvoll sei auch das Neuntöter-Paar. »Sie brauchen Dornbüsche zum Nisten. Die finden sie hier in Fülle vor.« (GEA)

 

BESICHTIGUNG ROSENPARK

Der Rosenpark in Mössingen öffnet bei trockenem Wetter an Sonn- und Feiertagen bis zunächst Ende Juni zwischen 10 und 12 und zwischen 17 und 19 Uhr sowie am Dienstag, Donnerstag, Samstag zwischen 17 und 19 Uhr. Info bei Familie Gaebele. (GEA) 07473 958671 zwiebel43@web.de