Dominik Kuhn: Es fing 2005 mit der Synchronisation der Anti-Terror-Serie »24« an und entstand sozusagen aus Feierabendlaune und ich dachte mir das wär’ doch mal cool, wenn die Schwäbisch schwätze däded.
Wie haben Sie dann weiter gemacht und warum?
Kuhn: Zuerst habe ich nur »24« gemacht, bis 2006, dann kamen noch andere Spielfilme dazu wie »Bruce Willis« und »Rocky Balboa«, weil es den Leuten gefallen hat. Das sehe ich an den Klicks auf den Internetplattformen. Und Anfang 2008 riefen dann die SWR-Leute an.
»Hätte ich gewusst, dass ich unter dem Namen berühmt werde, hätte ich einen anderen genommen«Wie machen Sie die Synchros und woher kommen die Ideen?
Kuhn: Ich habe meistens keine großen Ideen vorab, sondern die Themen und Ideen kommen meist spontan. Aber ein Grundrezept existiert schon: Das Gefälle zwischen Bild und Ton muss möglichst groß sein, das heißt wenn im Bild etwas besonders Ernstes geschieht, muss der Ton sozusagen vollkommener Schwachsinn sein und umgekehrt genauso, dann wird’s lustig. Auf Schwäbisch ist das dann besonders lustig. Denn dass der Jack Bauer kein Schwabe ist, blickt jeder und das versteht auch das Auge und das Gehirn. Aber vom Ohr kommt was völlig Widersprüchliches und das macht den Reiz aus. Wie ich das mache? Also ich schaue mir da Szenen zum Beispiel im Fernsehen an und sehe: die Szene könnte lustig sein. Dann lade ich sie mir auf den PC und setze mich dann einfach ins Studio und fange an. Also große Vorbereitung oder Ähnliches gibt’s da nicht. Manche Szenen muss ich noch ein bisschen zurechtschneiden, wobei das bei Spielfilmszenen kaum der Fall ist, die sind von Haus aus oft schon perfekt. Wenn ich dann den groben Schnitt habe, setze ich mich in mein Tonstudio und synchronisiere drauf los. Alle Stimmen spreche ich selber, bei den Frauenstimmen helfe ich ein klein wenig mit der Technik nach.
Wie viel Zeit benötigen Sie für eine circa drei Minuten lange Folge?
Kuhn: Das kommt auf die Art des synchronisierten Materials an. Ein Spielfilm ist viel schneller zu synchronisieren als dokumentarisches Material wie zum Beispiel Interviews, da im Spielfilm die Dialoge meist schon sehr sauber inszeniert sind. Szenen aus dem richtigen Leben, wie auch die Schwäbisch-Folgen aus dem Bundestag, die ich derzeit jede Woche für die SWR Landesschau mache, kosten sehr viel Zeit, da ich da sehr viel schneiden und hin- und herschieben muss. Das kann bis zu zwölf Stunden gehen. Eine gute Spielfilmszene ist meistens in drei bis vier Stunden fertig.
Wie sind Sie auf den Namen »Dodokay« gekommen?
Kuhn: Das ist eigentlich eine ganz dumme Geschichte. Als kleiner Junge, also praktisch seit ich denken kann, war mein Spitzname immer »Dodo«. Und als ich mich dann 1989 bei der GEMA, einer Urheberrechtsgesellschaft für Musiker, angemeldet habe, war mein Künstlername »Dodo K.«. Als ich mich dann auf Internetportalen wie »youtube« angemeldet habe, konnte man dort öfters kein Leerzeichen setzen und deshalb habe ich mich dann »dodokay« genannt, also die ausgeschriebene Version von meinem Künstlernamen. Hätte ich damals gewusst, dass ich unter dem Namen »berühmt« werde, hätte ich einen anderen genommen.
Wie sind Sie dann zum SWR gekommen?
Kuhn: Der SWR rief Anfang 2008 an und der Redakteur fragte mich, ob ich die Synchronisationen nicht auch für eine Sendung machen könnte und da hab ich dann ja gesagt.
Was machen Sie beruflich und haben Sie noch andere Aktivitäten?
Kuhn: Ich bin Musiker mit einer Band, die ich aber die letzten zwei Jahre auf Eis gelegt habe. Nebenher übersetze ich Star-Wars-Bücher aus dem Englischen ins Deutsche für den Panini-Verlag in Stuttgart und arbeite als Toningenieur in meiner Einmannfirma »Starpatrol-Entertainment«.
Was ist Ihre Lieblings-Synchro?
Kuhn: »Bruce Willis und seine eBay-Probleme«, aus der »Stirb Langsam«-Synchronisation.
An was arbeiten Sie gerade?
Kuhn: Im Moment arbeite ich fast nur an sechs Folgen »Die Welt auf Schwäbisch« à 30 Minuten, die nach Weihnachten erscheinen, und die beanspruchen mich Tag und Nacht.
Möchten Sie das auch in Zukunft fortführen?
Kuhn: Das weiß ich noch nicht, denn ich bin ein Typ, dem sehr schnell langweilig wird. Wenn ich etwas zu lang mache, dann ödet mich das an und dann muss ich gleich wieder was Neues machen. Von daher ist das nicht sicher. Ich mach’ jetzt auf jeden Fall die »Welt auf Schwäbisch« zu Ende und werde mich nächstes Jahr wieder meiner Band widmen, die durch meine unerwartete »YouTube-Karriere« sozusagen aufs Abstellgleis geraten ist.
Vielen Dank für das Interview!
Programmtipp: »Die Welt auf Schwäbisch« - Der Bundestag als SV 49 Leimerstetten - jeden Freitag gegen 18.45 Uhr in der SWR-Landesschau! (ZmS) //
Jan-Steffen Fischer und Daniel Konzelmann, Albert-Einstein-Gymnasium Reutlingen, Klasse 9a