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Aktuell Kommunalwahl

Abschaffung der unechten Teilortswahl in Mössingen nützt Talheim

Die Abschaffung der unechten Teilortswahl hat Talheim genützt und Öschingen nicht geschadet

Das Mössinger Rathaus. GEA-FOTO: MERKLE
Das Mössinger Rathaus. Foto: Michael Merkle
Das Mössinger Rathaus.
Foto: Michael Merkle

MÖSSINGEN. So wollten sie es nicht haben. Dass der Mössinger Gemeinderat dennoch gegen das Votum der Ortschaftsräte aus Öschingen und Talheim die unechte Teilortswahl abgeschafft hat, hat den Ortschaften bei der Kommunalwahl am Sonntag nicht geschadet. Im Gegenteil: Talheim wird künftig vier Vertreter im Gemeinderat haben, mit der unechten Teilortswahl wären es nur zwei gewesen. Für den Mössinger Oberbürgermeister Michael Bulander die Bestätigung, dass die Entscheidung richtig war: »Es ist so eingetreten, wie wir es prophezeit haben: Die Abschaffung der unechten Teilortswahl wird für die Ortsteile kein Nachteil sein.«

Das haben die Ortschaftsräte mehrheitlich anders gesehen, als ihnen die Verwaltung im März 2023 den Vorschlag präsentierte, die unechte Teilortswahl abzuschaffen. Dieses mehr als 50 Jahre alte Relikt aus der Zeit der Gemeindereform hätte Öschingen drei und Talheim zwei Sitze im Gemeinderat garantiert – und diese Sicherheit wollten die Ortschaftsräte nicht aufgeben.

Zwar unterstützten die beiden Ortsvorsteher Wolfgang Eißler aus Öschingen und Elmar Scherer aus Talheim die Verwaltung, aber das reichte nicht aus. Mit deutlicher Mehrheit stimmten beide Ortschaftsräte gegen den Vorschlag der Verwaltung, den diese unter anderem auch damit begründet hatte, dass das Auszählen bei der Wahl einfacher würde. Allerdings setzte sich dann auch der Gemeinderat mit großer Mehrheit über das Votum der Ortschaftsräte hinweg.

»Ich habe mich für die Abschaffung der unechten Teilortswahl eingesetzt«

»Es war eine sehr schwierige Diskussion, aber es war an der Zeit. Ich bin froh, dass dieses Kapitel zu Ende ist«, gesteht Elmar Scherer. Für Talheim, das mit der unechten Teilortswahl zwei Sitze im Gemeinderat gehabt hätte, ist es ein gutes Ende. Neben Steffen Eissler (8.304 Stimmen) und Elmar Scherer (6.814) haben auch Saskia Geiser (5.782) und Matthias Schaal (8.144) den Sprung in den Gemeinderat geschafft. Und mit ein bisschen Glück, ist Scherer überzeugt, hätte es auch noch ein Sitz mehr werden können.

Elmar Scherer, FWV
Elmar Scherer, FWV

Für ihn selbst war die Wahl eine Zitterpartie: »Ich habe mich sehr eingesetzt für die Abschaffung der unechten Teilortswahl und war gespannt, ob ich dafür jetzt abgestraft werde.« Was aber überhaupt nicht der Fall war.

Bei den Wahlen zum Gemeinderat erreichte Scherer die fünfhöchste Stimmenzahl überhaupt, und bei den Wahlen zum Ortschaftsrat lag er unangefochten auf Platz eins. »Dafür bin ich sehr dankbar.«

Mit Blick auf den Gemeinderat sollte aus seiner Sicht die Herkunft aber ohnehin zweitrangig sein: »Wir Gemeinderäte müssen für die ganze Stadt denken, sonst haben wir im Gemeinderat nichts verloren.«

Wolfgang Eißler, FWV
Wolfgang Eißler, FWV

Erleichtert ist auch der Öschinger Ortsvorsteher Wolfgang Eißler. Er hat ebenfalls für die Abschaffung der unechten Teilortswahl geworben, nach der anderslautenden Entscheidung des Ortschaftsrats im Gemeinderat dann aber gegen die Abschaffung gestimmt. »Ich fühlte mich dem Votum des Ortschaftsrats verpflichtet«, erklärt er.

»Gute Kandidaten werden gewählt, ob mit unechter Teilortswahl oder ohne«

Jetzt sei Öschingen aber kein Nachteil entstanden: »Die Befürchtung, dass es weniger Sitze werden für Öschingen, hat sich nicht bestätigt.« Schließlich sind mit ihm selbst (6.708 Stimmen), Michael Zeeb (6.085) und Benjamin Schneider (4.389) drei Öschinger im künftigen Mössinger Gemeinderat, ob mit oder ohne unechte Teilortswahl. Aus Eißlers Sicht ist auch etwas Anderes wichtiger als der Wohnort: »Gute Kandidaten werden gewählt, ob mit unechter Teilortswahl oder ohne.« (pp)