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Aktuell Flüchtlinge

Wie schaffen wir das?

TÜBINGEN. Täglich fliehen rund 6 000 Menschen zu uns nach Deutschland. Das bringt viele offene Fragen mit sich. Wie schaffen wir das? Wo bringen wir all die Menschen unter? Woher kommen sie? Was haben sie erlebt? Wo wird ihnen geholfen? Wie kann man helfen? Es gibt viel Streit in der Flüchtlingsfrage. Die Meinungen reichen von »wir sollten keine Flüchtlinge mehr aufnehmen« bis »alle sollen die Möglichkeit haben, zu uns zu kommen«. Wir haben zu diesem Thema Schülerinnen und Schüler der neunten Klassenstufe des Wildermuth-Gymnasiums in Tübingen befragt.

Johann Stötzer denkt beispielsweise, dass wir zwar Probleme haben, den Flüchtlingsstrom zu bewältigen, aber wir nicht vergessen dürfen, dass der Kern des Problems in den Krisenländern liegt. Emma Hegarty findet es positiv, dass Deutschland Flüchtlinge aufnimmt, auch wenn sie es besser fände, sie müssten gar nicht erst fliehen. Bianca Geiger wiederum findet es in der derzeitigen Situation schwierig, dass man Probleme oft nicht offen ansprechen könne, da man sonst schnell als fremdenfeindlich abgestempelt werde.

Neben allen Sorgen und Ängsten gibt es jedoch auch viele Möglichkeiten, den Flüchtlingen konkret zu helfen und mit ihnen in Kontakt zu treten. So haben wir mit Ruben Malina, einem hauptamtlichen Flüchtlingsbetreuer des Asylzentrums Tübingen, gesprochen. Zwei Mal wöchentlich wird hier das »Café International« veranstaltet, ein Treffpunkt zur Begegnung von Einheimischen und Flüchtlingen.

Schwierige Suche nach Arbeit

Ruben Malina hat uns auf Probleme in Tübingen aufmerksam gemacht. Zum Beispiel gibt es schon sehr viel gespendete Winterkleidung, doch die Flüchtlinge werden nicht genügend darüber informiert. Deshalb haben wir bei einer Sammelaktion an unserer Schule auch speziell einzelne Flüchtlingsgruppen eingeladen, damit sie sich etwas Passendes aussuchen können. Denn alleine das Sammeln bringt nicht all zu viel. Ansonsten kann man auch Geld spenden. Am besten gezielt, etwa für Bildung. Dieses Geld wird dann für Lehrbücher beziehungsweise Sprachkurse verwendet.

Eine weitere Möglichkeit, Flüchtlingen zu helfen oder mit ihnen in Kontakt zu treten, schildert die 17-jährige Franziska App: »Ich helfe bei einer Kindergruppe in Wankheim, bei der wir einmal in der Woche mit den Flüchtlingskindern spielen und basteln. Die Eltern sind dankbar, dass wir uns mit ihren Kindern beschäftigen und die Kinder selbst sind dankbar für die Abwechslung.«

Das größte Problem jedoch ist, dass die Flüchtlinge oft viele Monate auf die Bearbeitung ihres Asylantrags warten müssen. In dieser Zeit können sie nichts anderes tun als warten. Denn sie dürfen nicht arbeiten und haben teilweise nicht einmal die Möglichkeit einen Sprachkurs zu besuchen. Selbst wenn sie dann nach sechs Monaten arbeiten dürften, bekommen sie häufig nur dann die Chance auf eine Stelle, wenn sich kein Deutscher dafür finden lässt. Da dies nur selten der Fall ist, bleiben viele Flüchtlinge arbeitslos. Erschwerend kommt dazu, dass die Zeugnisse und Qualifikationen aus ihren Heimatländern oft aus Kostengründen nicht übersetzt werden können. Auch wissen viele Flüchtlinge nicht, an wen sie sich überhaupt wenden können.

Bereicherung und Wertschätzung

Seine Arbeit empfindet Ruben Malina aber nicht als Belastung, sondern als Bereicherung. »Ich schätze den interkulturellen Austausch sehr. Man merkt, dass die Flüchtlinge fleißig und oft hochintelligent sind. Wenn man ihnen Wertschätzung entgegen bringt, sind sie eine große Bereicherung für unsere Gesellschaft.« Diese Atmosphäre der Wertschätzung war auch bei unserem Besuch im »Café International« deutlich spürbar. (ZmS)





Jule Kössl und Johanna App, Wildermuth-Gmnasium, Tübingen, Klasse 9b