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Aktuell Zeitung macht Schule

Traum von der eigenen Schule

REUTLINGEN. Einmal so tanzen zu können wie die Stars in ihren Videoclips - das ist der Traum vieler junger Menschen. An der Volkshochschule in Reutlingen können Jugendliche beim Kurs Hip-Hop und Videoclip-Dancing von einer jungen Frau mit ganz besonderen Erfahrungen die Choreographien der ganz großen Stars lernen. Diese Frau heißt Angi Henzer und wohnt in Reutlingen-Betzingen. Die 28-Jährige hat zwei Jobs: Einerseits unterrichtet sie Tanz an der VHS, und andererseits arbeitet sie am Apollo-Theater in Stuttgart-Möhringen, wo derzeit das Musical »42nd Street« aufgeführt wird.

ZmS: Wann hast du angefangen zu tanzen?

Angi Henzer: Ich habe mit sieben ganz klassisch mit Ballett angefangen wie fast jedes Mädchen. Nach vier Jahren habe ich dann eine dreijährige Pause eingelegt und mich um andere Hobbys wie Fechten, Tennis und so weiter gekümmert. Danach habe ich dann das Steppen angefangen und weiter Ballett gemacht. Ich habe auch viele andere Tanzarten, wie Jazz, Hip-Hop und Flamenco ausprobiert.

Was machst du hauptberuflich?

Henzer: Hauptberuflich arbeite ich im Apollo-Theater in Stuttgart bei »42nd Street« in der Kostümabteilung als »Dresserin«, das heißt, dass ich eine Art »Ankleidefrau« für die Darsteller bin. Ansonsten habe ich schon fast alles am Theater gemacht. Ich habe eine Musical-Ausbildung an der Musical-Schule in Hamburg absolviert und dann dort zwei Jahre für ein kleineres Hamburger Theater gearbeitet, das viel Comedy gezeigt hat. Dann habe ich die Vorderhausleitung in der neuen Flora in Hamburg gemacht, das heißt, ich habe die Gastronomie betreut. Später habe ich dann auch mal in der Maske gearbeitet. Das war in einem anderen kleinen Theater in Hamburg.

In welchen Musicals hast du schon mitgemacht?

Henzer: Also in Hamburg hießen diese Stücke »Fifty-Fifty« und »Sixty-Sixty«. Das war alles sehr komödiantisch und wurde von Corny Littmann inszeniert, der in Deutschland ziemlich bekannt ist, wenn es um den Bereich Comedy geht. Dann habe ich bei »Hossa« im Imperialtheater in Hamburg die Maske gemacht, die Vorderhausleitung habe ich damals bei »Phantom der Oper« in der neuen Flora in Hamburg gemacht. Und während der Ausbildung haben wir unter dem Namen der Schule (Stageschool of Music, Dance and Drama) schuleigene Produktionen in Hamburger Theatern aufgeführt. In Stuttgart war ich als »Dresser« bei »Tanz der Vampire« und jetzt bei »42nd Street« dabei. Und ab März 2005 werde ich dann auch bei »Elisabeth« dabei sein.

Was ist dein Lieblingsmusical?

Henzer: »Tanz der Vampire« fand ich großartig, und das war auch eine der besten Großproduktionen überhaupt. Aber viele Leute kennen die kleinen Musicals nicht, und da gibt es auch ganz tolle Produktionen wie »Gipsy«, »City of Angels«, »Grease« oder »The Rocky Horror Show«.

Macht es dir mehr Spaß zu unterrichten oder am Musical zu arbeiten?

Henzer: Definitiv zu unterrichten.

Und wie bist du dazu gekommen, Tanz zu unterrichten?

Henzer: Weil ich von diesem Fach komme. Ich habe ja Musical studiert und habe dann vor zirka vier Jahren entschieden, nicht mehr auf der Bühne zu arbeiten und das hauptberuflich zu machen, aber trotzdem weiterhin dem treu zu bleiben, was ich gelernt habe. Das ist nun mal Tanz, Gesang und Schauspiel. Nebenher habe ich immer unterrichtet. Auch schon, bevor ich nach Hamburg gegangen bin, und das hat mir auch immer viel Spaß gemacht.

Woher nimmst du die Ideen für die Choreographien, die du uns beibringst?

Henzer: (lacht) Das ist eine gute Frage. Ich lasse mich gerne durch die aktuellen Videoclips inspirieren und suche mir auch einige Ideen in Musicals. Aber ich versuche, nicht zu viel zu kopieren sondern nur Ideen zu übernehmen. Primär geht das Ganze aber über die Musik, indem ich mich ganz intensiv mit einer Musik auseinander setze und mir Schritte überlege.

Findest du es schwer, Jugendliche zu unterrichten?

Henzer: Also mir persönlich fällt es nicht schwer, weil ich glaube, dass ich einen guten Draht zu Mädels zwischen zehn und 15 Jahren habe. Natürlich habe ich auch eine kleine erzieherische Funktion, aber ich denke immer nach dem Motto: Ich will nicht belehren, sondern ein Vorbild sein, und das heißt, dass ich mich auf die gleiche Stufe wie die Jugendlichen stelle und nicht versuche, etwas Besseres oder Wichtigeres zu sein.

Wie lange tanzt du schon Hip-Hop?

Henzer: Schon relativ lange. Als Hip-Hop so richtig modern wurde, war ich schon ziemlich lange dabei. Ich habe auch einige Street-Dance Workshops gemacht. Insgesamt müssten es jetzt schon zirka zehn Jahre sein.

Was gefällt dir an Hip-Hop besonders?

Henzer: Ich muss zugeben, dass ich privat nicht oft Hip-Hop höre. Außer den Fantastischen 4. Aber ich denke, dass diese Musik besonders für Anfänger sehr gut geeignet ist, weil sie sehr eingängige Rhythmen hat und sehr basslastig ist. Außerdem spricht die Musik witzigerweise sofort fast alle Menschen an, egal, welche Musik sie sonst hören. Deshalb ist Hip-Hop für mich leichter zu unterrichten als andere Tanzarten. Außerdem mag ich am Hip-Hop, dass man einfach so drauflos tanzen kann, was beim Ballett zum Beispiel nicht geht.

Was für Musik hörst du privat?

Henzer: Eigentlich höre ich alles querbeet, aber am allerliebsten höre ich »handgemachte« Musik. Ich mag gerne Rock, Independent, Alternative, einfach alles, was laut ist. Manchmal höre ich aber auch gerne Klassik oder Jazz. Gar nicht mag ich Techno oder House.

Was wäre dein Traumjob?

Henzer: An meiner eigenen Tanzschule zu unterrichten. (ZmS)



Annika Frey und Janina Ruck, Isolde-Kurz-Gymnasium Reutlingen, Klasse 10b