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Wer ist die Person da im Spiegel?

REUTLINGEN. Im Landkreis Reutlingen sind zurzeit rund 3 000 Menschen an Alzheimer erkrankt. Diese Krankheit verläuft schleichend und tückisch. Trotz jahrelanger Forschungen ist ihre Ursache noch nicht geklärt. Bisher ist nur bekannt, dass sich bei Alzheimerkranken anormale Ablagerungen aus einem bestimmten Eiweiß im Gehirn befinden. Ob das aber Ursache oder Folge der Krankheit ist, ist wiederum nicht klar.

Die Zahl der Erkrankungen ist erschreckend hoch: Etwa 27 Prozent der 85- bis 89-Jährigen leiden unter der Krankheit. Bei 90-Jährigen sind mehr als ein Drittel (37 Prozent) betroffen. Das erste Symptom ist die zunehmende Vergesslichkeit. Der Beginn der Krankheit ist für Alzheimerpatienten die schwierigste Zeit, da sie bewusst wahrnehmen, wie ihr Verstand und ihr Erinnerungsvermögen abnehmen.

Das löst manchmal Depressionen aus. Sie schämen sich dafür und trauen sich nicht, einen Arzt oder eine Beratung aufzusuchen. Auch für die Angehörigen ist diese Zeit nicht leicht. Oft kommt es zu Streitereien, da Alzheimerpatienten unter Umständen felsenfest behaupten, eine Verabredung nicht vergessen zu haben, um zu verschleiern, dass ihr Gedächtnis abnimmt.

Die immergleichen Fragen

Hinzu kommen dann zunehmende Schwierigkeiten beim Denken und Verstehen und eine Abnahme der Sprachfähigkeit. Es kann durchaus passieren, dass Alzheimer-Patienten sich in ihrer eigenen Wohnung verlaufen oder nicht mehr wissen, wie der Wasserhahn zugemacht wird. Irgendwann ist das Gedächtnis der Alzheimerpatienten soweit zurückgebildet, dass sie gar nichts mehr aufnehmen können.

Ein charakteristisches Merkmal ist, dass ein Alzheimerpatient an einem Tag dieselbe Frage immer wieder stellt. Wenn das Langzeitgedächtnis dann von der Krankheit betroffen wird, vergisst ein Alzheimerpatient alles: nahe Verwandte, Tischmanieren, wie man einen Löffel hält und noch vieles mehr. Individuelle Fähigkeiten können aber erhalten bleiben, Rechnen oder Lesen beispielsweise.

Die Kindheit ist die Lebenszeit an die sich Alzheimerpatienten im fortgeschrittenen Krankheitsstadium am längsten erinnern können. Dazu gehören auch Lieder und Gebete aus dieser Zeit. Auf Kinderbildern erkennt sich der Alzheimerpatient wieder, während er im Spiegel eine fremde Person sieht. In diesem Krankheitsstadium fehlt den Betroffenen das logische Denkvermögen. Der Patient reagiert nur noch auf seine Gefühle. Spürt er zum Beispiel weihnachtliche oder einfach nur eine gute, angenehme Atmosphäre, strahlen seine Augen. Dies geschieht dann instinktiv ohne jeglichen Denkvorgang. Der Alzheimerpatient fühlt sich dann einfach wohl.

Die Alzheimerberatungsstelle des Deutschen Roten Kreuzes in Reutlingen bietet Betroffenen und Angehörigen fachliche Unterstützung an. Der Umgang mit Alzheimerkranken ist anfangs sehr schwer, da man mit den Reaktionen und Verhaltensweisen der Alzheimerpatienten nicht vertraut ist. Da hilft einem dann die Alzheimerberatungsstelle in der Rommelsbacher Straße 7 weiter. Angehörige werden dort im Umgang mit Alzheimerkranken geschult.

Viele ehrenamtliche Mitarbeiter

Auch werden dort Gruppenstunden angeboten, wo Alzheimerpatienten im Anfangsstadium der Krankheit betreut werden. Dort wird dann zusammen geredet, gespielt und Übungen gemacht, um die Muskeln zu stärken, da Alzheimerkranke von sich aus sich wenig bewegen. Das Beisammensein fördert besonders das Wohlbefinden der Alzheimerpatienten.

Der Häusliche Unterstützungsdienst (HUD) betreut Alzheimerkranke zu Hause, wenn die Angehörigen zum Beispiel abends in ein Konzert gehen wollen. Der HUD besteht aus zahlreichen ehrenamtlichen Mitarbeitern. Sie fördern gezielt, was die Alzheimerpatienten gerne tun und noch tun können. (ZmS)



Luu Minh-Khoi Ngo und Eva-Maria Werkmann, Albert-Einstein-Gymnasium Reutlingen, Klasse 10c