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Santa Claus und Dun Che Lao Ren

REUTLINGEN. Wie Weihnachten gefeiert wird? Ist doch klar, mit der ganzen Familie, geschmücktem Weihnachtsbaum, tollen Geschenken vom Weihnachtsmann und natürlich ganz viel Schnee! Doch welche Weihnachtsbräuche haben andere Länder? Von Weihnachtsfeuern bis hin zur hässlichen Hexe ist alles vorhanden.

Von klein auf sind wir es gewöhnt, am Abend des 24. Dezember in die Kirche zu gehen, um das Weihnachtsevangelium zu hören und es uns dann gemeinsam bei einem genüsslichen Festmahl schmecken zu lassen. Anschließend werden Weihnachtslieder wie »O du fröhliche, O du selige« und »Stille Nacht, Heilige Nacht« gesungen. Und dann endlich werden die nicht nur von den Kindern lang ersehnten Weihnachtsgeschenke ausgepackt. Aber so ist es nicht überall.

Fast jedes Land hat mehr oder weniger seine eigenen Bräuche, die zum Teil durch unsere Mobilität schon vermischt werden. So hat der eigentlich lässige Spruch »Happy X-Mas« seinen Ursprung in Amerika und steht hier für den Anfangsbuchstaben von Jesus Christus.

Geschenke erst am 25. Dezember

In den USA werden die Geschenke erst am Morgen des 25. Dezember gebracht, und zwar von Santa Claus höchstpersönlich. Er bringt sie mit seinem von Rentieren gezogenem Schlitten. Rudolph, das rotnasige Rentier, ist so durch viele Lieder und auch Filme schon bekannt geworden. Nicht zu vergessen sind die gigantischen Weihnachtsumzüge und die weihnachtliche Beleuchtung fast aller Vorgärten, Häuser und Dächer.

In den Niederlanden dagegen dreht sich alles um den Sinterklaas. Die Kinder stellen am 5. Dezember ihre Schuhe vor den Kamin, damit sie von Sinterklaas gefüllt werden. Seinem Pferd wird eine Mohrrübe oder Heu dazugelegt, damit Sinterklaas auch viel Zeit hat, die Geschenke zu verteilen. Der 25. Dezember war bislang ein religiöser Feiertag ohne Geschenke.

Die Italiener dagegen haben keinen Weihnachtsbaum, sondern aufwendig geschmückte Krippen. Am Heiligen Abend findet eine Art Geschenk-Lotterie statt. Jeder zieht aus einem Säckchen die Nummer seines Geschenks. »Bafana«, eine alte hässliche Hexe mit Besen, kommt am 6. Januar und bringt den braven Kindern Geschenke, die bösen bekommen ein Kohlestückchen.

In China wird ebenfalls begeistert Weihnachten gefeiert, obwohl nur zwei Prozent der Bevölkerung Christen sind. Öffentliche Plätze, Hotels und Supermärkte sind festlich geschmückt und die Verkäufer in den Läden als Weihnachtsmänner verkleidet. Der Weihnachtsmann wird in China »Dun Che Lao Ren« genannt und steckt die Geschenke in von Kindern aufgehängte Socken.

Weihnachten findet in Brasilien natürlich ohne Schnee statt, aber es mangelt trotzdem keinesfalls an geschmückten Weihnachtsbäumen. Heiligabend wird erst um Mitternacht mit einer festlichen Mahlzeit und einer Bescherung im Familienkreis gefeiert. Traditionelles Hauptgericht eines brasilianischen Weihnachtsmahls ist der gebratene Puter mit Kastanien gefüllt und mit Ananasscheiben garniert.

Goldmünze im Kuchen

In Griechenland stehen auch die Kinder im Mittelpunkt der Feierlichkeiten. Am 24. Dezember ziehen sie mit Trommeln und Glocken durch die Straßen um Geister zu vertreiben und bekommen dafür kleine Geschenke. 12 Nächte lang werden dann Weihnachtsfeuer zum Schutz vor den Kalikanzari (Kobolden) entzündet. In der Nacht zum 1. Januar bekommen die Kinder dann Geschenke von ihren Eltern und Angehörigen vor ihr Bett gelegt. Für die Familie gibt es an diesem Tag einen Kuchen, in den eine Goldmünze eingebacken wird. Glaubt man der Legende, so wird derjenige, der die Goldmünze in seinem Kuchenstück hat, ein glückliches Jahr haben.

