REUTLINGEN. Hänseleien und leider auch Gewaltübergriffe gehören für viele Schüler zur täglichen Realität. Dies sollte so nicht sein, findet der aus Griechenland Stammende Reutlinger Wing-Tsun-Trainer Sifu Spyros Dovridis. In seinem Selbstverteidigungskurs bringt er Kindern und Erwachsenen den richtigen Umgang mit Signalen bei und zeigt, wie sie gegebenenfalls richtig reagieren können.
Viele seiner Kursteilnehmer sind schon charakterfest und mutig. »Andere sind da noch nicht so geübt«, sagt Sifu Spyros Dovridis. »Wer lernt, gefährliche Situationen richtig zu erkennen, wird nicht so leicht zum Opfer.« Aus Leidenschaft und Liebe zu seinen eigenen drei Kindern möchte der Trainer dies im Unterricht weitergeben, was seine Kinder und Freunde davor schützt, genau in solch eine Situation zu geraten.
Er selbst ist durch die aus dem Kung-Fu stammende Kampfkunst nie in so eine Gefahrensituation gekommen. »Ich bin dankbar dafür, dass ich nie diese Erfahrung am eigenen Leib spüren musste«, so der Trainer. Als er vor 25 Jahren mit dem Sport anfing und die erste Stunde besuchte, dachte er, es geht bei Wing Tsun nur ums kämpfen. »So wie es die ganzen Menschen in den Filmen eben machen«, erinnert er sich zurück.
»Wer sich herumkommandieren lässt oder herumschupsen lässt, agiert falsch«
Schnell merkte Sifu Spyros Dovridis jedoch: »Die haben auch ihre Schwierigkeiten mit ihrem Mut und Selbstbewusstsein. Da war es mir sofort klar: Hier bin ich richtig.« Heute lehrt er genau das, was ihm in seiner Entwicklung so geholfen hat, Situationen und Signale zu erkennen und damit richtig umzugehen. 1997 wechselte er zur AVCI Wing Tsun Akademie und begann mit seinen zwei Lehrern zu unterrichten. »Ich habe mich bereit gefühlt, gemeinsam mit meinen Vorbildern diesen Schritt zu wagen.« Sifu Spyros Dovridis erklärt: »Ob groß oder klein: Wir gehen auf die Fähigkeiten des Einzelnen ein.« Das Miteinander schreibt er ganz groß. »Jeder Einzelne hat hier das gleiche Ziel«, so der Lehrer. »Wer sich herumkommandieren lässt oder herumschupsen lässt, reagiert oder agiert falsch.« Schnell werde man durch solches Fehlverhalten zum Opfer. Ein zurückhaltendes »Lass mich in Ruhe« komme bei den Mobbern so gut wie gar nicht an.
Bei ihm lernen die Kursteilnehmer, mit aufrechter Körperhaltung und Blickkontakt ihre Stimme, Körperhaltung und Tonlage richtig zu benutzten und Signale zu senden, erklärt Spyros Dovridis.
Bringt das Training aber überhaupt etwas im realen Leben? »Mein Sohn Ahmet kann sich wesentlich besser durchsetzen und ist dadurch viel selbstbewusster geworden«, erzählt eine erleichterte Mutter, deren Kind seit zwei Monaten ins Training kommt. »Mein Sohn traut sich nun alleine in den Keller«, lobt ein Vater, dessen Sohn seit dem Sommer dabei ist. »Wir schauen hier genau darauf, dass jedes Kind sich gleichberechtigt fühlt und niemand ausgelacht oder gemobbt wird«, sagt Trainer Spyros Dovridis. »Wer andere ärgert oder mobbt, darf sich umziehen gehen und wird aus der Stunde ausgeschlossen – ohne Widerrede.«
Eins will Sifu Spyros Dovridis jedoch klarstellen: »Wir trainieren hier nicht, um zu kämpfen oder anderen wehzutun. Wir möchten Vorbilder für andere sein und unser Selbstbewusstsein aufbauen.« Das Wichtigste für ihn: »Mensch ist Mensch, egal welcher Herkunft oder welches Aussehen er hat. Im Inneren sind wir alle gleich.« (ZmS)Panagiotis Grigorinas, Eichendorff-Realschule Reutlingen, Klasse 7e