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»Nur in seltenen Fällen besonders brutal«

GAMMERTINGEN. Das Thema Gewalt unter Jugendlichen ist ein Thema, über das viel diskutiert wird. Wir haben mit Bernhard Göggel einen Polizeibeamten befragt, der sich damit auskennt.

ZmS: Wie ist die Gewalt unter Jugendlichen und besonders an Schulen einzuschätzen?

Bernhard Göggel: Gewalttätige Auseinandersetzungen unter Jugendlichen sind nur in seltenen Fällen besonders brutal einzuschätzen. Diese Fälle werden aber meist übertrieben dargestellt.

Und in welchem Altersbereich gibt es die meisten gewalttätigen Auseinandersetzungen?

Göggel: Laut polizeilichen Kriminalstatistiken wird im Altersbereich zwischen 14 und 18 Jahren am meisten Gewalt gegen Personen und Sachen angewandt. Es sind aber auch Fälle von jüngeren Personen bekannt.

Gibt es denn auch Analysen, bei denen gesagt wird, welche Schularten am meisten von Gewalttaten Jugendlicher betroffen sind?

Göggel: Am meisten Gewalt wird in Hauptschulen angewandt. Es gibt aber auch einige Fälle, bei denen auch Gewalt in Realschulen angewandt wurde. Am wenigsten gewalttätige Konflikte gibt es auf den Gymnasien. Im Allgemeinen kommt es an Schulen im ländlichen Bereich zu weniger Gewalttaten als an Schulen im städtischen Bereich.

Wie unterscheiden sich die Gewaltanwendungen Jugendlicher von denen von vor 20 oder 30 Jahren?

Göggel: Vor 20 oder 30 Jahren gab es auf den Schulen fast täglich Raufereien, bei denen jedoch sehr selten jemand ernsthaft verletzt wurde. Heute fallen die Schlägereien häufiger mit schwereren Verletzungen aus.

Was für Unterschiede zwischen den Gewaltanwendungen Jugendlicher und denen Erwachsener gibt es?

Göggel: Die Gewaltanwendungen Erwachsener haben oft mir übermäßigem Genuss von Alkohol zu tun. Außerdem liegt die Hemmschwelle, Gewalt anzuwenden bei Erwachsenen meist höher als bei Jugendlichen, weil sich die Erwachsenen oft eher über die Konsequenzen bewusst sind als die Jugendlichen.

Dann würden wir noch gerne wissen, wie die Polizei mit jugendlichen Straftätern umgeht?

Göggel: Jugendliche, die im Verdacht stehen, eine Straftat begangen zu haben, müssen vor der Polizei, anders als bei Erwachsenen, ausführlich über die familiäre, soziale und persönliche Situation berichten. Im Vordergrund steht dabei, den Jugendlichen so wenig wie möglich als Kriminellen darzustellen.

Am Ende wollen wir noch wissen, warum Jugendliche immer häufiger zu Gewalt greifen, um Konflikte zu lösen?

Göggel: Die Gründe dafür sind sehr unterschiedlich. Sehr häufig sind sie auf mangelnde Erziehung oder auf unvollständige Familien (geschiedene Eltern) zurückzuführen. Somit können wir sagen, dass die Gewalt Jugendlicher oft etwas zu dramatisch und brutal dargestellt wird, als sie in Wirklichkeit ist. (ZmS)



Friedemann Kübler, Fabian Göggel, Achim Christ, Gymnasium Gammertingen, Klasse 9 c