Wir haben in der vergangenen Woche auf unserem neugestaltetem Schulhof viele vor dem Wintereinbruch notwendige Arbeiten ausgeführt: morsche Hölzer ausgewechselt, Spielgeräte gewartet, den Schulgarten umgegraben, den schweren Holztrog befördert und aufgestellt. Eines ist sicher: Wenn Manfred Salzbrunn in unserer Klasse fragt, ob wir für einen weiteren Arbeitseinsatz bereit sind, sind wir auf jeden Fall wieder dabei. Wir haben mit Konrektor Salzbrunn über das Projekt gesprochen.
ZmS: Wie ist man auf die Idee gekommen, für die jüngeren Schüler einen Pausenhof zu gestalten?
Manfred Salzbrunn: Die Lehrer erlebten die Schüler in der Pause als aggressiv und unruhig. Ständig ergaben sich auch Konflikte zwischen den Jüngeren und den Schülern der Klassen fünf bis neun. Die Lehrerschaft hatte den Eindruck, dass der gemeinsame Pausenhof den Schülern der Klassen eins bis vier zu wenig Möglichkeiten für ihren Bewegungsdrang bot und deshalb Konflikte zur Tagesordnung wurden. Die Lehrer beschlossen, dieses Problem lösen zu wollen. Der bestehende Pausenhof sollte entlastet werden, indem eine vorhandene Grünfläche zum Pausenhof für die Unterstufenkinder umgestaltet wird.
Seit wann arbeitet man an dem Pausenhof?
Salzbrunn: Im Frühjahr 2002 wurden die ersten Arbeiten ausgeführt. Im Verlauf der letzten drei Jahre arbeiteten Schüler, Lehrer, Eltern und weitere Mitarbeiter städtischer Einrichtungen daran, den neuen Pausenhof in seinen jetzigen Zustand zu versetzen.
Wie wurde das ganze Pausenhofprojekt finanziert, und woher kam Unterstützung?
Salzbrunn: Besonders wichtig war es, der Stadt Reutlingen zu vermitteln, dass wir selbst als Schule aktiv werden wollen. Wir wollten etwas verändern, damit es uns anschließend besser geht. Ich glaube, unser Anliegen wurde gehört und verstanden, vor allem deshalb, weil wir klare Vorstellungen von unserem Vorhaben hatten. Wir haben gesagt, dass uns die Mitarbeiter des Listhofs und das Forstamt unterstützen werden. Außerdem war es wichtig, dass wir Pläne zur Gestaltung vorgelegt haben. Durch unsere eigenen Aktivitäten, die unter Beteiligung der Schüler und Lehrer umgesetzt wurden, entwickelte sich ein Vertrauensverhältnis zur Stadt, unser Vorhaben zu unterstützen. Es war erkennbar, dass auf diese Weise Kosten gespart werden können. So konnte erreicht werden, dass wichtige Materialien, wie Rindenmulch, Sand und Schotter bereitgestellt wurden. Auf Grund verschiedener Stiftungen konnten wir bestimmte Kosten für unser Bauvorhaben decken. Durch die Beteiligung am Weihnachtsmarkt erzielten wir ein finanzielles Polster für aufkommende finanzielle Belastungen. Einzelne Eltern sorgten durch ihre große Bereitschaft für das Gelingen des Projektes.
Gab es dafür auch Preise?
Salzbrunn: Der Pausenhof wurde im Laufe der Bauphasen mehrfach ausgezeichnet. Die Schule erhielt in den vergangenen Jahren Umweltpreise der Stadt Reutlingen, des Landkreises Reutlingen und des Naturfonds der Zwiefalter Brauerei.
Wurden auch Maschinen benötigt?
