Logo
Aktuell Zeitung macht Schule

Vom Hip-Hop-Jam zum Netzwerk

REUTLINGEN/TÜBINGEN. »Beatz for Peace« ist ein Netzwerk, das sich aus verschiedenen Hip-Hop-Künstlern aus dem Kreis Tübingen zusammensetzt. Sie wollen unter anderem das Bild von Hip-Hop in den Medien verändern. Sie wollen klar machen, dass Hip-Hop eine Kultur ist, die gegen Rassismus ist und für Frieden auf dieser Welt steht.

Trotzdem rappen sie nicht nur über Frieden, sondern lassen in ihren Songs auch Dampf ab: »Wir schreiben über das, was wir im Moment fühlen und denken. Und wie alle anderen Menschen sind auch wir manchmal wütend oder enttäuscht«, sagt Elvis Susmeg, Gründer der »Beatz for Peace«. ZmS-Reporter sprachen mit ihm.

ZmS: Elvis, kannst du dich noch daran erinnern, wann du gemerkt hast, dass Rap für dich mehr als nur eine Musikrichtung ist?

Elvis Susmeg: Ja, das dürfte so mit 15, 16 Jahren gewesen sein. Das war die Zeit, in der meine Kumpels und ich meinten, wir würden für Hip-Hop leben. Das hat mit der Zeit etwas nachgelassen, aber Hip-Hop ist für mich immer noch von großer Bedeutung.

In wie vielen verschiedenen Musikgruppen warst du schon aktiv?

Susmeg: Ich war schon in ungefähr vier Bands aktiv: Anfangs hab ich mit Freunden so schnulzige Songs gesungen, aber das war mehr um die Mädels zu beeindrucken (lacht), dann hab ich mal versucht, in einer Rockband Bassgitarre zu spielen, das hab ich dann auch schnell aufgegeben, und dann hab ich angefangen zu rappen. Erst in einer anderen Formation und jetzt seit einiger Zeit in meiner Gruppe »YanXtaz«.

Du bist ja sozusagen der Vater von »Beatz for Peace«. Wie und wann wurde »Beatz for Peace« gegründet? Kanntest du alle jetzigen Mitglieder schon?

Susmeg: Weil ich davor nur im kleinen Kreis gerappt hab' und nichts aufgenommen hab' oder aufgetreten bin, kannte ich bis 2002 niemanden aus der örtlichen Szene. Nachdem ich 2002 in Tübingen ein Jam unter dem Motto »Beatz for Peace« für einen wohltätigen Zweck organisiert hab' und sich einige Künstler aus dem Kreis Tübingen dadurch angesprochen gefühlt haben, lernte ich immer mehr Hip-Hopper kennen, die ähnlich dachten wie ich. So entstand nach und nach ein Netzwerk aus Hip-Hop-Gruppen, das jetzt schon Anhänger in Hamburg, Bonn und vielen anderen Städten in Deutschland hat.

Wie viele Mitglieder hat »Beatz for Peace« denn?

Susmeg: Der harte Kern, der täglich an Homepage, Organisation und so weiter arbeitet, besteht aus acht bis zwölf Leuten. Aber wenn man die Bands mitrechnet, die über »Beatz for Peace« gebucht werden und auftreten, sind das sicher fünfzig Leute.

Wie alt sind die »Beatz for Peace«-Mitglieder im Schnitt?

Susmeg: Ich würde sagen 23, aber genau weiß ich es nicht. Unser jüngstes Mitglied ist 15. Das zeigt, dass uns das Alter der Künstler egal ist. Wir respektieren junge Künstler genauso wie ältere.

»Das Prinzip ist, dass die Künstler und Gruppen sich gegenseitig helfen und unterstützen«

Habt ihr einen Manager, oder regelt ihr alles selber?

Susmeg: Wie schon gesagt besteht das Organisations-Team aus zirka zwölf Leuten, und innerhalb dieser Gruppe sind die Aufgaben verteilt. Das Prinzip von »Beatz for Peace« ist ja, dass die Künstler und Gruppen sich gegenseitig helfen und sich unterstützen. Wenn bei der einen Gruppe kurz vor dem Auftritt ein Mitglied krank wird, ruft man einen befreundeten Künstler an, und dieser springt im Idealfall ein. Über den Manager würden die Bands gebucht, das läuft über mich. Der Manager müsste schauen, dass jeder Gruppe ein Studio zur Verfügung steht, das machen die Gruppen auch selber. Wie ihr seht, hätte der Manager kaum Arbeit.

Verdient ihr Geld mit »Beatz for Peace«, oder kosten Studios etcetera so viel, dass nichts mehr übrig bleibt?

Susmeg: Nein, wir verdienen kein Geld mit »Beatz for Peace«. Oft spenden wir die Gage an ein Kinderheim in Bosnien. Wir haben einem schwer kranken Jungen auch schon Geld für eine lebensnotwendige Operation gespendet. Wenn wir auf Wohltätigkeits-Konzerten spielen, verzichten wir meistens auf die Gage und lassen sie von dem Veranstalter spenden. Was die Studios angeht, die wurden von den Gruppen nach und nach aus eigener Tasche aufgebaut und bezahlt.

Seid ihr innerhalb von »Beatz for Peace« immer friedlich, oder gibt es auch bei euch manchmal Streit?

Susmeg: Natürlich gibt es auch innerhalb von »Beatz for Peace« manchmal Neid und auch Streit, aber wir verstehen uns alle sehr gut, und Streit ist meistens schnell vergessen.

Wenn ein interessierter Hip-Hop-Künstler diesen Artikel liest und gerne Mitglied von »Beatz for Peace« werden möchte, was sollte er dann tun?

Susmeg: Er sollte auf unsere Homepage gehen und Kontakt mit einem der Leiter oder mir aufnehmen oder ins Gästebuch schreiben. (ZmS)

Martin Labacher und Tuyen Nguyen, Klasse 9 c, Karl-von-Frisch-Gymnasium, Dußlingen