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Mensa statt Mama

TÜBIINGEN. 18. November. Die sechste Schulstunde fängt an. In einigen Klassenzimmern des Wildermuth-Gymnasiums herrscht noch große Unruhe, in anderen wird dagegen heftig geschrieben. 226 Schüler der Klassen 5, 6, 9 und 10 setzen wie wild Kreuze auf einen Bogen Blatt Papier.

Mahlzeit: ZmSler haben sich mit der Tübinger Mensa Uhlandstraße beschäftigt. FOTO: AGENTUR
Mahlzeit: ZmSler haben sich mit der Tübinger Mensa Uhlandstraße beschäftigt. FOTO: AGENTUR
Mahlzeit: ZmSler haben sich mit der Tübinger Mensa Uhlandstraße beschäftigt. FOTO: AGENTUR
Das kleine Blatt, von dem die Rede ist: eine Umfrage. Das Thema: Mensa Uhlandstraße. Es folgen verschiedene Reaktionen. Die einen lachen und beginnen sofort eifrig zu schreiben, die anderen kauen noch an ihrem Bleistift und runzeln die Stirn. Schließlich werden die Blätter wieder eingesammelt und die Ergebnisse werden jetzt erst einmal an die Lehrerin abgegeben, damit nichts verloren geht.

Eine Woche später im Klassenzimmer der 9 a: Überall liegen Zettel verstreut. Die Klasse hat sich in verschiedene Gruppen aufgeteilt, um die Ergebnisse schneller auszuwerten. Hier und da ein Schmunzeln über die Änderungsvorschläge, die sich manche Schüler überlegt haben: Von »mehr Schnitzel, Pommes und Döner« über die Forderung nach »mehr Sitzplätzen« bis zu »den Koch wechseln oder der Koch soll sein Essen selber probieren«, ist alles vorhanden. Die Schüler äußern ihre Meinung ohne ein Blatt vor den Mund (oder vielmehr den Stift) zu nehmen.

Die Neuntklässler notieren sich nun die genaue Auswertung der Umfrage. Unter anderem steht auf den kleinen Zetteln, dass 84 Prozent der befragten Schüler die Mensa momentan besuchen. Laut Umfrage gehen Schüler der Unterstufe häufiger in die Mensa als ihre Kollegen aus der 9. und 10. Klasse. Dieses Ergebnis verblüfft, umsomehr als die Mittelstufe drei, wenn nicht sogar vier Mal Mittagschule in der Woche hat.

Doch dafür haben die Neuntklässler eine Erklärung: Die Eltern der Unterstufler wollen ganz sicher sein, dass ihr Kind während der langen Zeit, die es in der Schule verbringt, gut versorgt ist. Bei den »Großen« ist das nicht mehr nötig, die haben es nach vier, fünf Jahren auf dem Gymnasium gelernt. Auch sind die Fünftklässler noch nicht Anderes gewohnt. Ältere Schüler sind nämlich auf ihrer bisherigen Laufbahn durch die Bäckerin auf dem Pausenhof versorgt worden. Derlei Erinnerungen fehlen den Neuankömmlingen am WG.

Eine weitere Information, über die die Klasse überhaupt nicht überrascht ist: Das Essen kommt bei den Älteren nicht so gut an. Nur 22 Prozent schmeckt es gut. Viele beklagen, das Essen sei zu wenig gewürzt und habe schlechte Qualität. Eine Schülerin der Klasse 10 schreibt sogar: »Kocht mal nach dem Motto: Bio kann auch gut schmecken!«

Dagegen sind es bei den Jüngeren 62 Prozent, die das Essen gut und preiswert finden. Sie sind damit völlig zufrieden. Könnte natürlich daran liegen, dass der durchschnittliche Fünftklässler am liebsten Nudeln und Salat isst, und nicht wie der Neuntklässler nach mehr Abwechslung fragt.

Schließlich noch die Frage, ob die Schüler in der Regel einen Sitzplatz finden. Der Großteil der Unterstufler bejaht dies, während die Mittelstufler vergeblich nach Sitzplätzen Ausschau halten. Wenn, dann nur nach einem langen Kampf. Grund dafür ist laut der Befragten, die zu späte Öffnungszeit und das lange Anstehen.

Fazit der Umfrage: Obwohl viele Schüler etwas an der Mensa zu meckern haben, genießt sie doch eine große Popularität und ist somit viel besucht. (ZmS)



Reyhan Günaydin und Nadja Schneider, Wildermuth-Gymnasium Tübingen, Klasse 9 a