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Wenn die Natur zum Konkurrenzgebiet wird

Reutlingen. (ZmS) Mountainbiking hat sich in den vergangenen Jahren zu einem beliebten Hobby entwickelt. Für viele Wanderer sind die Sportler auf ihren grobstollig bereiften Rädern jedoch ein Albtraum. Besonders wenn Mountainbiker auf Waldwegen unterwegs sind, ist Streit vorprogrammiert.

»Konflikte zwischen Radfahrern und Wanderern, ja, da ist mir einiges bekannt«, sagt Otto Buchegger, der Herausgeber der Zeitschrift »Tübinger Tipps«. »Alle kämpfen um ihren Platz auf den Waldwegen. Mountainbiker und Jogger sind für die Wanderer zum Teil nur Störenfriede. Manchmal kann es passieren, dass Wanderer von hinten von schnellfahrenden Bikern überrascht werden. In der Hinsicht ist ihr Ärger über Mountainbiker verständlich.«

Doch es gibt auch Mountainbiker, die sich dieses Ärgernisses durchaus bewusst sind, so zum Beispiel Henrik Junger, ein »Freerider« aus Gönningen: »Ich versuche, mich in solchen Situationen bemerkbar zu machen und fahre dann mit möglichst viel Abstand langsam vorbei. Besonders bei älteren Menschen muss man sehr vorsichtig und geduldig sein, da diese häufig recht schreckhaft sind, nicht so sicher laufen und häufig auch nicht so gut hören.«

Zu einer extremen Streitsituation kam es vor zwei Jahren. Laut eines Artikels der Pirmasenser Zeitung vom 15. September 2000 kam es bei einem Streit zwischen Wanderern und Radlern sogar soweit, dass einer der Wanderer sich durch einen Tritt eines Radfahrers eine Prellung am Bauch zuzog. Solche Situationen sind im Alltag jedoch äußerst selten, und beide Seiten bemühen sich um gegenseitige Rücksichtnahme.

Auch haben viele Wanderer zum Thema Mountainbiking eine neutrale Meinung. Wie Regina Schödel-Schmid: »Solange sie Rücksicht auch auf Tiere nehmen, hab' ich überhaupt nichts gegen sie«, versichert die Hobby-Wanderin. In Sachen Natur sind Mountainbiker auch alles andere als darauf aus, sie zu zerstören. »Als Mountainbiker fahre ich nicht gegen die Natur, sondern mit und in ihr. Ich bin auf die Natur ja auch angewiesen. Sie ist beim Mountainbiken von großer Bedeutung«, erzählt Henrik Junger. »Dass ich mit meinem Hobby gelegentlich Tiere aufschrecke, ist mir bewusst. Ich versuche das auch einzuschränken, aber ich glaube, dass dies bei Reitern oder Wanderern mit kleinen Kindern auch der Fall ist.« Er hat auch gleich noch ein paar Lösungsvorschläge zum Thema parat: »Da die Zahl der Mountainbike-Begeisterten stetig zunimmt, wäre es meiner Ansicht nach an der Zeit, das ausgeschilderte Wegenetz für Mountainbiker auszubauen, wie es zum Beispiel im Schwarzwald der Fall ist. Ich bin auch überzeugt davon, dass viele Sportler bereit wären, selbst Hand anzulegen und mitzuwerkeln. Spezielle Wege für Mountainbiker sind auch deshalb sinnvoll, weil uns das Forstgesetz ja verbietet, auf Wegen von unter 1,5 Metern Breite unterwegs zu sein. Für uns sind aber gerade diese Wege interessant.«



Roman Körner, Tobias Laberke und Christian Pfeiffer, Johannes-Kepler- Gymnasium Reutlingen, Klasse 10b