Alexander Jedele: Wir hatten mal zwei Trainer, Jadi Prah und Jörg Steinegger, die, bevor sie zu uns kamen, beim VfB Stuttgart den jüngeren D-Jugend-Jahrgang trainiert haben. Sie sind somit eigentlich die »Urväter« des Betzi-Cup. Sie fanden es schade, dass bei ihren Turnieren eigentlich nur der ältere Jahrgang spielt, und es kein großes, internationales Turnier für die Jüngeren gibt. Von ihrer VfB-Zeit hatten beide noch gute Kontakte zu Bayer 04 Leverkusen, 1. FC Kaiserslautern sowie dem VfB Stuttgart. Mit diesen drei Vereinen und ein paar anderen, aber auch regionalen Mannschaften als Grundgerüst wurde das erste große Turnier für den jüngeren D-Jugend-Jahrgang organisiert und dann so weit ausgebaut, bis der Betzi-Cup entstanden ist - und der ist mittlerweile eine Marke.
»Auch Sami Khedira hat schon beim Betzi-Cup mitgespielt«Wie viele Mannschaften sind dieses Jahr dabei? Gibt es neue Namen?
Jedele: Dabei sind 15 überregionale und 15 regionale Mannschaften. Erstmalig ist der FC Augsburg dabei und nach längerer Pause nimmt der 1. FC Kaiserslautern wieder teil. Bei den Regionalen ist der SV Bonlanden neu dabei.
Wie funktioniert die Verständigung mit den Teams aus Tschechien und Ungarn? Gibt es nicht auch manchmal sprachliche Probleme?
Jedele: Zwischen den Spielern funktioniert die Verständigung, mit kleinen Englisch-Brocken oder mit Händen und Füßen. Für größere Sprachprobleme haben wir Dolmetscher. Die tschechischen Spieler haben eine Dolmetscherin dabei und für die Ungarn haben wir eigentlich auch immer jemand da.
Haben auch jetzige Bundesliga-Spieler schon beim Betzi-Cup mitgespielt?
Jedele: Dabei waren schon Mario Götze und Kevin Großkreutz vom BVB, Julian Draxler von Schalke und Sami Khedira, der mit dem VfB Stuttgart beim Betzi-Cup war und den ersten Betzi-Cup gewonnen hat. Jetzt spielt er bei Real Madrid in der Primera Division.
Die auswärtigen Mannschaften übernachten bei Teams aus der Region?
Jedele: Im Großen und Ganzen schon. Nur die Stuttgarter fahren heim, da sie eine kurze Anfahrtszeit haben. Letztes Jahr wollten die Spieler des F.C. Luton Town (England) nicht bei Gasteltern, sondern im Hotel übernachten. Dann haben wir sie eben dort untergebracht. Aber der eigentliche Sinn ist es, die Vereine mit einer langen Anreise und die ausländischen Mannschaften bei den regionalen unterzubringen. Dadurch wollen wir die Freundschaft und das Völkerverständnis der Spieler untereinander fördern. Dieses Jahr sind alle 14 Mannschaften bei Gasteltern untergebracht. Bis auf den VfB eben.
Dann kann es also durchaus sein, dass man einen Bundesliga-Spieler von morgen als Gast hat.
Jedele: Mit absoluter Sicherheit. Wenn der Jugendspieler weiterhin gut Fußball spielt, ist es absolut denkbar, dass man einmal einen Bundesliga- oder gar Nationalspieler zum Übernachten daheim hatte. An dieser Stelle schon einmal vorab meinen Dank an die Gasteltern für Ihre Bereitschaft, die Kinder aufzunehmen.
Also sollte man auf jeden Fall Fotos mit seinen Gästen machen!
Jedele: Ja, das sollte man definitiv tun.
Bist Du denn schon von Anfang an der »Chef« des Betzi-Cups?
Jedele: Nö. Ich habe die Aufgabe nach dem 10. Betzi-Cup übernommen, jetzt also zum vierten Mal. Ich muss aber auch dazusagen, dass wir zeitgleich ein Organisations-Team gebildet haben, um die Last, die Verantwortung, auf mehrere Schultern zu verteilen. Für eine Person ist das zu viel. Wir sind mittlerweile zu fünft im Orga-Team und jeder hat seine Aufgabe: Technik, EDV, Sponsoring, Catering und ich bin der Turnierleiter und für die Mannschaften zuständig. Wir treffen die Entscheidungen als Team zusammen und nur wenn wir fünf an einem Strang ziehen, kann man so ein Event überhaupt durchführen.
Wie lange dauert denn die Organisation des Events?
