Logo
Aktuell Beruf

Leben und Tod

MÖSSINGEN. Jeder von uns hat bestimmt schon mal darüber nachgedacht, wie es ist, tot zu sein. Wir können zwar nicht wissen, was nach dem Tod passiert, doch ist es von Zeit zu Zeit hilfreich, sich über den Tod, das Sterben und das, was mit einer Bestattung auch für Angehörige verbunden ist, Gedanken zu machen.

Bei einer Erdbestattung ist es üblich, dass der Verstorbene innerhalb von drei bis fünf Tagen zum Abschiednehmen aufgebahrt ist und dann beerdigt wird. In der Zeit zwischen Tod und Beisetzung kommen viele Entscheidungen auf Angehörige zu. Doch fast alle von uns wollen ja, dass unsere Angehörigen es so einfach wie möglich haben. Deshalb gibt es sogenannte Vorsorge-Gespräche, auch Bestattungsvorsorge genannt, bei denen man mit dem Bestatter überlegen kann, wie die eigene Beerdigung einmal aussehen soll: Welche Art von Bestattung gewünscht ist, welche Musik während der Trauerfeier laufen oder wie die Dekoration aussehen soll.

Mitfühlen und Mitleiden

Wir haben mit dem Bestatter Jochen Werner darüber gesprochen, was seine Aufgaben sind und was er von seinem Beruf hält. Er erzählte uns, dass er als Bestatter alle Tätigkeiten, die für eine Bestattung notwendig sind, übernehmen kann, aber auch gerne den Angehörigen die Möglichkeit gibt, mitzugestalten. Das heißt, dass sie entscheiden können, welche Aufgaben sie selbst bewältigen möchten und bei welchen sie den Rat oder die Hilfe des Bestatters brauchen. Zu den Aufgaben gehören die Abholung und die Versorgung des Toten bis zur Todesanzeige in der Zeitung.

Werner ist Bestattermeister. Er findet es besonders wichtig, dass er professionell beraten und helfen kann. Es fällt ihm in manchen Situationen schwer, den Grad zwischen Mitfühlen und Mitleiden zu finden. Für Angehörige ist es auch immer schwer, wenn eine Person plötzlich stirbt. Doch zum Glück kann man persönliche Gegenstände in den Sarg legen – ein Stofftier, Bilder oder Briefe, in denen man alles schreibt, was man der Person nicht mehr sagen konnte. Genau so kann man auch die Lieblingskleidung, in der sich die Person wohl gefühlt hat, dem Verstorbenen anziehen. Den Grabstein kann man individuell gestalten, sodass er die Persönlichkeit des Verstorbenen widerspiegelt. Wenn diese zum Beispiel gerne Gitarre gespielt hat, kann man einen Grabstein in Form einer Gitarre auswählen.

Oft sind in Grabsteinen besondere Zeichen wie ein Kreuz, ein Engel oder ein Herz eingraviert. Werner erzählte uns, dass immer mehr Leute Urnen- anstatt Erdbestattungen wollen. Unter Urnenbestattung, auch Feuerbestattung genannt, versteht man die Verbrennung des Verstorbenen in einem Krematorium.

Es gibt Verstorbene, die keine Angehörigen mehr und auch sonst niemanden haben, der sich um das Grab kümmern kann. Dafür gibt es sogenannte pflegeleichte Gräber wie zum Beispiel ein Rasengrab. Man muss sich nicht um die Grabstelle kümmern, also keine Pflanzen pflanzen – und trotzdem gibt es einen Ort, an dem man näher bei der Person ist und um sie trauern kann. Nach 20 bis 30 Jahren werden die Gräber aufgehoben. Dafür ist meist auch der Bestatter zuständig.

Ein bewussteres Leben führen

Wir haben uns gefragt, ob der Beruf einen verändert, weil man täglich mit Trauer und Tod tun hat. Werner sagte, dass er als Bestatter sein Leben mehr genießt, weil er weiß, dass das Leben schnell zu Ende sein kann: »Als Bestatter hat man die Chance auf ein bewussteres Leben.« Werner ist mit dem Beruf aufgewachsen, schon seine Großmutter führte das Bestattungsunternehmen. Er kann von sich sagen, dass er seine Aufgabe gefunden hat: »Dadurch, dass meine Arbeit sinnvoll ist und ich das Gefühl habe, Menschen helfen zu können, bekomme ich die Motivation für die nicht immer einfache Aufgabe.« (ZmS)

Patrcija Lenhard und Vanessa Gossmann, Evangelisches Firstwald-Gymnasium, Mössingen, Klasse 8