Logo
Aktuell Zeitung macht Schule

Toleranz und Verständnis fördern

REUTLINGEN-OHMENHAUSEN. In dem integrativen Kindergarten in Reutlingen-Ohmenhausen gibt es 43 Kinder, die speziell gefördert werden müssen. Sprach-, körper- oder geistig behinderte Kinder besuchen in der Regel einen Kindergarten, in dem es spezielle Hilfe für sie gibt. Dort lernen die Kinder mit Hilfe von Ergotherapeuten, Logopäden und Krankengymnasten, mit alltäglichen Aufgaben und Anforderungen zurechtzukommen. Äußerlich unterscheidet sich das Gebäude nicht von anderen Kindertagesstätten und Kindergärten, da hier behinderte und ebenso nicht behinderte Kinder zusammen ihren Tag verbringen.

Die Kinder des integrativen Kindergartens »Kunterbunt« in Münsingen zeigten im Dezember 2005 bei der Lebenshilfe-Fei
Die Kinder des integrativen Kindergartens »Kunterbunt« in Münsingen zeigten im Dezember 2005 bei der Lebenshilfe-Feier ein Weihnachtsspiel. ZmS-Reporterin Sina hat den integrativen Kindergarten in Ohmenhausen besucht. ARCHIVFOTO: KOZJEK
Die Kinder des integrativen Kindergartens »Kunterbunt« in Münsingen zeigten im Dezember 2005 bei der Lebenshilfe-Feier ein Weihnachtsspiel. ZmS-Reporterin Sina hat den integrativen Kindergarten in Ohmenhausen besucht. ARCHIVFOTO: KOZJEK
Der Tagesablauf unterscheidet sich nicht viel von dem einer normalen Kindertagesstätte. Bei näherer Betrachtung erkennt man jedoch einige Unterschiede. Die Betreuung der behinderten Kinder beginnt schon lange vor dem Betreten des Kindergartens. So werden zum Beispiel die nicht behinderten Kinder von ihren Eltern in den Kindergarten gebracht, währen die behinderten Kinder von einem Fahrdienst mit dem Bus von zu Hause abgeholt werden, meistens von Ortschaften, die außerhalb des Standortes des jeweiligen Kindergartens liegen.

Mehr Gemeinsamkeiten...

Mit diesem Fahrdienst kommen auch Kinder, die auf den Rollstuhl angewiesen sind, bequem in den Kindergarten. Selbstverständlich werden sie auch am Ende des Kindergartentages wieder nach Hause gebracht. Diese Aufgabe erfüllen meist Zivildienstleistende.

Ein weiterer Unterschied ist, dass die behinderten Kinder über die allgemeine Erziehung hinaus noch individuelle Einzelübungen bekommen und dadurch im Umgang mit ihrer Behinderung gefördert werden. Ebenso fördern die gemeinsamen Übungen der behinderten und nicht behinderten Kinder die Toleranz und das Verständnis untereinander. So ist zum Beispiel das Zähneputzen bei allen Kindern am Anfang eine nicht ganz einfache Sache.

Bei einer entsprechenden Behinderung dauert das Lernen etwas länger, doch durch gezielte Übungen gelingt den behinderten Kindern vieles nach einiger Zeit ohne fremde Hilfe. Was für Kinder ohne Behinderung im Alter von drei Jahren selbstverständlich erscheint, kann für Kinder mit Behinderung eine große Anstrengung bedeuten, umso größer ist das Erlebnis und die Freude über den Fortschritt, wenn es die Jacke selbstständig anziehen, die Schuhe selber ausziehen oder sogar binden kann.

Der Tag beginnt für alle mit dem gemeinsamen Spielen, danach singen die Kinder in einem Morgenkreis, um das Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken und die Kommunikation zu fördern. Dann werden die Hände gewaschen und die Kinder frühstücken gemeinsam. Beim gemeinsamen Frühstücken werden zwei Kinder im Durchschnitt von einem Erzieher betreut. Nach dem Frühstück steht die Körperhygiene im Zentrum.

...als Unterschiede

Fortschritte werden in einem Buch dokumentiert und so den Eltern mitgeteilt. Ebenso schreiben die Eltern in dieses Buch die Ereignisse, die die Kinder zu Hause erlebt haben. Dieses Buch dient als Kommunikation und Verständigung zwischen den Eltern und den Erzieherinnen, da sprachbehinderte Kinder das Erlebte nicht mitteilen können.

Zusammenfassend war dieser Tag, den ich mit den Kindern erlebt habe, sehr aufschluss- und lehrreich. Ich habe gelernt, dass die Unterschiede zwischen den behinderten und nicht behinderten Kindern nicht groß oder unüberbrückbar sind. Das Gleiche gilt für die Verhaltensweisen in puncto Freude, Spaß und Aufmerksamkeit - für den Umgang miteinander. Durch die besondere Behandlung der Kinder werden diese kleinen Unterschiede irgendwann nicht mehr wahrzunehmen sein.

Wünschenswert wäre, dass sich dieses Miteinander auch im späteren Schul- und Berufsleben fortsetzt. Ein gemischter Kindergarten ist sicher eine gute Basis und ein vielversprechender Anfang. (ZmS)



Sina Maier, Bildungszentrum Nord Reutlingen Gymnasium, Klasse 9b