Die Nähkunst brachte ihr ihre Mutter bei. Nach dem Schulabschluss mit 14 besuchte sie zwei Jahre eine Nähschule. Dort lernten die jungen Frauen nicht nur Nähen, sondern auch Sticken und andere Handarbeiten. Damals hatten sie noch alte Nähmaschinen, die mit einem Pedal über einen Lederriemen angetrieben wurden. Dadurch wurde die Nadel in Bewegung gesetzt. Später nähte sie Handschuhe aus Leder in einer Fabrik in Neuhausen. Übrigens: Das war vor rund 65 Jahren.
Alles von der Oma gelernt
Schon im Kindergartenalter schlich ich mich an den Nähkasten meiner Mutter. Mit Schere, Nadel und bunten Fäden fiel ich über meine alten T-Shirts her. Da es doch etwas schwieriger war, als ich dachte, musste ich immer wieder um Hilfe bei meiner Oma bitten.Mein erstes Werk mit der Nähmaschine war eine Kindergartentasche. Dazu wählte ich einen roten Stoff mit weißen Punkten. Die Nähte waren mehr Schlangenlinie als gerade Stiche – ich war aber stolz auf mein erstes eigenes Kunstwerk an der Nähmaschine.
Das Kleid passt immer noch
Aus einem großen Schrank, in dem meine Oma ihre Stoffe aufbewahrt, durfte ich mir einen aussuchen. Es war ein Stoff aus Afrika, den meine Tante von einer ihrer Reisen mitbrachte. Mithilfe meiner Oma nähte ich mein erstes Kleid. An einem Nachmittag war es fertig, und voller Stolz präsentierte ich es meiner Familie. Auch jetzt, zwei Jahre später, bin ich immer noch stolz auf dieses Unikat. Übrigens: Es passt immer noch!Jetzt war mir klar: Dies sollte nicht mein letztes Teil sein. Deshalb wünschte ich mir eine eigene Nähmaschine. An Weihnachten ging mein Wunsch in Erfüllung. Ich startete mit Schlüsselanhängern, Handytäschchen und Haarbändern. Diesen Sommer wagte ich mich an ein neues Kleidungsstück heran.
Der Energie freien Lauf lassen
In einem Stoffladen suchte ich mir ein Schnittmuster und einen passenden Stoff aus. Zu Hause ging ich direkt ans Werk. Die Hose nahm Form an. Gegen Ende, bei den kleinen Details, benötigte ich Hilfe. Zum Glück gab es ja meine Oma. Sie war meine »Lehrmeisterin in der Not!« Das Nähen liegt sozusagen in unserer Familie. Es wurde von Generation zu Generation weitergeleitet.Beim Nähen kann ich meiner überflüssigen Energie freien Lauf lassen und immer wieder meine eigenen Unikate zaubern. Der Fantasie sind so gut wie keine Grenzen gesetzt. Es macht immer wieder Spaß, auch ohne Anleitung etwas Neues zu testen. Von modischen Accessoires bis zur traditionellen Schürze ist für Jung und Alt immer etwas dabei. Stoffe gibt es für jede Alters- und Preisklasse. Das Wichtigste für mich ist aber, dass ich bei jedem Stück mein eigenes Unikat schaffe. (ZmS)
Elena Götz, Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium Metzingen, Klasse 9c