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Aktuell Hochwasser

Wie Mössingen und Ofterdingen vor Überflutungen geschützt werden können

Mössingen plant zusammen mit Ofterdingen einen gemeinsamen Schutz vor Hochwasser im Steinlachtal. 160 Gebäude sind laut aktuellen Berechnungen gefährdet.

Bereits 2018 war mit dem Bau von Kanälen zum Hochwasserschutz in Ofterdingen begonnen worden. Foto: Archivfoto Andreas Straub
Bereits 2018 war mit dem Bau von Kanälen zum Hochwasserschutz in Ofterdingen begonnen worden.
Foto: Archivfoto Andreas Straub

OFTERDINGEN. Ofterdingen kann sich am besten im Verbund mit weiteren Steinlach-Gemeinden gegen Hochwasser schützen: Werden Rückhaltebecken in Reihe geschaltet, steigen die Chancen auf sinkende Pegel gerade in versiegelten Siedlungsgebieten, sagte der Rottenburger Ingenieur Markus Heberle.

»Landauf, landab« berate sein Büro die Kommunen rund um Starkregen und Überschwemmung. Seit 2018 plane er auch für Ofterdingen und Mössingen. Den aktuellen Stand zeigte der Ingenieur in der Ofterdinger Zehntscheune dem Gemeinderat und rund 15 Gästen.

Sieben Brücken überlastet

Hochwasser kann in Ofterdingen entlang der Steinlach nur an wenigen Stellen abgepuffert werden, erklärte der Ingenieur. Bei einem Jahrhundert-Hochwasser seien rund 160 Gebäude betroffen, zudem sieben Brücken überlastet.

Heberles Büro berechnete zudem das wahrscheinliche Abfluss- und Ablaufverhalten umliegender Gewässer wie Öschenbach, Tannbach, Buchbach und Geißbach, und erstellte daraus ein hydrologisches Modell. Topografische Karten und ein Diagramm mit verschiedenen Wasserhöhen lassen erahnen, wie sich ein Gewässer ins nächste ergießt und dieses anschwellen lässt, sodass es versiegelte Siedlungsflächen überschwemmt.

Über Talheim und über Mössingen entlang der Steinlach, oberhalb von Öschingen am Öschenbach, am Tannbach über Ofterdingen und am Buchbach über Belsen könnten Rückhaltebecken entstehen, sagte der Ingenieur. Außerdem müssten die Verdolungen von Geißbach und Buchbach vergrößert werden. In Ofterdingen braucht es außerdem neue Brücken. Ein Rückhaltebecken über Mössingen etwa könne den Abfluss der Steinlach von 60 Kubikmetern pro Sekunde auf gut 25 Kubikmeter pro Sekunde senken.

Lösung nur im Verbund

»Nur im Verbund« werde die Schadensminderung maximiert, sagte der Ingenieur. Sein Team erstellte einen gemeinsamen Kostenschlüssel für Mössingen, Ofterdingen und Dußlingen. Dabei muss Mössingen knapp die Hälfte und Ofterdingen 45 Prozent der 2020 veranschlagten Kosten von 3,52 Millionen Euro schultern. Teils gibt es dafür auch noch Förderungen. Vielleicht werde sich Nehren den vereinten Planungen noch anschließen, überlegte Heberle. Und für den Tannbach sei er mit der Verwaltung im Gespräch für eine Machbarkeitsstudie. Dieses Teilprojekt hänge allerdings zudem von der möglichen Verlegung der B 27 ab.

Solide Planungsgrundlage

Projekte zur gesteigerten Aufenthaltsqualität wie die »erlebbare Steinlach« in Mössingen werden durch Rückhaltebecken nicht gefährdet, beruhigte Heberle Peter Müller (FWV). Rein von der errechneten Hydraulik her brauche es die neuen Brücken im Ort, ohne jedoch Faktoren wie deren baulichen Zustand einzubeziehen, sagte der Fachmann, als Ute Heß (SPD) nachhakte. Zu beschließen gebe es zu diesem Sitzungspunkt nichts, doch sei der Planungsstand eine solide Grundlage für die Nachfolger des amtierenden Gremiums, fand Bürgermeister Joseph Reichert. (mob)