ZmS: Wie sehen Sie den bisherigen Verlauf der Saison?
Peter Starzmann: Natürlich sehr positiv, ich glaube, uns hätte keiner solch eine Leistung zugetraut. Mit 26 Punkten und damit dem 6. Tabellenplatz.
»Es hat sich schon in der Oberliga gezeigt, dass der SSV über viele treue Fans verfügt«
Was sind Ihre Ziele mit dem SSV Reutlingen in dieser und in der nächsten Saison?
Starzmann: Wir wollen schnellstmöglich die notwendigen Punkte sammeln, um früh für die nächste Regionalligasaison planen zu können. Anschließend kommt dann die mit Spannung erwartete Qualifikationsrunde für die neue 3. Liga. Und da wollen wir natürlich auch hin.
Wie erklären Sie sich die hohe Zuschauerzahl, die beim SSV Reutlingen herrscht?
Starzmann: Es ist keine Überraschung. Es hat sich schon in der Oberliga gezeigt, dass der SSV über viele treue Fans verfügt, und die haben auch in der bisherigen Regionalligasaison ihr Kommen bestimmt nicht bereut.
Welche Verbindungen haben Sie zu Ihren ehemaligen Vereinen wie zum Beispiel den Stuttgarter Kickers, mit denen Sie in der 2. Liga gespielt haben?
Starzmann: Nach wie vor pflege ich einen freundschaftlichen Kontakt zu allen Vereinen, bei denen ich je gespielt, beziehungsweise als Trainer gearbeitet habe. Jedem Verein habe ich auf unterschiedliche Art und Weise viel zu verdanken.
Was ist beziehungsweise war Ihr größter Erfolg als Spieler?
Starzmann: Mein größter Erfolg als Spieler war, dass ich im stolzen Alter von 27 Jahren noch den Sprung in die 2. Bundesliga bei den Stuttgarter Kickers geschafft habe.
Und was als Trainer?
Starzmann: In 15 Jahren Trainertätigkeit habe ich so einiges erlebt. Schöne Erfolge waren sicherlich die Aufstiege mit den VfB-Amateuren oder mit dem SV Bonlanden. Mit diesem Verein sind wir sogar in den DFB-Pokal eingezogen. Vor 3 700 Zuschauern in Bonlanden haben wir dann beinahe noch den damaligen Erstligisten Bochum bezwungen. Und dennoch, das was wir hier in Reutlingen in den letzten Jahren geschaffen haben, nimmt eine noch größere Dimension an. Wir alle, und damit meine ich vor allem auch die Anhänger des SSV, können darauf sehr stolz sein.
Haben Sie nach den guten Leistungen des SSV Reutlingen schon Angebote von anderen Vereinen bekommen?
Starzmann: (zögernd) Ganz schlicht: Ja.
Können Sie sich überhaupt vorstellen woanders zu arbeiten?
Starzmann: Momentan sicherlich nicht, denn ich fühle mich mit dem gesamten Umfeld des Vereins pudelwohl.
Klingelt bei Ihnen jetzt täglich das Telefon beziehungsweise Handy, nachdem Sie Ihre Handynummer vor einigen Monaten veröffentlicht haben?
Starzmann: Das war nur in der Zeit rund um die »Lizenzierungswoche« der Fall, und da war diese Maßnahme einfach »lebensnotwendig«.
Wie ist das Klima zwischen den Spielern untereinander und Ihnen gegenüber?
Starzmann: Wir sehen uns als harmonische Einheit und versuchen täglich, den Teamgedanken zu leben. Das gibt uns sehr viel Stärke.
Wie stellen Sie die Mannschaft auf ein Spiel ein?
Starzmann: Unter der Woche erarbeiten wir die taktische Marschrichtung für den nächsten Gegner. Am Spieltag selbst geht es nur noch einmal um höchste Konzentration und eine Top-Motivation.
Werden wir wieder so einen sensationellen Rückrundenstart wie den Vorrundenstart sehen?
Starzmann: Das wäre schön, und wir würden uns sehr darüber freuen. Dieser Mannschaft ist alles zuzutrauen.
»Der Verein befindet sich wieder auf einem richtig guten Weg«
Denken Sie, wir werden den SSV Reutlingen wieder in der 2. Liga sehen, und wenn ja wann?
Starzmann: Der Verein befindet sich nach seiner jüngsten turbulenten Vergangenheit wieder auf einem richtig guten Weg. Eine realistische kurzfristige Zielsetzung ist sicherlich das Erreichen der neuen 3. Liga.
Waren Sie persönlich für oder gegen die Einführung der 3. Liga?
Starzmann: Beim Regionalliga-Staffeltag im Juli und bis heute ist noch nicht geklärt, ob ein »kleiner« Verein wie der SSV Reutlingen mit ausreichend hohen Fernsehgeldern für die 3. Liga ausgestattet wird. Das ist die wirtschaftliche Seite. Sportlich entsteht kurzfristig bestimmt ein neuer Reiz.
Welchen Spieler - egal welcher Liga - würden Sie unabhängig vom Preis gerne verpflichten?
Starzmann: (lacht) Ganz fiktiv?
Ja. So wie zum Beispiel: Klose.
Starzmann: Das geht schon in die Richtung ... Drogba, Klose - eher Thierry Henry.
Was ist Ihre Meinung zu der Gewaltbereitschaft der Fußballfans, vor allem in den niederen Ligen?
Starzmann: Ich denke, dass ein Verein eigentlich das richtige Auffangbecken für unsere Jugendlichen sein sollte, wo sie mit Freude dabei sind und durch ein gemeinsames Miteinander ein Stück Lebensqualität sowie soziale Geborgenheit finden. Alles andere verurteile ich aufs Schärfste.
Auf welchem Tabellenplatz sehen Sie den SSV Reutlingen am Ende der Saison?
Starzmann: Wir wollen uns immer weiter entwickeln und unseren Fans erfrischenden Fußball bieten. Ich glaube, dass wir auf einem guten Weg sind. Ich bin mir deshalb sicher, dass wir unser Ziel für die nächsten Jahre auch erreichen.
Zum Abschluss: Welche zwei Mannschaften steigen Ihrer Meinung nach auf?
Starzmann: Hoffenheim und Wehen, so wie sie jetzt in der Tabelle stehen. Das ist unter normalen Umständen nicht mehr zu verhindern.
Zum Schluss wünschen wir dem SSV Reutlingen und Peter Starzmann weiterhin viel Erfolg und viele schöne Tore. Auf dass wir den SSV bald wieder zum Aufstieg gratulieren können. (ZmS)
Nach dem Training begleiteten wir Peter Starzmann in die Katakomben des Kreuzeiche-Stadions. Das Interview selbst fand im Konferenzraum des SSV Reutlingen statt. Für uns war das Gespräch mit Peter Starzmann ein Erlebnis, was unter anderem daran lag, dass er sehr freundlich, natürlich und überaus locker war. (ZmS)
Michael Weimer, Julian Titz, Lars Hornung, BZN-Gymnasium Klasse 10d