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Aktuell INTERVIEW

Meister der drei Disziplinen

REUTLINGEN. Jährlich nehmen circa 200 000 Menschen an Triathlon-Veranstaltungen in Deutschland teil. Triathlon ist eine der aufstrebenden Sportarten. Sie ist bei den Olympischen Sommerspielen in Sydney in den Kreis der olympischen Kerndisziplinen aufgenommen worden. Triathlon umfasst verschiedene Wettkampfdistanzen: die zwei populärsten sind die Ironman- beziehungsweise die Langdistanz (3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42 km Laufen), bei der Spitzenathleten eine Zeit unter acht Stunden erreichen können, und die Olympische Distanz (1 500 m Schwimmen, 40 km Radfahren und 10 km Laufen), bei den die besten Athleten der Welt auf ausgewählten Strecken auf eine Zeit von nur 1:40 Stunden kommen. Zum Thema Triathlon sprach ZmS-Reporter Dominic Ehinlanwo mit Michael Göhner, dem Gewinner der Challenge Roth 2009 und dem Triathlon-Profi in unserer Region schlechthin.

Mindestens genauso wichtig wie der Sport ist Michael Göhner die Familie.  FOTO: WILD
Mindestens genauso wichtig wie der Sport ist Michael Göhner die Familie. Foto: Frank Wild
Mindestens genauso wichtig wie der Sport ist Michael Göhner die Familie.
Foto: Frank Wild
ZmS: Wie alt waren Sie, als Sie mit Triathlon angefangen haben und wie kam es dazu?

Göhner: Ich bin sehr spät zum Triathlon gekommen, es war mit 21 Jahren. Und es war eigentlich Zufall: Ich komme ursprünglich vom Laufsport und wollte schon mit dem Leistungssport aufhören, aber ich konnte trotzdem nicht ganz vom Sport lassen und habe mich weiter ein bisschen fit gehalten. Weil in der LBS-Liga bei der TSG Reutlingen Not am Mann war, bin ich dann dort mal eingesprungen und bin so dann zum Triathlon gekommen.

Was fasziniert Sie am Triathlon?

Michael Göhner: Im Großen und Ganzen ist es die Kombination aus drei Disziplinen. Dadurch ist das Training nicht so einseitig. Aber auch, weil ich jetzt Triathlon-Profi bin, ist es das Rumkommen. Man lernt beim Radfahren zum Beispiel auf Inseln wie Mallorca Landschaften kennen, die man sonst nicht sieht. Beim Schwimmen ist es hauptsächlich die Trainingsgruppe. Aber auch auf Hawaii beim Schwimmen sieht man viele Fische, wenn man Glück hat, sogar Schildkröten. Und das ist schon schön.

Was ist Ihre stärkste, was Ihre schwächste Teildisziplin?

Göhner: Also Schwimmen ist mit Abstand meine schwächste Disziplin. Das liegt zum Teil daran, dass ich spät damit angefangen habe. Erst mit 21, als ich auch mit dem Triathlon angefangen habe. Deshalb fehlt mir teilweise die Grundfertigkeit, die man schon mit jungen Jahren erlangen muss. Mittlerweile bin ich im Radfahren und Laufen ziemlich gleich stark.

Wie sieht der Trainingsalltag eines Triathlon-Profis aus?

Göhner: Also meine Trainings-Saison ist in mehrere Teile gegliedert. Zurzeit ist es die Aufbauphase, in der ich die Grundlagen für die Wettkämpfe lege. Ich gehe vier bis fünf Mal die Woche schwimmen (jeweils drei bis fünf km), wobei ich dann jährlich auf 750 km komme. Radfahren liegt bei drei bis vier Einheiten wöchentlich, zurzeit wetterbedingt auf dem Ergometer, bei dem ich jährlich dann auf circa 14 000 km komme. Lauftraining steht normalerweise bei vier Einheiten pro Woche (letztes Jahr circa 3 000 km). Zurzeit muss ich leider auf das Aquajogging und das langsame Laufen ausweichen - wegen einer Operation, die ich vor acht Wochen hatte. Und je näher der Wettkampf rückt, umso spezifischer wird dann das Training.

Besteht Ihr Leben nur noch aus Schwimmen, Radfahren, Laufen?

Göhner: Mittlerweile ist es so, dass ich auch eine Familie habe und für die möchte ich mir natürlich auch Zeit nehmen. Aber da man als Triathlet eine Sieben-Tage-Woche hat, ist das ziemlich schwierig. Und ich denke, es wäre auch falsch, sich nur den ganzen Tag um Triathlon zu kümmern. Man muss bei einer langen Saison auch einfach mal abschalten. Beispielsweise mit Skifahren oder einfach mit anderem Sport. Wobei diese Hobbys eigentlich zu kurz kommen.

Was sind Ihre sportlichen Ziele und welches war Ihr größtes sportliches Highlight?

Göhner: Zum einen Hawaii. Im nächsten Jahr will ich die Top Zehn angreifen, und wenn ich das dann erreicht habe, ist es auf jeden Fall das Podium. Ein weiteres Ziel ist es, einen Ironman 2011 zu gewinnen. Vielleicht schon bei meinem ersten, der nächstes Jahr in Südafrika sein wird. Mein größtes Highlight war auf jeden Fall Roth im letzten Jahr. Das war einfach die Kombination zwischen dem Sieg und der Zeit unter acht Stunden.

Sind Sie vor Wettkämpfen immer noch nervös und haben Sie bestimmte Rituale vor einem Wettkampf?

Göhner: Ich bin immer noch vor jedem Wettkampf nach wie vor nervös. Und ich muss zugeben, ich mache mich vor jedem Wettkampf immer gleich warm. Mit der Zeit hat man aber auch seine Erfahrung. Ich nehme immer das Material mit, welches mich mit guten Erinnerungen verbindet.

Warum sind Sie Triathlon-Profi geworden?

Göhner: In erster Linie, weil ich Spaß am Sport habe. Aber es war, wie vorher schon erwähnt, reiner Zufall, dass ich gerade Triathlon-Profi geworden bin. Ein anderer Faktor war folgender: Da in der Reutlinger Region Triathlon eine bekanntere Sportart ist, habe ich mich auch für den Triathlon entschieden. Aber auch, da ich im Laufen schon sehr gute Leistungen brachte, musste ich nur noch zwei Disziplinen trainieren.

Was, denken Sie, muss man mitbringen, um im Triathlon erfolgreich zu sein?

Göhner: Man muss auf jeden Fall zielstrebig und ehrgeizig sein. Aber man muss auch Spaß am Sport haben. Meiner Meinung nach braucht man nicht so viel Talent im Triathlon, man kann viel über das Training erreichen. (ZmS)

Dominic Ehinlanwo, Friedrich-List-Gymnasium Reutlingen, Klasse 9b