Unwetter tobt im Schönbuch
Angenommen wurden die Folgen einer lang anhaltenden Trockenperiode: An sechs verschiedenen Bereichen in den vier angrenzenden Landkreisen des viel frequentierten Naturparks kommt es zeitgleich zu größeren Unglücksfällen. Mit einem realen Großfeuer in der Waldlichtung Moosplatte nördlich des Einsiedels probten die Feuerwehren - die aktuellen Bilder aus Kalifornien vor Augen - die Bekämpfung eines ausgedehnten Waldbrands. Man will künftig die Erfahrungen der US-Kollegen übernehmen: Leichtere Kleidung, Wasservorräte und Schaufeln.Die Einsatzstelle auf Markung Rübgarten war so weit abgelegen, dass trotz Großaufgebots an Fahrzeugen keiner der vielen Freizeitbesucher an diesem goldenen Oktobersamstag dort auftauchte.
»Im Wald gibt's keine Hydranten«, stellte Abschnittsleiter Hartmut Holder trocken fest. Deswegen mussten die Pliezhäuser Wehren eine 2,6 Kilometer lange Löschleitung zu einer Anzapfstelle der Bodenseewasserversorgung legen. Parallel dazu fuhren fünf Tanklöschfahrzeuge im Pendelverkehr von Rübgarten zur matschigen Einsatzstelle.
»Die haben nachher das meiste G'schäft mit dem Putzen«, stellte Reutlingens Kommandant Harald Herrmann bedauernd fest. Zusammen mit mehreren Dutzend Übungsbeobachtern machte er sich ein Bild von den Lagen.
So gut wie keine Schaulustigen auch am Baggersee in Kirchentellinsfurt, obwohl hier am späten Vormittag die mithin außergewöhnlichsten Einsätze der gesamten Groß-Übung abliefen. Die DLRG Wasserrettungszüge Neckar-Alb/Ulm probten mit den Bootsführern der Kirchentellinsfurter Wehr die Rettung zweier Opfer einer Grillexplosion von der Seeinsel und gekenterten Bootsinsassen an der Echazmündung.
Für den Transport zu den in die Übung eingebundenen Tübinger Kliniken ließ der Stab, der bereits am Freitag die kreisübergreifenden Planspiele probte, einen Rettungshubschrauber der Bundeswehr einfliegen. Die SAR Bell UH-1D ist eine von zwölf Maschinen des Transporthubschrauberregiments 30 im fünfzig Flugminuten entfernten Niederstetten.
Bei der Rettungsübung kam es zu einem Zwischenfall: Einer der Mimen erlitt einen Kollaps und musste vom regulären Notarztdienst versorgt werden. Laut Stuttgarts Regierungspräsident Wolfgang Reimer, dessen Behörde die Gesamtleitung zusammen mit dem Innenministerium hatte, war dies der einzige tatsächliche Verletzte während der Übungen.
Löschwasser vom Hubschrauber
Spektakulär der Einsatz des schweren Transporthubschraubers Sikorsky CH 53: Das Bundeswehr-Geschwader 64 aus Laupheim schickte die Maschine zur Unterstützung der Waldbrandbekämpfung, die noch bei Ammerbuch und am Betzenberg bei Aichtal geübt wurde.Mit seinem 5 000 Liter fassenden Außenbehälter tankte der Hubschrauber mehrfach im Flug das Wasser aus dem Baggersee. »Da werden jetzt einige Forellen einen kleinen Rundflug machen«, merkte ein Feuerwehrmann süffisant an.
Ein durch die schlechte Funkverbindung im Wald bedingtes Kommunikations-Missverständnis hatte bei Waldenbuch fatale Folgen. Weil der Pilot nicht korrekt eingewiesen werden konnte, ergoss sich die fünf Tonnen schwere Wasserfracht auf ein Feuerwehr-Fahrzeug und beschädigte es erheblich.
»Es hapert noch bei der Verständigung zwischen den einzelnen Organisationen«, musste Tübingens Vize-Regierungspräsident Utz Remmlinger eingestehen. »Die Helfer vor Ort trifft keine Schuld. Die haben ihr Handwerk tadellos beherrscht«.
Oberst Christian Walking, Kommandant des Landeskommandos, bemängelte bei der Manöverkritik die Strukturen: »Bei so einem Szenario braucht es eine klare Ansage: Wer ist wer? Wer ist wo? Wer kann was? Hier geht es nicht um Leitung. Hier wird Führung gebraucht.«