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Mit gewaltfreiem aber energischem Widerstand gegen Ungerechtigkeit

REUTLINGEN. Seit nunmehr fast zwei Monaten - genauer gesagt, seit dem 1. Oktober - gibt es in Reutlingen eine so genannte Ortsgruppe von Attac. Ihr erklärtes Ziel ist es »ihr Bestes zu tun, gemeinsam mit einer stets breiter werdenden Protestbewegung weltweit die konzerngesteuerte Globalisierung von oben in eine Globalisierung mit menschlichem Antlitz« zu verwandeln.

Außerdem wollen die Mitglieder die Folgen der zentralen Globalisierung »auch hierzulande im richtigen Licht« darstellen und »etwas dagegen tun«, wie beispielsweise gegen den Sozialabbau der Bundesregierung in Berlin zu demonstrieren.

Gerecht verteilt, reicht's für alle

Attac - das steht zu Deutsch für »Vereinigung für eine Besteuerung von Finanztransaktionen zum Wohle der Bürger«. Die missverständliche Bezeichnung »Attac« (englisch für: angreifen) verteidigt Martin Britsch, ein Reutlinger Attac- Mitglied, als »willkommenen Ausdruck gewaltfreier, aber energisch und scharf zupackenden Widerstandes«.

Das fast 13 000 Mitglieder zählende Attac-Netzwerk in Deutschland, zu dem natürlich auch Attac-Reutlingen gehört, »wirft die Frage nach wirtschaftlicher Macht und gerechter Verteilung auf« - so der Grundkonsens. »Hierbei haben unterschiedliche Vorstellungen über Wege und Instrumente Platz.«

Wilfried Hüfler, Hauptbetreiber des Entstehens einer eigenständigen Reutlinger Attac-Gruppe, betont jedoch: Trotz einer »für verschiedene gesellschaftspolitische Ansätze« offenen Diskussionskultur sei kein Platz für »rechtsextreme Globalisierungsgegner«.

Hüfler sieht sowohl in der 68er Bewegung, als auch bei den »Streitern gegen die Atomenergie« eine »gewisse Einseitigkeit«. Attac hingegen verknüpfe verschiedene Gruppen und Verbände und habe durch »solidarische Unterstützung« mehr »Gewicht und Durchschlagkraft«, um »gegenüber den übermächtigen undemokratischen globalen Strukturen Widerstand zu leisten«.

Attac sei nötig, damit für eine »andere Welt« ein beträchtlicher Druck ausgeübt werde, der sich auf den Gestalt annehmenden Entwurf einer »alternativen Weltwirtschaftsordnung« stützt, erläutert Hüfler.

Um diesen Druck ausüben zu können, sei ein gewisser Bekanntheitsgrad notwendig. »Die Reutlinger Öffentlichkeit konnte Attac allerdings nicht so wahrnehmen, wie ich mir das gewünscht hätte«, antwortet Hüfler auf die Frage nach seinen Beweggründen, Attac-Reutlingen zu gründen.

Attac soll kein »Gesicht« haben

Das von ihm im Frühjahr vergangenen Jahres geschriebene Plakat »Wer interessiert sich für eine Attac-Gruppe Reutlingen?« fand »einige Beachtung«. Trotz der Skepsis der »Muttergruppe« Tübingen/Nürtingen wurde die Gründung für den 1. Oktober beschlossen. »Ein Vorstand wurde natürlich nicht gebildet«, da Attac kein »Gesicht« haben und die Fixierung auf eine Leitfigur vermeiden möchte, so Hüfler.

Das ist wohl auch ein Grund, warum sich dort Menschen »mit ganz unterschiedlichem theoretischen, weltanschaulichen, religiösen oder ideologischen Hintergrund« angesprochen fühlen und »sich in den einzelnen AGs und Projektgruppen - oft erstmals - politisch engagieren«. (ZmS)



Anne Linke, Graf-Eberhard-Gymnasium Bad Urach, Klasse 10b