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Aktuell INTERVIEW

Vom Lehrer zum Landesvater

STUTTGART. Was der Mann mit dem markanten Bürstenhaarschnitt zum Thema Energiewende zu sagen hat, ist hinreichend bekannt. Die ZmS-Reporter, die Winfried Kretschmann im Landtag in Stuttgart trafen, hatten die Gelegenheit, dem baden-württembergischen Ministerpräsidenten einige (halb-)private Fragen zu stellen.

ZmS: Wenn Sie die Wahl hätten zwischen einem Haus und einer Villa – wo würden Sie lieber wohnen?

Winfried Kretschmann: Ich wohne ja in einem einfachen Haus auf dem Land. Insofern habe ich die Frage ja praktisch durch meine Lebensweise beantwortet. Mein Regierungssitz ist allerdings eine Villa. Also ich arbeite in einer Villa und wohne in einem einfachen Haus.

»Ich kann natürlich nicht rumlaufen wie frisch aus dem Müllsack«
Ist Ihnen schicke Kleidung wichtig?

Kretschmann: Nicht wirklich, aber ich kann natürlich auch nicht rumlaufen wie frisch aus dem Müllsack.

Sie waren ja selber mal Lehrer. Würden Sie in einer Gemeinschaftsschule unterrichten?

Kretschmann: Ich würd’s gerne machen. Ich habe kürzlich die Gemeinschaftsschule in Schemmerhofen besucht, das Schulkonzept hat mich sehr beeindruckt.

Wie machen Sie das mit Ihrer Sicherheit? Haben Sie Bodyguards?

Kretschmann: Dazu gebe ich keine Auskunft. Denn wenn ich über meine Sicherheit Auskunft gebe, also wenn ich sagen würde, ich hätte hier und dort keine Bodyguards dabei, würde ich ja meine Sicherheit gefährden. Über Sicherheit gibt man möglichst wenig Auskunft.

Was haben Sie alles gemacht, bevor Sie MP geworden sind?

Kretschmann: Erst mal, das habt Ihr ja schon gesagt, bin ich von Beruf Lehrer. Ich hab’ auch immer unterrichtet, bis ich Fraktionsvorsitzender wurde. Und ich war mal Referent beim Umweltminister Joschka Fischer in Hessen, also ein Ministerialbeamter für eineinhalb Jahre. Doch ansonsten war ich Lehrer und Berufspolitiker, umweltpolitischer Sprecher, Vorsitzender des Umwelt- und Verkehrsausschusses, dann Fraktionsvorsitzender. Das waren meine Jobs vor dem Ministerpräsidenten.

Sie haben sich auf Bundesebene sehr für die schwarz-grüne Koalition eingesetzt. Warum hat es dann nicht geklappt?

Kretschmann: Ja, wir waren in einer schwierigen Situation. Wir hatten gerade eine Wahl verloren und haben im Wahlkampf eigentlich gegen die CDU sehr hart gekämpft. Und jetzt so schnell umschalten? Es war einfach sehr problematisch. Außerdem gab es zu große Unterschiede zur CDU, vor allem, wenn es um Energiewende und Klimaschutz ging.

Was ist Ihr Lieblings-Urlaubsziel?

Kretschmann: Griechenland.

Gibt es auch schlechte Seiten an dem Beruf Politiker?

Kretschmann: Schlechte Seiten? Genug!

»Man hat fast kein Privatleben mehr«
Und welche zum Beispiel?

Kretschmann: Man hat für sonst nichts mehr Zeit. Man ist sozusagen den ganzen Tag, von morgens bis spät in die Nacht eingespannt und hat fast kein Privatleben mehr. Das ist die schlechte Seite daran. Und man leidet unter Schlafmangel. Nach dem Gespräch mit Winfried Kretschmann haben wir mit ihm noch ein Gruppenbild gemacht. Der Tag hat uns sehr gut gefallen, da wir einen interessanten Einblick in die Arbeit unserer Landesregierung bekommen haben. Dafür möchten wir uns bei allen, die uns das ermöglicht haben, recht herzlich danken. Vor allem beim Ministerpräsidenten, dass er sich trotz seines vollen Terminkalenders ein bisschen Zeit für uns genommen hat. (ZmS)

Jule Schifer und Jenny Goldbach, Isolde-Kurz-Gymnasium Reutlingen, Klasse 9b

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