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Wo ist die Luft zum Atmen?

REUTLINGEN. Ich bin eine arme Schülerin. Eigentlich bin ich ja gar nicht arm. Ich hab genügend zu essen, eine glückliche Familie, nette Freunde und viele interessante Hobbys. Warum fühle ich mich jetzt trotzdem arm?

Ein Auszug aus einer ganz normalen Schulwoche einer Schülerin im neunten Schuljahr: Montag: 7.35 bis 12.45 Uhr Schule, ab 14 Uhr Hausaufgaben und Lernen auf Arbeiten, 17 bis 17.30 Uhr Harfenunterricht, 18 bis 18.30 Uhr Klavierunterricht, 20 Uhr Jugendprojekt.

Dienstag: 7.35 bis 15 Uhr Schule, ab 16 Uhr Hausaufgaben und Lernen auf Arbeiten.

Mittwoch: 7.35 bis 16 Uhr Schule, ab 17 Uhr Hausaufgaben und Lernen auf Arbeiten, 20 Uhr Gottesdienst.

Donnerstag: 7.35 bis 12.45 Uhr Schule, ab 14 Uhr Hausaufgaben und Lernen auf Arbeiten.

Freitag: 7.35 bis 12.45 Uhr Schule, ab 14 Uhr Hausaufgaben und Lernen auf Arbeiten, 17 bis 19 Uhr Zeichenkurs, 20 Uhr Chorprobe.

»Er rät mir, einen Milliardär zu angeln, damit ich später meine Ruhe habe«
Das heißt: jeden Morgen um 6.15 Uhr aufstehen und abends gegen 22 Uhr ins Bett gehen. Auf den ersten Blick denken Sie vielleicht, das ist ja gar nicht so viel. Allerdings wenn weitere Aktivitäten wie Geburtstagsfeiern oder gerade in der Adventszeit viele Proben und Vorbereitungen auf Weihnachten anfallen, dann frage ich mich manchmal: Wo ist die Luft zum Atmen?

Wenn dann noch die Eltern von einem verlangen, im Haushalt zu helfen, könnte es kritisch werden. »Wenn das schon in der Schule so ist - wie soll das dann erst im Berufsleben sein«, hat mein Onkel neulich zu mir gesagt. Er rät mir deshalb, einen Milliardär zu angeln, damit ich später meine Ruhe habe. Nächstes Jahr fliegen wir gemeinsam nach New York, wer weiß, vielleicht finde ich ihn ja da. (ZmS)

Samira Schenk, Fiedrich-List-Gymnasium Reutlingen, Klasse 9 b