HECHINGEN. Meter um Meter kämpfen sich die Bohrer durch den Zollerberg: Derzeit wird daran gearbeitet, die Burg Hohenzollern künftig unterirdisch mit Strom zu versorgen. Eine Million Euro nimmt der Netzbetreiber Netze BW für diesen einen Stromanschluss in die Hand. Kein Pappenstiel, aber notwendig, wie Jürgen Holoch, Betriebsservice-Chef der Netze BW im Zollernalbkreis, betonte. Holoch jedenfalls ist einer, der es wissen muss. Er und seine Leute sind regelmäßig die Ersten, die anrücken, wenn auf der Burg das Licht ausgeht. Und das sei in der jüngeren Vergangenheit immer häufiger vorgekommen. Der Hauptgrund: Immer öfter kommt es zu schweren Stürmen, immer öfter fallen Bäume auf die alten Leitungen. Holoch sitzt derweil noch der Schrecken vom großen Sturm im August in den Gliedern: »So etwas haben wir seit Orkan Lothar nicht mehr gesehen.« Kollegen aus anderen Landkreisen, selbst aus dem Allgäu, seien danach angerückt, um die Trupps im Hohenzollerischen zu unterstützen. Der Sturm hatte massive Bäume rund um die Burg einfach herausgedreht. Sie flogen unter anderem auf Stromleitungen, die von betagten Holzmasten getragen werden.
Generell sei die Versorgung der Burg über die Freiluftleitungen bisher »etwas abenteuerlich« gewesen, sagt Holoch. Kam es zu Sturmschäden, wurde mit provisorischen Notfalllösungen und mit einem Großaggregat gearbeitet. »Mehr schlecht als recht«, sagte Holoch. Dabei ist die Stromabgabe auf der Burg in den vergangenen Jahrzehnten gestiegen. »Die Infrastruktur wurde ausgebaut.« Holoch nennt als Beispiele die Gastronomie, Weihnachtsmärkte und den neuen Aufzug. Während des »Königlichen Winterzaubers« bis 7. Januar machen die Arbeiten Pause, ehe die Burg endgültig angeschlossen wird.
»Das meiste findet dann in der Bastei statt«, erklärte gestern Klaus Schulig, Bauleiter bei Netze BW. Und das lasse sich nur schwer besucherfreundlich gestalten, wenn die Gäste »aufwendige Dekorationen, zauberhafte Illuminationen und weihnachtliches Programm« genießen wollen, wie man auf der Burg für den »Winterzauber« wirbt. Außerdem lasse sich bei Schnee nur schwer arbeiten. Zudem müsse die Burg noch eingerüstet werden. »Das machen wir lieber in der besucherärmeren Zeit.«
Im November liefen die Arbeiten noch auf Hochtouren. Ziel für dieses Jahr ist, dass die Burg im Notfall, falls vor der Fertigstellung noch mal etwas passiert, bereits über die neue Station unterhalb des Mitarbeiterparkplatzes mit Strom versorgt werden kann – provisorisch eben, aber immerhin. Die Planung müsse man sich »wie ein riesiges Puzzle vorstellen«, weiß Petrick Hammann zu berichten, der für die Projektierung des neuen Burganschlusses zuständig ist. Denn auf dem Zollerberg sei es gar nicht so einfach, Trassen für die neuen Kabel zu finden. »Es gibt zum Beispiel extrem viele Schutzgebiete und Waldbiotope«, sagte Hamann. Und auch die Wanderwege rund um die Burg gelte es bei der Planung freilich zu berücksichtigen.
Aber wieso werden die Kabel nicht einfach entlang der Kreisstraße gelegt, sondern im aufwendigen Spülbohrverfahren durch den Zollerberg gezogen? Netzplanungsingenieur Stefan Schützhoff klärte auf: »Bei der neuen, modernen Umspannstation am Mitarbeiterparkplatz wird es spannend.« Deren Herzstück, ein Transformator, regele die 20.000 Volt, die im ersten Teil der neuen Burgleitung anliegen, runter auf 400 Volt. »Wie in einem Industrie- oder Wohngebiet«, sagt Schützhoff. Oben auf dem Berg bekomme man es aber mit einem Spannungsabfall zu tun. Einfach ausgedrückt: Je höher die Belastung, desto höher ist der Spannungsabfall am Ende des Kabels. »Deshalb darf das Kabel nicht zu lang sein.« Positiver Nebeneffekt für Besucher der Burg: »Die Kreisstraße muss nicht gesperrt werden.«
Außerdem sei, so Hammann, der Wald rund um die Burg schlicht zu dicht bewachsen, um Kabel offen verlegen zu können. Das Spülbohrverfahren hingegen sei gut geeignet, um Kabel über eine längere Distanz zu verlegen. »Damit kommt man ohne größere Eingriffe durch Schutzgebiete.« (GEA)