Die Idee für das Orchester kam Sally Turner, Blockflötenlehrerin an der Musikschule Ostfildern und Leiterin einiger Blockflötenorchester, im Jahre 2006, als sie feststellte, dass fast alle Instrumente ein eigenes Orchester auf Landesebene haben - bis auf die Blockflöte. Das wollte sie ändern. Deshalb holte sie sich drei weitere erfolgreiche Blockflötistinnen zu Hilfe, die sie bei der Arbeit unterstützen: Daniela Schüler, unter anderem Blockflötenlehrerin an der Musikschule Neckartailfingen; Christina Rettich, die auch Leiterin des Fachbereichs Blockflöte an der Musikschule Mössingen ist, und Kirsten Christmann, Lehrerin in Ostfildern. Lucia Dimmeler, Lehrerin an der Musikschule Esslingen, und Bettina Haugg-Scheu, auch Leiterin des Blockflötenorchesters Konstanz, kamen später hinzu. Organisiert und gemanagt wird das LJBFO von Christiane Loelgen.
70 Spieler in zwei Orchestern
Los ging es 2007 mit der ersten Ausschreibung über den Landesverband in Fachzeitschriften und Musikschulen. Es meldeten sich gleich über 40 Musiker. So kamen schließlich 38 junge BlockflötistInnen zum LJBFO. Mittlerweile ist das Orchester auf über 70 Teilnehmer gewachsen, die auf zwei Orchester aufgeteilt sind: Das Juniororchester der unter 14-Jährigen mit rund 30 und das Hauptorchester der 14- bis 20-Jährigen mit etwa 40 Spielerinnen und Spielern.Da das Orchester das einzige Blockflötenorchester auf Landesebene in ganz Deutschland ist, brauchen die Schüler ein gewisses Niveau. Jeder Bewerber des Juniororchesters muss mindestens einen ersten Preis auf Regionalebene bei Jugend musiziert erreicht haben oder sich in einem Vorspiel qualifizieren. Für das Hauptorchester ist mindestens ein Preis auf Landesebene nötig. Auch müssen die Jugendlichen nicht nur die Sopranblockflöte beherrschen, die man von den Vorspielen unterm Weihnachtsbaum kennt, sondern auch den Rest der Blockflötenfamilie. Diese besteht außerdem aus den größeren Instrumenten wie Alt-, Tenor-, Bass-, Großbass- und Kontrabassflöte, die ganze 1,98 Meter misst. Auch die ganz kleinen Flöten wie Sopranino und Garklein gehören dazu. »Es klingt wirklich toll, fast wie eine Orgel«, meinte eine Besucherin eines Konzertes.
Damit überhaupt Konzerte mit so vielen Teilnehmern stattfinden können, bedarf es einer langen Vorbereitung. Bereits nach den Pfingstferien erhalten die Schüler die Noten, um zuhause die Stücke üben zu können. In der letzten Woche der Sommerferien geht es dann gemeinsam auf Schloss Kapfenburg zur sogenannten »Probenphase«. Dort wird geprobt - und das bis zu neun Stunden am Tag. Viel Freizeit bleibt da nicht, aber es herrscht eine tolle Atmosphäre während der drei Probentage und das gemeinsame Musizieren macht sehr viel Spaß.
Die Werke sind anspruchsvoll und reichen vom Mittelalter bis in die Moderne. Es wurden sogar schon Stücke eigens für das Orchester komponiert, wie etwa »Sushi mit Ciacconna« von Jörg Partzsch. Dieses Jahr kam auch ein Gastdirigent, um seine Komposition zu proben. Colin Touchin flog für zwei Tage extra aus England ein. Er hatte seine »Sinfonia Aquilonia« umkomponiert und mit dem LJBFO geprobt. Das war etwas sehr Besonderes. »Meine Gruppe hat gebraucht fünf months um zu können dieses Stück und ihr könnt es schon nach drei Tagen!«, lobte er die Musiker.
Mehrere Konzertauftritte
Am Tag nach der Probenphase findet das erste von zwei Konzerten statt und die Spieler können beweisen, wie toll das Blockflötenorchester klingt. Dieses Konzert geben Junior- und Hauptorchester gemeinsam. Jedes Orchester gibt zusätzlich auch ein »Solokonzert«. Dieses Jahr konzertierte das Hauptorchester im Augustinum in Stuttgart und auf Schloss Heidenheim. Dort war die Uraufführung des Stückes »Sushi mit Ciacconna«. Auch bekamen die Jugendlichen ein dickes Lob vom Leiter des Kulturamtes Heidenheim: » Es gibt ungefähr 60 000 Blockflötisten in ganz Deutschland und hier sitzen die vierzig Besten!« (ZmS)www.ljbfo-bw.de
Lisa Wild, BZN Reutlingen, Klasse 9a