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100. Geburtstag: Lebensretter feiern im Tübinger Freibad

Seit 100 Jahren gibt es die Tübinger Ortsgruppe des DLRG. Einsatz in Bädern und am Neckar.

Schauübungen und Boote gab es zum hundertjährigen Bestehen der DLRG Tübingen im Freibad zu sehen. FOTOS: STRAUB
Schauübungen und Boote gab es zum hundertjährigen Bestehen der DLRG Tübingen im Freibad zu sehen. FOTOS: STRAUB
Schauübungen und Boote gab es zum hundertjährigen Bestehen der DLRG Tübingen im Freibad zu sehen. FOTOS: STRAUB

TÜBINGEN. Vom 5-Meter-Brett seilten sich am Samstag im Tübinger Freibad Männer in Taucheranzügen ab. Zuerst langsam und vorsichtig das Seil hinab, dann mit einem Sprung ins Wasser. Die sogenannten Strömungsretter zeigten, wie in fließenden Gewässern und bei Hochwasser Menschen gerettet werden. Rings ums Freibadbecken verfolgten viele Kinder das Geschehen. Mit Schauübungen, Musik, Schlauchboot-Wettbewerben, Spielmobil, Fahrzeug- und Bootsausstellungen und großer Schaumkanone feierte das Tübinger DLRG seinen hundertsten Geburtstag.

»Die Kinder haben großen Spaß, es läuft super«, sagte Vorstandsmitglied Philipp Thiering. Nicht richtig funktionierte der Versuch, das Wasser ganz ohne bissigen Hai aus den Fontänen rot einzufärben. Das Mittel wurde von der Pumpe nicht ausreichend angesaugt und so blieb es bei einem bunten Fleck am Rand.

Tragödie auf der Seebrücke

An Infoständen und mit Bildern blicken die Verantwortlichen zurück auf hundert Jahre Einsatz für sicheres Baden in der Region. Ein friedlicher Julitag auf der beliebten Seebrücke von Binz auf der Insel Rügen endete im Jahr 1912 in einer verheerenden Tragödie. Die idyllische Szenerie wurde jäh unterbrochen, als ein Ausflugsdampfer an der Brücke anlegte und diese plötzlich zusammenbrach. Etwa 100 Menschen stürzten ins Wasser, es ertranken 16 Personen in den Fluten.

Foto: Andreas Straub
Foto: Andreas Straub

Dieses Ereignis war der entscheidende Auslöser: Im Jahr 1913 wurde die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft(DLRG) gegründet. Seitdem haben die Lebensretter Zehntausende vor dem Ertrinkungstod bewahrt. Heutzutage sind mehr als 41.000 DLRG-Mitglieder in ganz Deutschland aktiv und wachen über die Sicherheit von Badegästen und Wassersportlern.

Trotz der Fortschritte in der Schwimmausbildung und einem Großteil der Bevölkerung, der schwimmen kann, nehmen Badeunfälle wieder zu. Im Jahr 2022 ertranken mehr als 355 Menschen, 836 wurden gerettet. Besorgniserregend ist vor allem der steigende Anteil von Nichtschwimmern unter Grundschulkindern, berichtete Manuel Bachmann, zweiter Vorsitzender der Tübinger Ortsgruppe. Bäderschließungen aufgrund von Corona, hohe Energiepreise und Personalmangel trugen dazu bei.

Übungen in den Hallenbädern

Durch regelmäßige Übungsabende im Uhlandbad und im Hallenbad Nord werden verschiedene Gruppen trainiert, um möglichst viele gute Schwimmer und Retter auszubilden. Die zahlreichen verliehenen Schwimmabzeichen, vom Seepferdchen bis zum Rettungsschwimmer in Silber und Gold, zeugen von ihrem Erfolg. Die Tübinger DLRG-Jugend ist auch bei Bezirks- und Landesmeisterschaften erfolgreich und bietet zudem Kraulschwimmkurse und Aquafitness an.

Die DLRG Ortsgruppe Tübingen ist unverzichtbar für die Sicherheit der Tübinger Freibadsaison. Mit einer Gruppe von Beckenaufsichten sind sie seit Bestehen des Freibads dabei. Aber auch auf dem Neckar sind sie im Einsatz, unterstützt von Tauchern und Rettungsbooten, wie es zuletzt bei einem Stocherkahn-Unfall im Mai der Fall war.

DLRG-ORTSGRUPPE TÜBINGEN IN ZAHLEN

Fast 600 Mitglieder, 70 Rettungsschwimmer, mehr als 40 Ausbilder

583 Mitglieder zählt die DLRG-Ortsgruppe Tübingen derzeit, darunter 70 engagierte Rettungsschwimmerinnen und Rettungsschwimmer, die mit ihren Fähigkeiten Leben retten können. Um diese Kompetenz weiter auszubauen und neue Mitglieder zu gewinnen, bietet die Ortsgruppe jährlich fünf Rettungsschwimmkurse an, darunter spezielle Kurse für Sportstudierende. Die DLRG Tübingen zählt mehr als 40 Ausbilder. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 337 Wachstunden im Freibad Tübingen geleistet und 200 Schwimmabzeichen abgenommen. (stb)

Die Verantwortung der DLRG geht jedoch über die Rettungseinsätze hinaus. Die Mitglieder bieten Erste-Hilfe-Kurse an und organisieren ein abwechslungsreiches Freizeitprogramm für Jugendliche, einschließlich Jugendlager auf der Alb. »Die Gemeinschaft ist uns wichtig«, sagte Bachmann. Angesichts der Bedrohung durch Bäderschließungen in anderen Regionen engagiert sich die DLRG Ortsgruppe Tübingen aktiv im »Arbeitskreis Bäder« und setzt sich für das neue Hallenbad Süd ein. (GEA)