Jedele: Nach dem Cup ist vor dem Cup. Während dem laufenden Betzi-Cup beginnt eigentlich schon die Organisation für den Nächsten. Nach Gesprächen mit den Trainern der Mannschaften bekommt man meistens schon erste Zusagen fürs nächste Jahr. Ab Anfang Januar werden dann die Einladungen verschickt, und wenn das überregionale Starterfeld fest steht, kommen die regionalen Vereine dazu. Nach den Sommerferien geht's dann richtig los, man muss die Genehmigungen für die Halle einholen und Hotels für die Trainer buchen. Die heiße Phase beginnt mit der Auslosung der Spielpaarungen. Dann muss der Spielplan geschrieben, die Spielgenehmigung eingeholt und die Turnierbestimmungen gemacht werden. Die letzten Wochen sind schon recht zeitintensiv, aber in dieser Woche, direkt vor dem Betzi-Cup, gibt es dann wenig Schlaf, viel Organisation und noch mehr Nerven. Am eigentlichen Betzi-Cup schlafe ich eh nicht viel, von Freitag bis Sonntag insgesamt vielleicht acht Stunden - und Gelegenheiten zum Improvisieren gibt es dann immer noch genug. In diesem Organisationsjahr haben wir zusammen über tausend E-Mails geschrieben.
Wie viele Helfer sind dabei am 3. und 4. Dezember?
Jedele: In der Summe sind es fast 250 Helfer, die alle ihren Teil zum Gelingen des Turniers beitragen. Und jede einzelne Person davon ist wichtig.
Wie sieht denn Deine Traum-Finalpaarung aus?
Jedele: Betzingen 1 gegen Betzingen 2 (lacht). Nein, mir ist es immer am liebsten, wenn eine ausländische Mannschaft dabei ist. Es ist das Schönste, wenn man vor dem Endspiel außer der deutschen auch eine andere Nationalhymne hört. Und sonst gibt es eben die üblichen Verdächtigen für die Final-Teilnahme.
Und wer gewinnt?
Jedele: Einfach der, der die zwei Tage den schönsten und den besten Fußball gespielt hat. Und es sind viele sehr gute Mannschaften dabei.
Ich habe gehört, dass es dieses Jahr einen neuen Pokal gibt. War auf dem Alten kein Platz mehr für Sieger-Plaketten?
Jedele: Auf dem Alten war noch etwas Platz, aber er ging schon durch so viele Hände und das hat seine Spuren hinterlassen. Nach 13 Siegerehrungen wurde es einfach Zeit für einen neuen Pokal.
Wie sieht er denn aus?
Jedele: Unser neuer Pokal sieht aus wie der alte Landesmeisterpokal. Er ist 94 Zentimeter hoch und hat oben einen Durchmesser von 38 Zentimetern. Er ist mein Traumpokal, so einen wollte ich schon immer haben, so einen großen, silbernen Pokal.
»Nach 13 Siegerehrungen wurde es Zeit für einen neuen Pokal«Dieses Jahr unterstützt der Betzi-Cup die Hilfsorganisation JAM (Joint Aid Management). Was macht die Organisation und wie kam es dazu?
Jedele: JAM ist eine Organisation, die unter dem Motto: »Afrika helfen, sich selbst zu helfen!« gegen den Hunger in afrikanischen Ländern kämpft. Wir sind durch die Mutter eines Spielers darauf aufmerksam gemacht worden. Daraufhin haben wir im Orga-Team darüber geredet, wie auch wir helfen können und haben beschlossen, dass die Organisation einen Verkaufsstand vor der Halle bekommt und die Betzinger D-Jugendmannschaften jeweils eine Ernährungspatenschaft für ein Kind übernehmen.
Gibt's noch eine Anekdote vom Betzi-Cup?
Jedele: Letztes Jahr gab es ein kleines Problem mit der Abreise: Wir haben einen Bus für drei Mannschaften gemietet, eine Mannschaft saß bereits, die Engländer waren vor dem Bus und die dritte war noch in der Halle. Die englische Mannschaft ist in den Bus eingestiegen, der Trainer meinte: »We are full, let's go«, der Busfahrer machte die Tür zu und fuhr los. Zu mir kam dann die Nachricht, dass der Bus losgefahren ist. Ich meinte: »Das ist gut, wie ausgemacht«. Der Überbringer erwiderte: »Ja, aber es steht noch eine Mannschaft draußen.« Zum Glück haben wir den Busfahrer noch erreicht, woraufhin er in Wannweil wendete und die dritte Mannschaft abholte.
Und ein kurzes Schlusswort?
Jedele: Wir hoffen, dass alles gut geht und das Wetter mitspielt. Wir freuen uns auf den Anpfiff, denn dann ist wieder ein Jahr Planung vorbei und dann soll das Ding auch laufen. Und dann geht's wieder von vorne los. Es steckt viel Stress darin, viel Arbeit, viele Stunden, und auch viel Herzblut, aber es macht auch irre viel Spaß. (ZmS)
Isabel Diwoky, Albert-Einstein-Gymnasium Reutlingen, Klasse 10 a