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Aktuell Zeitung macht Schule

»Lauf uns einfach hinterher«

REUTLINGEN. »Umziehen!«, hieß es gleich nach der Begrüßung. Damit wir für kommende Einsätze bereit waren. Dies war für uns eine positive Überraschung, die bei uns die Fantasie übersprudeln ließ. Mitten in die Einführung platzte der erste Einsatz hinein. Hätte man unseren Puls gemessen, wäre so mancher überrascht gewesen, wie unser Herz rasant klopfte. Einen Tag lang haben zwei ZmS-Reporter ein Rettungssanitäter-Team begleitet.

Schnell rannten der Lehr-Rettungs-Assistent Frank Glaunsinger, Rettungs-Assistent Armin Munz und der Reporter Fabian Rein zum Rettungswagen, der gleich darauf mit Blaulicht und rasanter Fahrt zum Unfallort fuhr. Mir, Fabian Rein, schossen während der Fahrt viele Gedanken durch den Kopf: Zum Beispiel, »Was kommt auf mich zu?« - »Was muss ich überhaupt machen?« - »Wie verhalte ich mich, wenn dort Blut fließt?«.

In einer Schule hatte eine Lehrkraft hyperventiliert. Mir wurden der Rettungsrucksack und der Arztkoffer in die Hand gedrückt, und es wurden die beruhigenden Worte: »Lauf uns einfach hinterher, alles Weitere werden wir dir schon sagen«, ausgesprochen, was mich ein wenig beruhigte. Nach kurzem Warten und beruhigendem Gespräch mit dem Patienten, atmete der wieder gleichmäßig. Wir lieferten den Patienten anschließend beim Hausarzt ab.

Aufregender Einsatz

Nach kurzem Beisammensein kam der nächste Einsatz. Ohne Blaulicht diesmal. Hier fuhr der Reporter Magnus Haid mit den Herren Glaunsinger und Munz mit. Es handelte es sich um einen nicht so dramatischen Einsatz. Eine Person war nachts gestürzt und brauchte Hilfe. Dies geschah durch einen Transport ins Krankenhaus. Wie auch Fabian durchschoss Magnus während des Einsatzes ein leichter Adrenalinstoß.

Der dritte und letzte Einsatz, bei dem wir mitfuhren, war ein Fehlalarm. Hier spielte die »moderne Technik« des neuen Haustelefons der Leitstelle einen Streich. So hat sich nach der mit Adrenalin begleiteten Anfahrt der Einsatz zum Glück als harmlos erwiesen. Am Ende der Schicht waren die »rasenden Reporter« Magnus und Fabian froh, dass es keine schlimmeren Einsätze gab.

»Im Zeichen der Menschlichkeit setzen wir uns für das Leben, die Gesundheit, das Wohlergehen, den Schutz, das friedliche Zusammenleben und die Würde aller Menschen ein.« Unter diesem Leitsatz rettet das Deutsche Rote Kreuz, das 1859 von Henry Dunant gegründet wurde, jeden Tag viele Leben.

Dem Kreisverband Reutlingen untersteht eine Fläche von 1 094 Quadratkilometern mit insgesamt 280 183 Einwohnern. Das Einsatzgebiet Reutlingen ist in vier Rettungswachen unterteilt, die Hauptwache in Reutlingen, geleitet von Götz Vedder, Münsingen, Bad Urach, Engstingen. Da das DRK eine gesetzlich geregelte Hilfsfrist von maximal 15 Minuten hat, ist es befugt mit Sonderrechten zum Notfallort zu fahren.

Im Jahr 2002 hat der Kreisverband Reutlingen 12 163 Notfalleinsätze gefahren. In 3 600 Fällen rückte der Notarzt dabei mit aus. 7 000 Mal handelte es sich um Krankentransporte. Von allen Notfalleinsätzen entfielen 67 Prozent auf akute Erkrankungen wie zum Beispiel Herzrhythmusbeschwerden, Asthma und Schlaganfälle. In 16 Prozent der Fälle handelte es sich um Autounfälle.

Im Jahre 2002 legte das Deutsche Rote Kreuz insgesamt 520 000 Kilometer zurück. Will man Rettungs-Assistent werden, der bei einem Unfalleinsatz die Leitung übernehmen darf, muss man eine Ausbildungszeit von 3 600 Stunden absolvieren. Da der Einsatz professionell und geregelt ablaufen soll, muss jeder Arzt und Rettungsassistent zudem einmal im Jahr ein Mega-Code-Training absolvieren. Dem Engagement von Lehr-Rettungs-Assistent Frank Glaunsinger ist es zu verdanken, dass man dieses Training auch in Reutlingen machen kann.

Leider muss das DRK immer öfter zu Discotheken fahren, um »Schnapsleichen« aufzulesen. Bei solchen Einsätzen fragt sich so mancher Rettungsassistent »Was soll das?«. Zumal die Helfer für wirklich akutere Notfälle während dieser Zeit nicht zur Verfügung stehen. Außerdem ist es wahrlich kein Vergnügen, im Geruch von Alkohol, Erbrochenem und anderen Ausscheidungen zu arbeiten. Trotz gründlicher Reinigung können diese Gerüche noch bis zu zwei Tagen im Fahrzeug wahrgenommen werden.

Das neueste Projekte des DRK in Reutlingen ist der Baby-Notarztwagen. Damit soll ein besonders schonender Transport für Neugeborene gewährleistet werden. Durch ein besonderes Federungssystem werden unerwünschte Schwingungen und Erschütterungen im Wagen vermieden. (ZmS)



Fabian Rein und Magnus Haid, Freie Georgenschule Reutlingen, Klasse 10