Die christlichen Inder schmücken anstelle von Tannen und Fichten Palmen, Bananenstauden oder Mangobäume mit bunten Lichterketten. Die Kirche wird mit roten Weihnachtsternen und Kerzen geschmückt, während das Weihnachtsfest mit Musik und Tanz gefeiert wird. Geschenke bekommen die Kinder, aber auch die Angestellten. Das Familienoberhaupt freut sich sehr, wenn ihm die Familie eine Zitrone überreicht, da sie ihm dadurch Glück und Erfolg wünschen.

In Polen beginnt die Weihnachtszeit und somit auch die Zeit des Fastens mit dem ersten Advent. Bereits früh morgens öffnet die Kirche und Sternsinger ziehen durch die Straßen. Das Weihnachtsfest wird im Kreis der Großfamilie begangen und das Festmahl beginnt erst, wenn der erste Stern am Himmel leuchtet. Es wird immer ein Gedeck mehr als benötigt aufgelegt, falls ein unerwarteter Gast kommen sollte. Erst nach dem Essen werden die Geschenke ausgepackt. Anschließend geht die ganze Familie in die Kirche.

Mit der Kerze am Strand

Der Weihnachtsbaum ist in Australien sehr beliebt, auch wenn fast ausschließlich Kunstbäume aufgestellt werden. In der Regel wird Weihnachten im Freien gefeiert, da dort im Dezember Hochsommer ist. An Heiligabend sitzen die meisten Australier mit einer brennenden Kerze in der Hand am Strand und feiern bei Weihnachtskonzerten oder beim Singen traditioneller Weihnachtslieder. Geschenke werden erst am Morgen des 25. Dezember verteilt.

Ägypter ernähren sich die letzten 43 Tage vor Heiligabend ausschließlich vegetarisch. Erst um Mitternacht an Heiligabend wird wieder Fleisch gegessen. Traditionell werden die Kinder an Weihnachten neu eingekleidet.

Die Südafrikaner verbringen die Feiertage nicht selten am Strand. Fenster werden mit glitzernden Stoffen, Wolle und Goldfolie verziert. Während für die Urbevölkerung Weihnachten ein karneval-ähnliches Fest ist, begeht der Englisch sprechende Teil der Bevölkerung ein etwas besinnlicheres Weihnachtsfest. Viele stellen einem alten Brauch zufolge pantomimisch Weihnachtsgeschichten dar, wovon vor allem die Kleinen begeistert sind. Am 26. Dezember, dem »Boxing Day«, werden Kisten mit Essen und Geschenken an die Armen verteilt.

In England werden die Räume mit Misteln, Stechpalmen, Lorbeer und bunten Girlanden geschmückt. An Heiligabend hängen die Kinder ihre Strümpfe auf. Wenn alles schläft, steigt Santa Claus durch den Schornstein ins Haus und füllt die Strümpfe der Kinder mit Geschenken.

Riesige Weihnachtsfeuer und Umzüge mit viel Trubel und Feuerwerken kennzeichnen die Weihnachtszeit in Mexiko. Ein für Kinder besonders wichtiger Teil des Festes ist die Panata. Sie ist ein mit Sternen und Figuren dekoriertes Tongefäß mir Früchten und Süßigkeiten gefüllt. Die Panata wird aufgehängt, und die Kinder versuchen mit verbundenen Augen den Topf zu zerschlagen, um an die Leckereien zu kommen. An Heiligabend versammeln sich tausende Mexikaner vor den Kirchen, um traditionellen Tänzen und Feuerwerken zuzuschauen. Danach beginnt die Weihnachtsmesse.

Eine Ziege wird geschlachtet

Ganz anders wird in Kenia gefeiert. Am Heiligen Abend trifft man sich im Kreis der Familie zu einem großen Festmahl, bei dem die Kinder die »Hauptorganisatoren« sind. Gefeiert wird ausgelassen bis in die frühen Morgenstunden des 25. Dezember. An diesem Tag wird früh morgens eine Ziege geschlachtet und unter den Familienmitgliedern aufgeteilt. Kinder laufen von Haus zu Haus und wünschen sich gegenseitig frohe Weihnachten. Bis in die frühen Morgenstunden wird dann weiter gefeiert und getanzt.

So unterschiedlich Weihnachten auch gefeiert werden mag, gemeinsam bleibt den Bräuchen doch immer der Grundgedanke an die Freude, die uns durch die Geburt von Gottes Sohn geschenkt wurde. (ZmS)



Anne-Cathrine Koch, Bildungszentrum Nord-Gymnasium, Klasse 10