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Aktuell Zeitung macht Schule

Nicht immer nur auf andere hören

METZINGEN. »Don't plan it, do it!« So lautet das Motto des 29 Jahre alten Daniel C. Schweizer. Der ehemalige Schüler des Bonhoeffer-Gymnasiums Metzingen, der heute ein erfolgreicher Unternehmensberater ist, begann schon 1992 - lange vor dem Abitur - seine Karriere. Ein schneller Aufstieg folgte, als er zwei Jahre später deutscher Generalvertreter für Indiens bedeutendste Druckerei, Ajanta Offset, wurde. Seither arbeitet der »Agent 007«, wie er von einem Kunden bezeichnet wurde, vorwiegend in China.

Frühe Pläne

Bei einem Heimatbesuch fand Daniel Schweizer trotz vollem Terminplan Zeit für ein Interview mit einem ZmS-Team vom Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium. In diesem interessanten Gespräch erfuhren wir mehr über die Person Daniel Schweizer sowie die Wirtschaft in China und bekamen wertvolle Tipps für unser späteres Berufsleben.

»Nicht wegen der Schule, sondern trotz der Schule« habe er sein eigenes Unternehmen gründen können. Als Daniel Schweizer das erste Mal mit dem Gedanken spielte, eine eigene Firma zu gründen, war er gerade 14 Jahre alt. Er setzte sich Ziele, hielt an dem Gedanken fest und gründete mit 17 Jahren und einer Sondererlaubnis in der Tasche seine erste Firma.

Viel persönliches Engagement und die Erarbeitung des erforderlichen Eigenkapitals durch Ferienjobs machten ihn wettbewerbsfähig. Mit durchdachten, intelligenten Strategien überzeugte er seine Klienten und konnte seinen Kundenkreis schnell erweitern.

Geschäftsideen ohne Kapital

Seinen ersten großen Auftrag erhielt er 1994, als er mit der Delegation von Ministerpräsident Erwin Teufel Unternehmen in Indien besuchte. Anders als der Rest der Teilnehmer ließ er sich nicht durch das Land führen, sondern kämpfte sich auf eigene Verantwortung und vor allem auf eigene Kosten durch Indien. So erreichte er mehr als die anderen Delegationsmitglieder: Er wurde Generalvertreter der bedeutendsten indischen Druckerei, Ajanta Offset.

Als Jungunternehmer hatte er es nicht immer leicht, berichtet uns Daniel Schweizer. Zu einer Geschäftsidee, einem deutsch-indischen Joint-Venture, wurde er zwar überall angehört, bekam jedoch auf Grund seines Alters keine Kredite, obwohl die Idee leicht durchsetzbar gewesen wäre und auch erfolgreich kopiert wurde. Er hat seine Lehre daraus gezogen und baut seine Unternehmen nur noch auf Eigenkapital auf, ohne jegliche Kredite. »Aus der Not eine Tugend gemacht«, so sieht er es heute.

Entwicklungsland Deutschland

»Als ich vor zehn Jahren das erste Mal nach China gegangen bin, war China ein Entwicklungsland«, sagt Schweizer zu den wirtschaftlichen Bedingungen in China, »wenn ich heute von Shanghai hierher komme, fliegt meine Frau nur ungern mit, weil ihrer Ansicht nach Deutschland ein Entwicklungsland ist.« China komme aus einer bitteren Armut. Was ihn damals beeindruckte und auch heute noch beeindruckt, ist der Wille der Bevölkerung, etwas zu schaffen.

Beeindruckende »Wir-Mentalität«

Es herrsche eine allgemeine »Wir-Mentalität«, jeder wolle das Land wirtschaftlich voranbringen. Ein Gegensatz zur weit verbreiteten »Ich-Mentalität« in Deutschland, wo jeder mitnimmt, was zu nehmen ist.

Eine hervorragende Infrastruktur, ein funktionierender Markt und eine von der Aufbruchstimmung getriebene Wirtschaft machen China heute nach Ansicht Daniel Schweizers zu einem sich gut entwickelnden Land. Statt für ein kompliziertes System von Fördergeldern eine große Bürokratie aufzubauen, wie es in Deutschland der Fall ist, wird in China, völlig auf Fördergelder verzichtet. Dafür gibt es Steuerfreiheiten. So geht der Staat kein Risiko ein, und der Unternehmer spart sich einigen Verwaltungsaufwand, sagt Schweizer. Er betont jedoch, dass es auch in China viele Beschränkungen und Vorschriften gibt, an die man sich halten muss. Der Staat lasse den Unternehmen jedoch trotzdem mehr freien Lauf.

Respekt, aber vor jedem

Die Frage nach dem Respekt vor älteren Führungspersonen stellt sich natürlich schnell, wenn man sieht, wie früh Daniel Schweizer ins Geschäftsleben einstieg. Einiges Durchsetzungsvermögen ist da gefragt. Instinktiver Respekt vor älteren Führungspersonen, den auch er früher hatte, ist seiner Meinung nach allgemein eine gute Sache. Jedoch solle man den gleichen Respekt vor einer Putzfrau haben wie vor einem Generaldirektor, betont der 29-Jährige. Top-Manager und -Unternehmer seien nunmal oft relativ alt, aus dem einfachen Grund, dass sie mehr Zeit hätten, erfolgreich zu werden.

Man merkt im Gespräch mit Daniel Schweizer, dass er trotz seiner Karriere sehr bodenständig geblieben ist. Seine Arbeit macht ihm immer noch Spaß, auch wenn er natürlich hin und wieder gerne mehr Freizeit hätte. Für ihn habe Geld an einem bestimmten Punkt aufgehört, eine direkte Verbindung zur Freude an der Arbeit zu haben, sagt er uns, als wir ihn fragen, ob er denn heute schon genug Geld habe, um in Rente zu gehen.

Alternative: Obstbaumschneiden

Uns rät er, in Zukunft immer unsere eigenen Ideen zu verfolgen und nicht immer auf andere zu hören. Den eigenen Weg zu gehen, ohne zu versuchen, ein bestehendes Erfolgsrezept zu kopieren, und dabei nicht nur auf das Geld zu achten. Schweizer gibt uns dazu ein Beispiel: Hätte er damals alles so gemacht, wie es ihm gesagt wurde, würde er heute vielleicht auf der Wiese stehen und Obstbäume schneiden. (ZmS)



Florian Fink, Andreas Raidt, Andreas Hess und Gerd Berger, Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium, Klasse 10b