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Aktuell INTERVIEW 

Wissenschaft mit viel Praxisbezug

Studieren an der European Business School: Lilian Burth hat mit einem Professor über die Details gesprochen

Studenten der ESB freuen sich über das sehr gute Abschneiden der Reutlinger Hochschule im Bereich BWL. FOTO: HOCHSCHULE
Studenten der ESB freuen sich über das sehr gute Abschneiden der Reutlinger Hochschule im Bereich BWL. FOTO: HOCHSCHULE
Studenten der ESB freuen sich über das sehr gute Abschneiden der Reutlinger Hochschule im Bereich BWL. FOTO: HOCHSCHULE

REUTLINGEN. Was genau verbirgt sich hinter dem Kürzel ESB an der Reutlinger Hochschule? Lilian Burth aus der Klasse 9e am Friedrich-List-Gymnasium Reutlingen hat mit jemandem, der es wissen muss, gesprochen: Professor Dr. Christoph Binder unterrichtet an dieser Fakultät.

Herr Professor Binder, Sie sind Professor für Betriebswirtschaftslehre an der ESB Business School, kurz ESB, der Hochschule Reutlingen. Wie wird man eigentlich Professor?

Christoph Binder: Man wird berufen. Es gibt im Prinzip zwei unterschiedliche Wege, Professor zu werden. Für einen Lehrstuhl, also eine Professur an einer klassischen Universität, muss man neben einer einschlägigen Promotion – durch sie erwirbt man den Doktortitel – auch eine Habilitation beziehungsweise habilitationsähnliche Leistungen nachweisen. Für eine Professur an einer Hochschule für angewandte Wissenschaften muss man neben einer Promotion eine Berufserfahrung von mindestens drei Jahren außerhalb des Hochschulbereiches vorweisen. Diese Praxiserfahrung ist der Tatsache geschuldet, dass die Ausbildung und Vorbereitung der Studierenden auf das Berufsleben einen sehr zentralen Stellenwert einnimmt, wohingegen die Forschung und wissenschaftliche Betätigung an einer Universität mehr im Fokus steht.

Sie sind Studiendekan des Programms International Management. Was macht ein Dekan beziehungsweise Studiendekan an der Hochschule?

Binder: Der Dekan ist zusammen mit seinen Vizedekanen für die Gesamtleitung einer Fakultät verantwortlich und kümmert sich um die langfristige Ausrichtung und inhaltliche Schwerpunktsetzung der einzelnen Studiengänge. Demgegenüber ist der Studiendekan für einen Studiengang verantwortlich und der direkte Ansprechpartner für die Studierenden. Als zukünftige Studierende werden Sie also größtenteils mit dem Studiendekan sowie seinen Mitarbeitern Kontakt haben, wenn es etwa um Fragen zu Ihrem Studienablauf geht. Wichtig ist noch zu erwähnen, dass alle Führungsfunktionen wie Dekan oder Studiendekan an einer Hochschule zeitlich begrenzte Wahlämter sind, für die man sich immer wieder neu qualifizieren muss.

»Die Anzahl der Studierenden hat sich in den letzten sieben Jahren verdoppelt«

Wie kann ich mir ein Studium der Betriebswirtschaftslehre vorstellen? Was sind die Inhalte des Studiums?

Binder: Die Betriebswirtschaftslehre befasst sich mit den verschiedenen Fragestellungen, die ein Unternehmen hat, um seine langfristige Überlebensfähigkeit sicherzustellen. Wichtige Fragen sind hier etwa, wie ich meine Produkte vermarkte und die Kunden diese einschätzen. Hierfür ist die Funktion des Marketings verantwortlich. Oder wichtige Zahlen, um etwa den Erfolg des Unternehmens einschätzen zu können. Hierfür ist das Controlling der Ansprechpartner. Wenn es darum geht, wie sich das Unternehmen in den kommenden Jahren positionieren soll, dann ist die Strategieabteilung in der Verantwortung. Wie Sie sehen, sind verschiedene Disziplinen und deren Zusammenspiel im Kern Inhalte eines betriebswirtschaftlichen Studiums. Weitere Fragstellungen wie etwa die Ausgestaltung von Verträgen oder das Zusammenspiel von Unternehmen werden dann im Rahmen von Vorlesungen zu Recht und Volkswirtschaftslehre behandelt.

Worin unterscheidet sich die Hochschule in Reutlingen von anderen Hochschulen beziehungsweise Universitäten?

Binder: Als Hochschule für angewandte Wissenschaften haben wir insbesondere den Auftrag, die uns anvertrauten Studierenden auf das spätere Berufsleben gut vorzubereiten und die »Employability« sicherzustellen. Diesem Auftrag liegt die Verpflichtung zugrunde, die Schnittstelle zwischen theoretischer Wissensvermittlung und Anwendungsorientierung bestmöglichst abzubilden. Dabei darf natürlich der Aspekt der anwendungsorientierten Forschung und der Schaffung von neuem Wissen, der »Wissenschaft« also, nicht zu kurz kommen. Des Weiteren ist der direkte Kontakt und intensive Austausch mit den Studierenden von zentraler Bedeutung. Wir haben überdurchschnittlich viele Kontakte zu mittelständischen Unternehmen und Konzernen in der Region sowie auch überregional und international. Die Unternehmen kommen sehr gerne auf unseren Campus, um in Vorlesungen, Workshops den direkten Kontakt zu den Studierenden zu suchen. Dies finden beide Seiten wirklich klasse, es bereichert das Studium für alle Beteiligten. Außerdem ist die Hochschule Reutlingen sehr international aufgestellt. Wir haben im Schnitt mehr als 80 Nationalitäten – insgesamt rund 1 500 internationale Studierende – auf unserem Campus, während des Semesters. 2010 wurden wir als internationalste Hochschule Deutschlands ausgezeichnet. Lassen Sie es mich so zusammenfassen: Wir sind ganz gut unterwegs und müssen uns durchaus nicht gegenüber Universitäten verstecken. Dies gilt insbesondere für die Bereiche Praxisbezug und Internationalität.

Wie viele junge Menschen studieren an der Hochschule Reutlingen und wie viele schließen pro Jahrgang ab? Was machen die Studierenden nach ihrem Abschluss?

Binder: An unserer Hochschule haben wir rund 6 000 Studierende. Die Anzahl hat sich in den letzten etwa sieben Jahren verdoppelt. Der Anteil der ESB Business School an der Gesamtanzahl liegt bei 45 Prozent, das entspricht etwa 2 600 Studierenden der internationalen Betriebswirtschaftslehre und des Wirtschaftsingenieurwesens. Pro Jahr haben wir etwa 1 000 Absolventen. Geschätzt etwa 50 Prozent der Absolventen kommen in regionalen Unternehmen im Umkreis von etwa 100 Kilometern unter, die anderen 50 Prozent im überregionalen und internationalen Bereich. (ZmS)