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Aktuell Beruf

Musik liegt in der Luft

REUTLINGEN. Es ist 17.45 Uhr. Ich muss mich jetzt auf den Weg zum Jungen Ensemble, einem Chor für Jugendliche, bei Michaela Frind machen. Ich freue mich schon darauf, denn es ist jedes Mal sehr lustig. Das liegt nicht nur daran, dass das Singen Spaß macht, sondern auch weil Michaela Frind – oder »Mi« wie wir sie im Jungen Ensemble nennen – immer gut gelaunt ist.

Chorleitung ist eine ihrer Hauptaufgaben: Kantorin Michaela Frind.FOTO: ZMS
Chorleitung ist eine ihrer Hauptaufgaben: Kantorin Michaela Frind.FOTO: ZMS
Chorleitung ist eine ihrer Hauptaufgaben: Kantorin Michaela Frind.FOTO: ZMS
Sie ist unsere Chorleiterin und von Beruf Kantorin in der Gesamtkirchengemeinde. Das Wort »Kantorin« leitet sich vom lateinischen Wort »cantare« ab, was singen bedeutet. So ist Chorleitung eine der Hauptaufgaben einer Kantorin. Michaela Frind leitet so viele Chöre, dass man sie »schlecht zählen kann«. Sie ist Organistin in der Mauritiuskirche in Betzingen. Sie leitet mehrere Chöre, wie zum Beispiel die Eltern-Kind-Gruppe, die Lütten (ab fünf Jahren), den Kinderchor (ab der dritten Klasse), den Gospelchor und noch viele weitere.

Jährliche Aufführung

Dadurch sind ihre jüngsten Sänger etwa drei Jahre alt und ihre ältesten Sänger schon über 80. Der Kinderchor führt jedes Jahr ein Musical, mit der tatkräftigen Unterstützung der Lütten, auf. Durch viele Extra-Proben und ein langes und schönes Probenwochenende in einer Jugendherberge schaffen es Michaela Frind und die Kinder in diesem Jahr, das Publikum mit einer Aufführung des »König Drosselbart« zu begeistern. Man merkte allen den Spaß, den sie dabei hatten, deutlich an.

Aber auch Auftritte in Gottesdiensten gehören dazu. Momentan gibt es für den Kinderchor und das Junge Ensemble auch noch Stimmbildung. Projektweise leitet Michaela Frind noch das Singen mit den Eltern der Konfirmanden, das Pop-Projekt in Betzingen, den Ferienchor und den Weihnachts-Chor. Ansonsten orgelt sie bei Andachten in der Marienkirche. Mit der Arbeit als Kantorin ist sie, wie man sieht, ziemlich beschäftigt.

Trotzdem hat sie noch Zeit, in ihrer Freizeit drei Hunde zu versorgen, mit ihnen Gassi zu gehen, zu lesen und zu backen, was sie alles sehr gerne macht. Als Sport macht sie Kraft-Ausdauertraining, denn »man glaubt es nicht, aber unser Beruf ist körperlich sehr anstrengend, da muss man etwas für sich tun«. Denn den ganzen Tag Chöre leiten, singen in unterschiedlichen Tonlagen, ist für die Stimme sehr anstrengend. Und bei einem Konzert jedem den richtigen Einsatz zu geben, strengt auch noch den Körper an.

Wie kommt man dazu, diesen ungewöhnlichen Beruf zu ergreifen? Muss man dazu aus einer musikalischen Familie stammen? Nein, Michaela Frind kommt aus einer Familie in der »nicht viel Musik gemacht wurde«. Ihre Eltern haben aber darauf geachtet, dass sie immer Klavier übte. Mit sechs Jahren ging sie zum ersten Mal in einen Kinderchor und hat »seitdem nicht mehr aufgehört zu singen«. In der Schule war sie sehr gut in Musik.

Studium der Kirchenmusik

Nach dem Abitur, nachdem sie mehrere Jahre Klavier gespielt hatte, begann sie neben einer Ausbildung Orgel zu spielen. Für das Studium der Kirchenmusik musste sie für die Aufnahmeprüfung regelmäßiger Unterricht nehmen. Die Aufnahmeprüfung klappte und sie studierte sechs Jahre Kirchenmusik in Heidelberg. Das Studium setzt sich unter anderem zusammen aus Orgel und Klavier spielen, Chorleitung, Gehörbildung, Gesang, Tonsatz, aber auch Theologie.

Ist Michaela Frind eine echte Reutlingerin? Nein, sie kommt nicht aus Süddeutschland, sie kommt aus einer Kleinstadt nahe Kassel, wollte aber, seit sie 16 war, in den Süden. Dann wurde eine Stelle in Reutlingen frei, sie hat sich beworben, »weil ich die Stadt gut fand« und sie bekam sie. Bleibt bei so viel Chorleitung nicht das eigene Singen auf der Strecke? Tatsächlich hat Michaela Frind früher in einer Jugendkantorei und in einem gemischten Chor gesungen.

Momentan singt sie nur noch einmal im Jahr in einem Projektchor in den Herbstferien. Sie spielt Orgel, Klavier, ein wenig Trompete, Schlagzeug und ganz wenig Kontrabass. Wer ihre Chöre hören möchte, kann am Freitag, 11. Dezember, um 18 Uhr in die Marienkirche kommen, dort ist ein Adventskonzert mit normalerweise allen Chören. (ZmS)

Johanna Donner, Friedrich-List-Gymnasium, Klasse 9b