Salzbrunn: Viele Maschinen kamen zum Einsatz. Kreissäge, Motorsäge, Bandsäge aber auch Schäleisen, Handsägen, Äxte, Schaufeln, Spitzhacken, Bohrmaschine und Stechbeitel mussten bereitgestellt werden. Für das Entrinden der gefällten Holzstämme kam uns der Forsthof entgegen und stellte entsprechende Schäleisen zur Verfügung. Die Schüler wurden in den Umgang mit einfachen Werkzeugen eingeführt und konnten somit wichtige Tätigkeiten durchführen. Anschließend konnten die Schüler Stämme entrinden, Hölzer ablängen, Transporte von Schotter, Sand und Rindenmulch durchführen, Trockensteinmauern erstellen. Die Palette der Tätigkeiten ließe sich durch vielfältige Tätigkeiten erweitern.
Warum haben Sie sich für dieses Projekt besonders eingesetzt, es war ja wohl auch keine leichte Geburt?
Salzbrunn: Ich hatte von anderen Schulen gehört, die ähnliche Vorhaben durchgeführt hatten. Pausenhofgestaltungen im Landkreis Reutlingen haben mich beeindruckt und davon überzeugt, dass es notwendig ist, Schülern durch ein ansprechendes Angebot Möglichkeiten zu geben ihrem Bewegungs- und Erfahrungsdrang nachzukommen.
Wie schaffen Sie es, dass jüngere und ältere Schüler immer gerne mitarbeiten, obwohl die Arbeit oft richtig anstrengend ist?
Salzbrunn: Ich glaube, Schüler wollen neue Erfahrungen sammeln und an einem gemeinsamen Vorhaben beteiligt sein. Es hat sich gezeigt, dass die Schüler aus allen Stufen großes Interesse mitbringen, sich für die Gestaltung der eigenen Schule einzusetzen. Ich musste allerdings dafür sorgen, dass alle Schüler berücksichtigt werden. Bei unserem Kletterschiff war das Bauen einfach zu gestalten. Eine Oberstufenklasse hatte die Aufgabe innerhalb eines Schuljahres alle Baufortschritte gemeinsam unter Führung zu bewältigen.
»Der Pausenhof wurde bereits mehrfach ausgezeichnet«
Der Bau des Wildbienenhauses erforderte die Koordination verschiedener Klassenstufen. Oberstufenschüler erhielten die Aufgabe die Baustelle vorzubereiten. Sie erledigten den Aushub für das Fundament und machten die Betonierarbeiten. Die Unter-und Mittelstufe beschäftigte sich mit dem Aufbau des Trockensteinkreises. Die Unterstufe sorgte dafür, dass die Nisthilfen für die Bienen hergestellt werden und bepflanzte den Trockensteinkreis mit jahreszeitlich blühenden Blumen. Es war also wichtig, für jede Altersstufe geeignete Tätigkeiten auszuwählen und zu koordinieren.
Wie soll es mit dem Pausenhof zukünftig weitergehen?
Salzbrunn: Natürlich steht ab jetzt die Erhaltung des bisher Geschaffenen im Vordergrund. Immer wieder wird es notwendig sein, Reparaturen durchzuführen. Besonders wichtig ist es zu beobachten, wie die Schüler das Bewegungsangebot des Pausenhofs wahrnehmen. Möglicherweise müssen dann auch weitere Angebote überlegt werden, die den Schülern vermitteln, was man noch alles auf dem Pausenhofplatz mit den Spielgeräten machen kann. Weitere Ideen gäbe es genug, aber es ist wichtig diesen bestehenden Platz wie er jetzt ist zu erhalten, zu pflegen und zu verbessern.
Wer macht bei Ihnen zuhause eigentlich die Gartenarbeit?
Salzbrunn: Ich arbeite auch gern im eigenen Garten und pflege ihn soweit es mir zeitlich möglich ist. Besonders meine Frau sorgt sich um die Schönheit, Gestaltung und Pflege unseres Gartens. (ZmS)
Andreas Molnar, Martin Aslam, Christoph Böhm, Steven Jähnig, Gutenbergschule Reutlingen, Klasse 9 a; das Interview führte Steven Jähnig