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Aktuell Handwerk

Warum dauert es so lange bei den Handwerkern?

Kati schreibt über den Mitarbeitermangel in der Branche.

Ein Schreiner bei der Arbeit. FOTO: DPA
Ein Schreiner bei der Arbeit. FOTO: DPA
Ein Schreiner bei der Arbeit. FOTO: DPA

PFULLINGEN. Heutzutage ist es so: Sie brauchen in ihre Küche einen zusätzlichen Schrank und rufen bei einem Schreiner an. Er kommt, notiert sich Ihre Wünsche und vermisst den Platz. Zum Schluss teilt er Ihnen mit, dass der Schrank frühestens in drei Monaten fertiggestellt ist. Warum ist das so?

 

Viele Betriebe in Baden-Württemberg haben trotz guter Auftragslage zu wenig Azubis. Aber wo liegt das Problem? Ich glaube, es liegt daran: Die heutige Jugend interessiert sich nur noch wenig für das Handwerk, denn wer will heute schon körperlich hart arbeiten oder sich gar die Finger schmutzig machen?

Im vergangenen Jahr blieben deutschlandweit fast 57 000 Ausbildungsplätze unbesetzt. Insgesamt wurden rund 368 000 Lehrlinge im Handwerk gezählt. Im Vergleich dazu waren es 1998 noch 625 000 Azubis. Von den rund 140 600 Neuanfängern hatten nur 40 Prozent einen Haupt- oder Realschulabschluss. Das heißt, dass viele Schüler der Haupt- und Realschulen eher auf eine weiterführende Schule gehen, als einen Ausbildungsberuf zu ergreifen.

Die Schülerzahlen auf den Gymnasien steigen ebenfalls seit Jahren an. Die Schüler von heute streben nach einem höchstmöglichen Schulabschlussniveau, um dann einen möglichst guten Start ins Berufsleben zu haben. Aber auch mit einem guten Hauptschul- oder Realschulabschluss lässt sich ein toller Ausbildungsplatz ergattern und schon früh Geld verdienen.

Im Anschluss an eine erfolgreiche Ausbildung gibt es außerdem zahlreiche Weiterbildungsmöglichkeiten, Meisterschule oder Spezialisierungen, die zu gesuchten Fachkräften führen. Mittlerweile gehört der Beruf Schreiner/Tischler zu den Top 5 der beliebtesten Ausbildungsberufe im Handwerk mit leicht zunehmender Quote.

Ihr Schrank wird deshalb leider nicht schneller fertig werden. Vielleicht aber in ein paar Jahren – wenn sich die Mitarbeiterzahlen im Handwerk weiter verbessern. (ZmS)

Kati Herrmann, Wilhelm-Hauff-Realschule Pfullingen, Klasse 8e