So weit ist es bei meiner portugiesischen Familie noch nicht gekommen, doch auch sie hat die Krise sehr schwer getroffen, wie die meisten Portugiesen. Viele Unternehmen gehen bankrott und die Zahl der Arbeitslosen steigt stetig an. Allein im öffentlichen Dienst sollen noch 600 000 Staatsbedienstete entlassen werden. Zur Bekämpfung der Rekordarbeitslosigkeit, die bei 15,7 Prozent liegt, werden die Beiträge der Arbeitgeber zur Sozialversicherung von 23,75 auf 18 Prozent gesenkt. Damit soll erreicht werden, dass die Arbeitgeber mehr Leute einstellen. Doch ob dies wirklich eintreffen wird, bleibt fraglich.
500 Bewerber für einen Job
Manche Arbeitslose werden kreativ und versuchen, gesammelte Muscheln zu verkaufen, um ein wenig Geld zu verdienen. Die meisten schreiben dutzende Bewerbungen, belegen Kurse vom Arbeitsamt und gehen zu vielen Vorstellungsgesprächen. So macht es mein Onkel. Er ist seit zwei Jahren arbeitslos und versucht alles, um einen Job zu finden. Er war schon bei dutzenden Vorstellungsgesprächen, doch er hatte jedes Mal nur eine geringe Chance, da sich auf jede freie Stelle ungefähr 500 Menschen bewerben. Und dann geschah ein Wunder: Er hatte einen Job gefunden. Die ganze Familie war überglücklich. Doch dann, drei Tage vor seinem ersten Arbeitstag, erhielt er einen Anruf. Sein »Chef« war dran, aber er hatte keine guten Nachrichten. Kurz vor seinem ersten Arbeitstag erhielt er doch noch eine Absage! Mein Onkel versucht weiter, einen Job zu finden, bis jetzt leider ohne Erfolg.Aber auch die Menschen, die noch einen Job haben, verdienen viel weniger, da die Gehälter gekürzt wurden. Gleichzeitig steigen die Steuern. Ab 2013 werden die Sozialversicherungen der Arbeitnehmer von 11 auf 18 Prozent erhöht. Auch meine Großeltern, beide Rentner, kriegen sehr wenig Geld und es wird noch weniger, da die Regierung weitere Kürzungen der Renten vorsieht. Doch nicht nur die Renten werden ab 2013 stark gekürzt, auch die Ausgaben für das Arbeitslosengeld und für die Krankengelder werden gesenkt.
Außerdem hat die Regierung unter anderem das Budget für die Medizin reduziert. Das hat Folgen für alle. Meine Großmutter hat fast ein ganzes Jahr auf eine dringende Untersuchung gewartet. Sie ist zwar krankenversichert und der Hausarzt hatte sie vor einem Jahr in eine Klinik überwiesen, um die Untersuchung durchzuführen, doch bis August kam nichts. Nur weil sie als Privatpatient zu dem Arzt kam, ist sie jetzt in der Klinik, damit sie die Untersuchung bekommt.
Viele Portugiesen sehen keinen anderen Ausweg, als ihre Heimat zu verlassen, um im Ausland ihr Glück zu versuchen. Fragt sich nur noch, wie lange die »starken« Länder wie Deutschland und Frankreich diese Menschen auffangen können. (ZmS)
Luisa Marques Palma, Graf-Eberhard-Gymnasium Bad Urach, Klasse 10c