Logo
Aktuell Verkehr

Seit zehn Jahren mit Hightech unterwegs

TÜBINGEN/HERRENBERG. Die Königliche Württembergische Staatseisenbahn eröffnete am 12. August 1909 zunächst den ersten Abschnitt der 21 Kilometer langen, eingleisigen Ammertalbahn von Herrenberg nach Pfäffingen. Den zweiten Streckenabschnitt nahm sie am 30. April 1910, nach Fertigstellung des 288 Meter langen Schlossbergtunnels, bis Tübingen Hauptbahnhof in Betrieb.

Mehr Autos, weniger Züge

Infolge der starken Zunahme des Autoverkehrs nach dem Zweiten Weltkrieg und dem damit verbundenen Rückgang der Reisendenzahlen stellte die Deutsche Bundesbahn am 25. September 1966 den Personenverkehr zwischen Herrenberg und Entringen ein. Sie wickelte aber weiterhin Güterverkehr zwischen Tübingen und Gültstein und Personenverkehr zwischen Tübingen und Entringen ab. 1973 baute die Deutsche Bundesbahn die Strecke zwischen Gültstein und Herrenberg ab. Die Betriebseinstellung führte 1966 zur Gründung einer »Aktionsgemeinschaft zur Erhaltung der Ammertalbahn«.

Durch die dauernde Überlastung der Bundesstraße B 28 begann ab den 80er- Jahren die Planung zur Reaktivierung der Ammertalbahn im Personenverkehr. Die Landkreise Tübingen (80 Prozent) und Böblingen (20 Prozent) gründeten einen »Zweckverband ÖPNV im Ammertal« (ZÖA) und kauften 1996 die Strecke von der Deutschen Bahn AG.

Bei der Sanierung der Strecke baute der ZÖA die zweigleisigen Kreuzungsbahnhöfe Tübingen West, Pfäffingen und Entringen um. Die Bahnhöfe passte er dem zukünftigen Taktverkehr an und rüstete sie mit Rückfallweichen aus. Die Eisenbahnfahrzeuge stellen diese Weichen selbsttätig um, dadurch konnte die Signaltechnik vereinfacht ausgeführt werden. Alle Kreuzungsbahnhöfe erhielten Vor- und Hauptsignale, die der Zug in Abhängigkeit der Gleisbelegung der Strecke selbsttätig steuert. Das abgebaute Teilstück zwischen Gültstein und Herrenberg baute der ZÖA wieder auf.

Viel mehr Fahrgäste als erwartet

Auf dem Stellwerk in Tübingen überwacht ein Zugleiter die Strecke und greift nur bei Störungen ein. Die Streckengeschwindigkeit beträgt bis zu 100 Stundenkilometer anstatt 60 Stundenkilometer vor dem Ausbau, weil der ZÖA alle Bahnübergänge der Strecke mit Blinklicht und Halbschranken sicherte. An der Strecke erneuerte er alte Bahnsteige und baute auch zusätzliche neue Bahnsteige mit 110 Meter Länge und einer Höhe von 55 Zentimeter für barrierefreien Einstieg.

Mit einer Eröffnungsfeier am 1. August 1999 nahm der ZÖA die neue Ammertalbahn auf gesamter Länge wieder in Betrieb. Mit 24 Minuten Fahrzeit und einem Halbstundentakt verbindet die Ammertalbahn Tübingen mit Herrenberg, wo S-Bahn-Anschluss nach Stuttgart besteht. Statt den anfänglich geschätzten 4000 Fahrgästen pro Tag befördern die Züge heute rund das Doppelte an Personen. (ZmS)



Simon Wandel, Realschule Pliezhausen, Klasse 8c