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Aktuell Flüchtlinge

Spielen geht auch ohne Worte

PFULLINGEN. Juhina strahlt über das ganze Gesicht. Gerade hat sie zwei gleiche Karten beim Memory aufgedeckt. Sie zeigt auf ein Kärtchen, auf dem ein Pferd zu sehen ist. »In Syrien gibt es auch Pferde«, erzählt die Sechsjährige. Um den Tisch sitzen fünf Mädchen aus vier verschiedenen Nationen. In einer anderen Ecke des Raumes spielen zwei bosnische Jungen und ein Mädchen aus Deutschland mit einem Luftballon. An einem Tisch malen ein paar Kinder. Syrische, bosnische, albanische und deutsche Wortfetzen schwirren durch den Raum.

Die Kinderkirche der evangelischen Martinskirchengemeinde Pfullingen ist zu Gast im Asylcafé. Es geht um Begegnung und um die Erfahrung, dass man zum gemeinsamen Spielen nicht viele Worte braucht. Die Kinderkirchkinder proben zurzeit für das Krippenspiel, das an Heiligabend aufgeführt werden soll. Darin geht es um das Flüchtlingskind Jesus, das mit seinen Eltern schon als Baby nach Ägypten fliehen musste. Die Kinder sollen sich nicht nur im Krippenspiel mit dem Thema beschäftigen, sondern Flüchtlinge kennenlernen.

Voneinander lernen

Die Kinder der Flüchtlinge von heute kommen gerne ins Asylcafé, das dienstags von 15.30 bis 17.30 Uhr in den Räumen der methodistischen Kirchengemeinde stattfindet. Die Erwachsenen treffen sich in einem anderen Raum. Dort ist Zeit für Begegnung und Austausch, es gibt Kaffee, Kuchen und Brezeln. Die Lebensmittel bringt eine der Helferinnen von einer Großbäckerei mit. Aber nicht nur Begegnungsmöglichkeiten bieten Karin Dittmann und die anderen ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen an. Auch ein Deutschkurs findet regelmäßig statt. Auch bei rechtlichen Fragen und Problemen helfen die Mitarbeiterinnen.

Fünf Familien haben sich heute im Café eingefunden. Eine davon stammt aus Damaskus, der syrischen Hauptstadt, und ist froh, in Pfullingen vor drei Monaten ein neues Zuhause gefunden zu haben. Die zehnjährige Tochter erzählt stolz: »Ich gehe hier jetzt auch in die Schule und in Mathe rechnen wir schon mit Zahlen bis zu einer Million.«

Später versuchen Juhina und ihre Schwester, den deutschen Kindern beizubringen, was »Zahnbürste« auf syrisch heißt. Es ist gar nicht so einfach, das Wort richtig auszusprechen. Aber eins ist am Ende des Nachmittags klar: Nicht nur die syrischen, bosnischen und mazedonischen Kinder haben etwas gelernt, sondern auch die deutschen. (ZmS)

Friederike Dolmetsch, Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium Metzingen, Klasse 9a