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»Man darf keine Angst vor dem Wasser haben«

REUTLINGEN. Sich den Naturgewalten aussetzen, die Kraft des Wassers spüren, durch Körperbeherrschung, Koordinationsvermögen und Fahrtechnik die Kontrolle über das Boot behalten - das macht den Reiz des Kajaksports aus. Die Kanugruppe des CVJM (Christlicher Verein junger Menschen) Reutlingen besteht bereits seit 35 Jahren. Anlässlich dieses »Geburtstages« befragten die ZmS-Reporter Anne Ludwig, Merith Wirsum und Susanne Ritzi den aktiven Reutlinger Kanu-Sportler Andreas Sommer.

ZmS: Herr Sommer, wie lange betreiben Sie diese Sportart schon und wie sind Sie dazu gekommen?

Andreas Sommer: Ich habe 1974 mit dem Kajaksport angefangen, also vor 30 Jahren. Damals gab es beim CVJM in Reutlingen schon eine Kajakgruppe. Diese Sportart war zu dieser Zeit etwas ganz Neues. Ich interessierte mich sofort dafür und ging einfach hin. Im kommenden Sommer absolvierte ich einen Kajak-Anfängerkurs und ging auf Freizeiten mit. Diese Sportart macht mir sehr viel Spaß, und so bin ich bis heute dabei geblieben.

Was fasziniert Sie am Kajakfahren so sehr?

Sommer: Dass man dabei die ganze Zeit in der Natur ist. Man schläft meistens unter freiem Himmel und fährt durch einsame Flusstäler, wo einem manchmal stundenlang keine Menschenseele begegnet. Es ist auch einfach die Herausforderung des Wildwassers, die einen so fasziniert. Man muss mit Körperbeherrschung, Koordinationsvermögen und Fahrtechnik die Kontrolle über das Boot behalten können. Natürlich üben auch fremde Länder und Kulturen einen Reiz aus.

Welches war oder ist der schönste Fluss, den Sie je gefahren sind?

Sommer: Schwer zu sagen . . . ich denke zum einen war es der Colorado River im Grand Canyon in den USA. Auf dem Fluss war ich mit ein paar Freunden über zwei Wochen lang unterwegs. Wir sind dort über 270 Kilometer gepaddelt. Der Grand Canyon ist eine rund 1 200 bis 2 000 Meter tiefe ausgewaschene Schlucht. Zum anderen war auch der Aoos im Pindusgebirge in Griechenland ein tolles Erlebnis. Wir sind 80 Kilometer auf dem Aoos gefahren. Dort hab ich an der Erstbefahrung, die drei Tage gedauert hat, teilgenommen. Der Aoos war zusammen mit dem Erymatos das schwierigste Gewässer, auf dem ich gefahren bin.

Welchen Fluss würden Sie gerne noch befahren?

Sommer: Nächstes Jahr werde ich wieder in die USA fliegen, um dort den Salmon River in Idaho zu paddeln.

Gibt es auch bei uns in der Umgebung schöne Gewässer zum Kajakfahren?

Sommer: Anfänger können sich natürlich direkt auf der Donau, der Lauter oder auf dem Lech versuchen. Ansonsten bieten die Alpen oder der Schwarzwald die nächstgelegene Möglichkeit Kajak zu fahren. Je höher das Gebirge ist, desto schwerer wird es auch.

Und was ist jetzt im Winter? Können Sie Ihr Hobby dann gar nicht ausüben?

Sommer: Nein, nein, Kajakfahren ist ein Ganzjahressport. Das kann man bei uns auch im Winter machen. Außer es hat wirklich minus 10 Grad Celsius und das Wasser ist ganz gefroren.

Das klingt ja alles nicht ganz ungefährlich. Gab es auch schon Unfälle?

Sommer: Ja, Prellungen oder Schulterausrenken gehören schon mal dazu. Das kommt öfter vor. Ich musste auch schon ab und zu genäht werden. Das Schlimmste bisher war ein Todesfall. Das war schon ein Schock.

Kann diese Sportart jeder betreiben, und wo kann man sie erlernen?

Sommer: Theoretisch kann sie jeder erlernen. Allerdings ist ein wenig Geschicklichkeit erforderlich, und man darf natürlich keine Angst vor dem Wasser haben. Man sollte auch mindestens zwölf Jahre alt sein.



Lernen kann man Kajakfahren in Reutlingen beim CVJM. Dieser Verein bietet jedes Jahr im Sommer einen Anfängerkurs für Jugendliche an, später dann auch noch Fortgeschrittenenkurse. Es gibt inzwischen aber auch andere Vereine wie die »Paddelfreunde« oder die »Naturfreunde«, die solche Kurse anbieten. (ZmS)



Anne Ludwig, Merith Wirsum und Susanne Ritzi, Friedrich-List-Gymnasium Reutlingen, Klasse 10c