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London, Paris, Mailand, Metzingen

METZINGEN. Was ist schon Shopping in Paris, Mailand, New York oder London, wenn man in Metzingen angesagte Markenklamotten zu Spottpreisen bekommt? Jeden Tag strömen tausende Menschen, aus aller Welt in die Stadt zwischen Stuttgart und Tübingen. Wie kommt es, dass so viele Schnäppchenjäger immer wieder nur zum Shoppen nach Metzingen reisen? Zu diesem Thema haben wir den Oberbürgermeister von Metzingen, Dieter Hauswirth, befragt.

ZmS: Wie kam es dazu, dass aus einem Fabrikverkauf eine ganze Stadt voller Fabrikverkäufe wurde?

Dieter Hauswirth: Alles begann ganz bescheiden in den 70er-Jahren mit dem Kinderwagenhersteller Princess. Boss stellte schon während dem Krieg Uniformen für die Wehrmacht her. Daraus entwickelte sich eine Herrenoberbekleidungsfabrik, welche von den Gebrüdern Holy und dem Designer Baldessarini geführt wurde. Sie hatten die Idee des Zweite-Wahl-Verkaufs und des Verkaufs der Kleidung der vergangenen Saison. Dieser Verkauf im Hinterhof war zweimal in der Woche geöffnet. Dies nahm immer größere Dimensionen an, und so kam es, dass andere Unternehmen von Metzingens Kaufkraft profitieren wollten. Doch die Firma Boss ist bis heute noch der Magnet der Outlets.

Welche Vorteile bringen die Outlets für Metzingen mit sich?

Hauswirth: Boss ist der Hauptgewerbesteuerzahler, durch den Metzingen viele Gebäude und Schulen, wie zum Beispiel das Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium, die Schönbein-Realschule oder die Seyboldschule renovieren konnte. Metzingen geht es finanziell sehr gut und kann somit zum Beispiel seine Vereine mehr fördern, als es anderen Gemeinden möglich ist. Durch den Umbau des Lindenplatzes in verschiedene Outlets werden rund 500 weitere Jobs, darunter auch in Teilzeit, entstehen.

Welche Nachteile ziehen die Outlets für Metzingen nach sich?

Hauswirth: Metzingen ist nur eine Kleinstadt. Wir müssen uns auf eine Vielzahl von Besuchern einstellen, die uns große Verkehrs- und Parkplatzprobleme bescheren. Möglichst bald soll die Stadtumfahrung, Abschnitt II, fertig werden, um so die rund 29 000 Autos, die täglich durch Metzingen fahren, umleiten zu können. Reutlingen und Tübingen schauen mit neidischem Blick auf uns, sie machen Metzingen dafür verantwortlich, dass sich ihre gewerbliche Lage verschlechterte.

Vor einiger Zeit war mal die Rede von einer bekannten Fast-Food-Kette, die hier in Metzingen ihren Platz finden sollte. Ist das nur ein Gerücht, oder wird dies auch bald Wirklichkeit?

Hauswirth: Seit Jahren laufen Verhandlungen mit McDonalds, Burger King und Kentucky Fried Chicken. Doch alle bringen große Müllprobleme mit sich. Es ist im Gespräch, dass unter Umständen auf dem Sautterareal ein solches Fast-Food-Restaurant erbaut werden soll.

Wie sieht die Zukunft der Fabrikverkäufe aus?

Hauswirth: Ziel der Stadt ist es, die Fabrikverkäufe maßvoll auszubauen. Mit der Fertigstellung des Lindenplatzes werden wir es jedoch erst einmal beruhen lassen. Niemand weiß, wie und wie lange es so weitergehen wird. Nichts zu tun aus Angst, dass es bald nicht mehr boomt, wäre zu kurz gesprungen. Denn nichts ist so beständig wie der Wandel.

Wie ist Ihre persönliche Meinung zu den Outlets?

Hauswirth: Ich gehöre einer Generation an, die der Zielgruppe der Outlets nicht entspricht. Die Smartshopper sind zwischen 20 und 40 Jahren, haben ein überdurchschnittliches Einkommen und legen viel Wert auf Markenkleidung. Was man auch sehen kann, wenn man ihre Autos auf den Parkplätzen oder in Parkhäusern stehen sieht. Über dieses Alter bin ich hinaus. Auf Markenkleidung zu achten, ist mir zu stressig. Für die jungen Leute wird Einkaufen meist zum Event. Ich hingegen habe gerne eine Beratung, was hier in den Outlets nicht unbedingt der Fall ist. (ZmS)



Kristin Handel und Mareen Roller, Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium Metzingen, Klasse 10