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Aktuell Versammlung

Unwetter und Brandstiftung: Freiwilligen Feuerwehren tagt im Kreis Tübingen

Die Führungskräfte der freiwilligen Feuerwehren im Kreis tagten in Dußlingen

Das Fahrzeug hinter Kreisbrandmeister Marco Buess, Sven Laichinger (Kommandant der Dußlinger Feuerwehr) und Dußlingens Bürgermei
Das Fahrzeug hinter Kreisbrandmeister Marco Buess, Sven Laichinger (Kommandant der Dußlinger Feuerwehr) und Dußlingens Bürgermeister Thomas Hölsch ersetzte das noch recht neue Fahrzeug, das im Juni 2021 während des Starkregen-Einsatzes im Dußlinger Tunnel verschrottet werden musste. FOTO: STURM
Das Fahrzeug hinter Kreisbrandmeister Marco Buess, Sven Laichinger (Kommandant der Dußlinger Feuerwehr) und Dußlingens Bürgermeister Thomas Hölsch ersetzte das noch recht neue Fahrzeug, das im Juni 2021 während des Starkregen-Einsatzes im Dußlinger Tunnel verschrottet werden musste. FOTO: STURM

DUSSLINGEN/TÜBINGEN. Die Führungskräfte der freiwilligen Feuerwehren im Landkreis trafen sich zur Dienstversammlung in der Dußlinger Kulturhalle. Kreisbrandmeister Marco Buess fasste die Ereignisse seit dem letzten Treffen zusammen. Die Rottenburg Drohneneinheit, die erste einer Feuerwehr im Landkreis, führte nach der Pause vor, wie sie bei Einsätzen arbeitet.

»Wir haben einen kleinen Tunnel, der manchmal als Regenüberlaufbecken verwendet wird«, eröffnete Dußlingens Bürgermeister Thomas Hölsch in seinem Grußwort. Er spielte auf einen Großeinsatz im Landkreis an: Der Starkregen am 28. Juni 2021 spülte Schlamm und Steine in den B-27-Tunnel unter Dußlingen hindurch, die Pumpen des Bauwerks versagten. Das Wasser stieg derart stark, dass der Fahrer eines im Tunnel festsitzenden Transporters in Todesgefahr geriet. Ein Gruppenführer der Dußlinger Wehr entschied sich kurzerhand dazu, mit einem erst jüngst angeschafften Fahrzeug hineinzufahren, um den Mann zu retten. Das Fahrzeug wurde überflutet, die Mannschaft musste samt dem Fahrer des Transporters auf das Dach.

Brandstiftung im Keller

Andere Kameraden setzten ein Boot ein, um alle aus dem Tunnel heraus zu bekommen. Der Wasserstand war so hoch, dass die Kameraden gar die Köpfe einziehen mussten. Alle kamen heil davon. Das Fahrzeug der Feuerwehr musste verschrottet werden. »Wir haben alle Hebel in Bewegung gesetzt, um Ersatz zu beschaffen«, sagte Kreisbrandmeister Marco Buess. Ohne vorige Ausschreibung bekam die Dußlinger Feuerwehr vom Hersteller ein neues Fahrzeug zum selben Preis wie das nun schrottreife.

Fünf Tage vor der Tunnelüberflutung setzte ein Hagelunwetter im ganzen Kreis unter anderem das Impfzentrum in Tübingen außer Gefecht – das Wasser stand 1,20 Meter hoch. Der dritte gravierende Einsatz der letzten beiden Jahre, laut Buess, war jener am 21. Oktober 2022 in Kirchentellinsfurt: Brandstiftung im Keller eines Hochhauses. Mehr als 50 Personen wurden evakuiert. Nur wenige mussten wegen Rauchgasverletzungen behandelt werden.

»Wir sind in Krisensituationen gut aufgestellt«, fasste Landrat Joachim Walter in seinem Grußwort zusammen. Anders als in vielen Vereinen passiert hätten die Feuerwehren im Kreis während der Corona-Pandemie keinen Mitgliederschwund hinzunehmen gehabt. Sein Dank galt der gesamten »Blaulicht-Familie«: Feuerwehren, Technisches Hilfswerk und Rotes Kreuz – sie seien Säulen der Gesellschaft, so Walter. 2022 blieb der Kreis Tübingen von verheerenden Unwetterlagen verschont. Laut Kreisbrandmeister Buess ging die Zahl der Brände hoch. Die Gründe dafür seien noch nicht bekannt. Dafür ging die Zahl der Fehleinsätze zurück: »Die Brandmeldetechnik wird immer besser«, sagte Buess. Mittlerweile könne man Rauchmelder selbst in vernebelten Diskotheken einsetzen.

Die meisten Einsätze wurden in Tübingen verzeichnet, die wenigsten, neun, in Hirrlingen. Die meisten Einsätze pro Einwohner in der Gemeinde gab es in Ofterdingen. Dort, so Buess, stehe die Feuerwehr unter hoher Belastung. Die Zahl der weiblichen Kräfte in den Feuerwehren im Kreis sei weiter angestiegen, in den Jugendfeuerwehren seien die Zahlen konstant. Bei den Kindergruppen seien Zuwächse zu verzeichnen, so der Kreisbrandmeister.

Buess sagte, nach Corona habe man in der Ausbildung Gas gegeben: Die Kameraden in Rottenburg boten drei zusätzliche Atemschutz-Lehrgänge an, die von 112 Teilnehmern absolviert wurden. In allen Bereichen zusammen (etwa Belastungsübungen, in die Grundausbildung integrierte Sprechfunk-Übungen, oder Maschinisten-Lehrgänge) wurden 412 Teilnehmer geschult.

42 Kameraden ausgezeichnet

Es mangelte an Gruppenführern. Weil an der Landesfeuerwehrschule zu wenig Plätze verfügbar waren organisierte die hiesige Feuerwehr kreiseigene Lehrgänge für Gruppenführer auf dem Hoeckle-Areal in Mössingen – »ein Novum im Land Baden-Württemberg«, sagte Buess. Am Freitag ging der zweite Lehrgang zu Ende, die Feuerwehr im Kreis hat nun 24 neue Gruppenführer.

Landrat Joachim Walter zeichnete 42 Kameraden für 40 Jahre Mitgliedschaft in den Feuerwehren im Kreis aus. Vorher nannte Marco Buess die veränderten Personalien: Steffen Kratzel löste am 1. Januar dieses Jahres Michael Oster als Kommandant der Tübinger Feuerwehr ab.

Jürgen Mohl löste bereits am 11. De-zember 2019 Thomas Rempfer als Schiedsrichter-Obmann ab. Seit dem ersten Februar diesen Jahres leitet Klaus Knöller die neu geschaffene Abteilung Bevölkerungsschutz und Krisenmanagement. (mac)