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No more bad hair

REUTLINGEN. »Ich weiß, wie stark ich bin und was ich alles schaffen kann, wenn ich an mich glaube und mich nie aufgebe«. Dieser Gedanke trug die 20- jährige Jana durch eine schwere Zeit in ihrem Leben.

Jana während der Therapie. FOTO: PRIVAT
Jana während der Therapie. FOTO: PRIVAT
Jana während der Therapie. FOTO: PRIVAT
Angst. Kurzzeitig Lebensgefahr. Isoliert im Krankenhaus durften nur noch Menschen im Schutzanzug zu ihr. Der Grund: ein Tumor am rechten Eierstock, ein Teratom. Der Erstbefund zunächst noch harmlos: eine Zyste oder etwas Anderes, aber ungefährlich. Es herrschte Unklarheit, denn alle Ärzte, bei denen Jana war, waren unterschiedlicher Meinung. Ein ewiges Hin und Her.

Sofort in die Notaufnahme

Vor der OP sah Jana aus, als sei sie in der 25. Schwangerschaftswoche. Der Tumor, der sich als bösartig herausstellte, hatte schlussendlich einen Durchmesser von etwa 23 Zentimetern und wog 2,5 Kilo. Nach der OP hatte sie Schmerzen. Außer dem Tumor selbst wurde noch der rechte Eierstock entfernt.

Nach Auftreten der Symptome wie ein immer dicker werdender Bauch und Schmerzen im Gebärmutterbereich, ging sie zuerst Anfang Mai zu ihrer Hausärztin. Diese schickte Jana umgehend in die Notaufnahme. Dort angekommen, wurde zuerst einmal eine Kernspintomografie gemacht, bei der sich herausstellte, dass es sich um einen Tumor handelt.

Zur Freude ihrer Familie und ihr selbst sah es jedoch so aus, als sei es ein gutartiger Tumor. Man würde operieren müssen. Kurz vor der OP stellte sich heraus, dass der Tumor doch bösartig sei. Das änderte nichts an der Tatsache, ihn zu entfernen. Erst dachten die Ärzte, ein sogenannter »Bikini-Schnitt« (entspricht einem Kaiserschnitt) würde ausreichen, was dann aber letztendlich doch nicht der Fall war. Eine 15 Zentimeter lange Narbe wird Jana von nun an ihr Leben lang begleiten und an diese nicht einfache Zeit erinnern. »Das fand ich aber weniger schlimm. Hätte ja noch schlimmer kommen können. Und ist es dann ja auch«.

Warum eigentlich ich?!

Etwa eine Woche nach der OP rief ihr Arzt sie an, dass das Teratom wirklich »unreif« (bösartig) sei. Ob man eine Chemo machen sollte, war jedoch noch unklar. Viele Spezialisten wurden befragt, die alle zu einer Chemo rieten. Ihr Leben war von nun an eingeschränkt – Jana konnte weder in die Uni, noch abends ausgehen. »Das hat mich schon alles ziemlich gestört. Anderseits war mir klar, dass ich nur einen Sommer dafür opfern muss und ich danach noch 60 schöne Sommer erleben kann«.

Natürlich sind während der Chemotherapie die körperlichen Schmerzen nicht die einzige Belastung. Gedanken wie »Werde ich so aussehen wie die Chemopatienten in Filmen?«, prägten Janas Alltag. Und »Warum eigentlich ich?!« Aber sie hatte viele Menschen, die sie unterstützten. Für ihre Eltern war es nicht leicht zu verkraften, da es ja für Eltern immer schlimm ist, wenn das Kind krank ist. Genauso wie für ihre drei Brüder, die es allerdings nach außen weniger zeigten. Was Jana nicht verstand war, dass ihre Freunde am Boden zerstört waren, obwohl sie doch merkten, dass es ihr eigentlich gut ging.

Die Haare sind weg

Am Anfang der Chemotherapie war ihre größte Angst, ihre Haare zu verlieren. Darüber kann sie heute nur noch lachen. »Am Ende war ich sogar froh, sie los zu sein. Als sie nur noch nervten und die ganze Zeit ausfielen, habe ich sie irgendwann einfach abrasiert«.

Während der Therapie war der 20 Jährigen permanent übel und die Medikamente der Chemotherapie haben sie so geschwächt, dass von den normalerweise 7 000 bis 10 000 Leukozyten nur noch 45 übrig blieben. Für ein normal funktionierendes Abwehrsystem braucht ein Mensch mindestens 1 500 Leukozyten. Das muss man sich so vorstellen, als ob bei einer Veranstaltung bei der eigentlich 1 500 Polizisten für Sicherheit sorgen sollten, nur 45 da sind.

Man kann sich vorstellen, was passiert. Von da an schwebte sie in Lebensgefahr. »Todesangst hatte ich eigentlich keine«. Vielleicht war es die positive Einstellung, die ihr half, verhältnismäßig schnell wieder auf den Weg der Besserung zu kommen. Trotzdem wurde sie zu Hause weiterhin ständig überwacht. Nach der Chemotherapie ging es ihr körperlich endlich wieder gut. Den Ärzten hatte sie die ganze Zeit über vollkommen vertraut. Nur psychisch sah es nicht ganz so schnell wieder gut aus: Jana konnte nicht alleine sein. Doch auch das besserte sich nach einer gewissen Zeit.

Heute, etwa fünf Monate nach den Behandlungen, ist Jana vollständig geheilt und es geht ihr gut. Alle drei Monate muss zur Kontrolle noch ein Ultraschall gemacht werden, und jedes halbe Jahr wird ihr noch Blut abgenommen. Von Zeit zu Zeit trauert sie noch ihren damals schönen lockig, blonden Haaren hinterher. Aber wie sie so schön sagt: »No more bad hair – Es ist doch auch schön, die Haare der Stimmung und dem Outfit passend zu machen«.

Ein Erlebnis, das reifen lässt

Es ist nicht ganz ausgeschlossen, dass der Tumor wieder kommt, aber auch nicht wirklich wahrscheinlich. »So grundsätzlich habe ich keine andere Sicht der Dinge. Aber ich bin trotzdem gewachsen, weil es einfach ein Erlebnis ist, was einen reifer werden lässt«.

Vielen Dank an Jana! (ZmS)

Malin Hochgreve, Leoni Kleisz und Juliane Velz, BZN-Gymnasium, Klasse 9d

Jana während ihrer Therapie. FOTO: PRIVAT
Jana während ihrer Therapie. FOTO: PRIVAT
Jana während ihrer Therapie. FOTO: PRIVAT