Nicht jeder darf dort einkaufen
Nicht jeder darf dort einkaufen, denn die Tafel, wie der Tafelladen kurz genannt wird, soll kein Schnäppchenladen sein. Als Richtlinie gilt: Bei einem monatlichen Einkommen in Höhe des Sozialhilfesatzes oder bis zu 30 Prozent darüber, ist man berechtigt, einzukaufen. Wenn dies zutrifft, kann man sich in Reutlingen, beim Diakonischen Werk eine Kundenkarte besorgen. Doch auch dort muss man verschiedene Dinge vorweisen können wie beispielsweise den Nachweis des Einkommens und den Mietvertrag mit den Nebenkosten.Wichtig ist, dass man die Kundenkarte bei jedem Einkauf dabei hat und sie vorzeigen kann. Kunden im Tafelladen können beim Einkauf frei nach haushaltsüblichen Mengen auswählen. Es wird ihnen nicht vorgeschrieben, wie viel oder was sie einkaufen. Höchstens zehn Menschen dürfen gleichzeitig in den Laden, da es sonst mit den Einkaufswagen zu voll wird. Pro Tag kommen Montag und Dienstag sowie Donnerstag und Freitag zwischen 60 und 90 Kunden in den Laden, wie Günter Klinger, Geschäftsführer des Diakonischen Verbands Reutlingen, erwähnt.
Die Reutlinger Tafel sammelt die qualitativ einwandfreien Lebensmittel ein, die sonst vernichtet würden, und gibt sie an Bedürftige weiter: Sie werden zu niedrigen Preisen im Tafelladen verkauft, etwa zu einem Fünftel bis einem Viertel des normalen Preises. Mit den Einnahmen werden die drei Busse, die die Lebensmittel täglich bei den etwa zwanzig Supermärkten im Umkreis abholen, finanziert. Außerdem werden damit die Miete der Gebäude und die dadurch in den Gebäuden anfallenden Nebenkosten abgedeckt.
Die Tafel braucht viele Mitarbeiter, diese arbeiten alle ehrenamtlich. Wenn die Tafel neue Mitarbeiter benötigt, gibt sie eine Anzeige auf. Oft ist es aber so, dass sich Interessenten selbstständig melden. Anschließend wird in Erfahrung gebracht, ob derjenige, der sich neu engagieren will, eher für den Fahrerbereich, für den Vorbereitungs- oder für den Verkaufsbereich geeignet ist.
Überwiegend sind es ältere Menschen, die in ihrem Ruhestand noch etwas Gutes tun möchten, aber auch Hausfrauen, die gerne mithelfen möchten, solange ihre Kinder in der Schule sind, die ihre Arbeitskraft als freiwillige ehrenamtliche Helfer einsetzen. Auch Praktikanten, wie zum Beispiel vor zwei Wochen eine Schülerin und ein Schüler der 9. Klasse des BZN, sind wochenweise als Helfer im Einsatz.
Die meisten Lebensmittel bekommt die Tafel von großen Supermärkten als Spende, aber es spenden auch immer wieder Privatpersonen, besonders in der Erntezeit. Dort kommen viele Lebensmittel von den Kirchen, in denen Erntedankgottesdienste stattgefunden haben, zusammen. Leider können manche Gaben wie zum Beispiel selbst gemachte Marmelade nicht angenommen werden, weil die Inhaltsstoffe nicht bekannt und die Lebensmittelhygienevorschriften sehr streng sind, erwähnt Günter Klinger, Geschäftsführer des Diakonischen Verbands Reutlingen.
Auf Spenden angewiesen
Manche Privatpersonen wollen aber auch Geld spenden, dann bittet die Tafel sie, von dem Geld, das sie spenden wollen Lebensmittel zu kaufen, da die Tafel selber keine Lebensmittel einkaufen darf. Die Aufgabe der Tafel ist es, die überschüssige Ware, die sonst vernichtet würde, weiterzugeben, nicht, einen Billigladen aufzumachen.Die Reutlinger Tafel ist auf Spenden angewiesen. Sie kann nur die Waren anbieten, die sie von Lebensmittelerzeugern oder -produzenten sowie über sonstige Spender erhält. Aus diesem Grund verfügt sie nicht über ein festes Sortiment, sondern bietet an, was zur Verfügung steht.
Die Kunden, die berechtigt sind, bei der Tafel einzukaufen, kommen damit gut zurecht, finden sie doch bei jedem Einkauf nicht nur das zum Überleben notwendige Minimum, sondern auch immer eine gewisse Auswahl an guten, auch für sie bezahlbaren Lebensmitteln vor. Dass diese nicht einfach kostenlos, als Spende verteilt werden, setzt die Grundidee einer fairen Verteilung von Lebensnotwendigem zu einem, für die Bedürftigen, bezahlbaren Preis um. Die stellt auch sicher, dass mit Lebensmitteln respektvoll und würdevoll umgegangen wird und die Bedürftigen, die in der Tafel einkaufen, sich fair behandelt fühlen.
So spiegelt auch manches Gesicht auf der einen Seite der Verkaufstheke die Zufriedenheit wider, die sich aus diesen beiden Prinzipien ergibt. Und es blickt auf der anderen Seite des Ladentisches in ein ebenfalls zufriedenes Gesicht. Zufrieden aufgrund des guten Gefühls, die eigenen Kräfte und Fähigkeiten sinnvoll zum Nutzen derer einzusetzen, denen es nicht so gut geht und darin Sinn und Erfüllung zu finden. (ZmS)
Annika Hohloch und Franziska von Wulffen, BZN Gymnasium, Klasse 9a