KUSTERDINGEN. Der Vereinsamung entgegenzuwirken und das Erleben von Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft zu vermitteln: Das sind die Ziele des Netzwerks Sorgende Gemeinschaft auf den Härten. In einem neuen Arbeitskreis will man sich nun insbesondere um die Senioren kümmern. Schirmherr des neuen Netzwerks ist Bürgermeister Jürgen Soltau.
Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensqualität im Alter sind gefragt, weiß Birgit Romanowicz, Leiterin der Senioren und Anlaufstelle Bürgerschaftliches Engagement (SABE). Einige Gruppen gibt es bereits, die sich das zur Aufgabe gemacht haben. Unter anderem der Mittagstisch in Immenhausen, der einmal im Monat die Menschen zusammenbringt (der GEA berichtete). Aber auch das 14-tägige »Treffen um 60« und älter in Kusterdingen dient seit vielen Jahren dem Erleben von Gemeinschaft. Nun soll es ein Konzept zur Bündelung, zum Ausbau und zur Weiterentwicklung der Angebote geben.
In Kooperation mit der Bezirksseniorenrätin Gudrun Witte-Borst hat sich die SABE vorgenommen, das Thema voranzubringen und einzelne Akteure zu vernetzen. So ist auch in Kusterdingen ein offener Mittagstisch im Gemeindepflegehaus angedacht. Der erste Termin ist am Donnerstag, 29. Juni, um 12.30 Uhr. Neben dem Austausch beim gemeinsamen Essen sollen auch Berührungsängste gegenüber Pflegeeinrichtungen abgebaut werden, sagt Romanowicz.
Die Idee zu dem Netzwerk sei auf dem Tübinger Pflegeforum vor rund zwei Jahren entstanden, sagt Romanowicz. Von der Vision eines eigenen Pflegeforums auf den Härten sei man nach einer längeren Vorbereitungsphase zu dem Netzwerk gekommen.
Ein weiteres Projekt verfolgt der Förderverein Diakonie Härten. Dieter Renner vom Vorstand erläuterte die Idee, nach dem Vorbild Betzingens und analog zu den Schülerpaten auch Paten für Senioren zu gewinnen. Dabei soll es sich nicht um Menschen handeln, die Pflegeaufgaben übernehmen, sondern aus der Zeitung vorlesen, mit den Senioren spielen, Spaziergänge machen oder einkaufen gehen, erklärt Renner.
Der Pate sollte eine Vertrauensperson sein und seinen Schützling ein oder zweimal im Monat für rund zwei Stunden besuchen. Für die Koordination des Ganzen will der Förderverein einen verantwortlichen Steuerer beschäftigen. Der Gemeinderat hat dafür bereits seine finanzielle Unterstützung zugesagt. In Betzingen habe man für das Projekt ein Jahresbudget von 10 000 Euro, weiß Renner. Nach den Sommerferien will man in Kusterdingen starten. »Wir warten nur noch auf den Gemeinderat.«
In der Anlaufphase werde es schwierig sein, alte Menschen zu finden, die sich auf eine solche Patenschaft einlassen, vermutet Renner. Das werde die zentrale Herausforderung des Fördervereins im Herbst sein. Am Samstag, 14. Oktober, ist ein Tag der offenen Tür im Alten Schulhaus geplant, an dem sich vom Strickkreis bis zur Bücherei alle Gruppen präsentieren, die das Haus nutzen. (GEA)
SORGENDE GEMEINSCHAFT
Das Netzwerk ist ein Zusammenschluss von Einrichtungen der ambulanten, teil- und stationären Pflege: Diakoniestation Härten und Seniorenzentrum Gemeindepflegehaus Härten, Pflegestützpunkt, Förderverein Diakonie Härten, Bezirksseniorenrätin, Bürgerauto und SABE. Schirmherr ist Bürgermeister Jürgen Soltau. Das Netzwerk-Logo zeigt hilfsbedürftige Menschen und Menschen in Gemeinschaft wie einen Rollstuhl- und einen Rollator-Fahrer in einem Lichtkreis, umgeben von einem offenen Quadrat. Offen, damit immer etwas hinein und hinaus kann, erklärt Birgit Romanowicz. (GEA)