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Aktuell Bildung

Länger gemeinsam lernen

WALDDORFHÄSLACH. In der Gemeinschaftsschule werden die Schüler nach der vierten Klasse nicht mehr in Hauptschüler, Realschüler und Gymnasiasten getrennt. Sie lernen bis zur zehnten Klasse gemeinsam. Jeder Schüler kann den Schwierigkeitsgrad der Aufgaben, die er bearbeitet und sein individuelles Lerntempo selbst bestimmen. Wie kann das funktionieren? Freiwillig ohne Notendruck lernen - wer macht das schon?

Wir haben uns in der Gustav-Werner-Gemeinschaftsschule in Walddorfhäslach umgesehen - neben der Barbara-Gonzaga-Schule in Bad Urach die einzige Gemeinschaftsschule im Landkreis.

Eine von 34 Starterschulen

Als eine von 34 Starterschulen in Baden-Württemberg werden dort zwei fünfte Klassen nach dem neuen Konzept unterrichtet. Der wesentliche Unterschied sind die Fächer E-IL, M-IL und D-IL. Frau Langner-Durst ist Gymnasiallehrerin und unterrichtet seit diesem Schuljahr in der Gustav-Werner-Gemeinschaftsschule Deutsch und Englisch.

Schon beim Betreten des Klassenzimmers fällt auf, dass sich das Konzept der Gemeinschaftsschule stark von dem der herkömmlichen Schulen unterscheidet. Nur Pult und Tafel sind an der gewohnten Stelle. Die Tische der Schüler stehen an der Wand, die Schüler arbeiten mit Blick zur Wand.

In der Mitte des Zimmers befindet sich die sogenannte Lerninsel, eine Art Lernpult, an dem sich die Schüler treffen, um die grundlegenden Regeln zu erarbeiten und zu besprechen. Danach kehren sie zu ihren Plätzen zurück, um Aufgaben, die sie aus drei verschiedenen Schwierigkeitsgraden aussuchen können, selbstständig zu lösen. Diese Schwierigkeitsgrade sind unterteilt in »Basis«, »Aufbau« und »Experte« und entsprechen etwa den Anforderungen von Hauptschule, Realschule und Gymnasium.

Der Unterricht ist geprägt von SSL - »schweigen, schleichen, lernen«. Hat einer der Schüler eine Frage an den Lehrer, »schleicht« er »schweigend« zum Lehrerpult, nimmt seine mit Namen versehene Klammer vom Halter, heftet diese an den anderen, und geht dann leise wieder zurück zu seinem Platz. So können die Schüler nacheinander aufgerufen werden und ihre Fragen leise mit dem Lehrer besprechen.

Klassische Noten gibt's keine

Noten gibt es in der Gemeinschaftsschule keine. Hat ein Schüler seine selbst ausgewählte Aufgaben zu einem Thema erledigt, schreibt er seinen Test. Ampelpunkte zeigen sein Ergebnis an. Grün bedeutet »sehr gut gemacht«, gelb steht für »OK, am besten noch einmal wiederholen« und rot heißt »zu viele Fehler, muss unbedingt noch mal wiederholt werden«. So entspannt und ohne Notendruck lässt es sich gleich viel lockerer arbeiten.

Wir waren sehr überrascht, wie leise und konzentriert in einer Klasse mit 25 Schülern trotz unserer Anwesenheit gearbeitet wurde. (ZmS)

Sofie Beck, Fabian Schülzle, BZN-Gymnasium Reutlingen, Klasse 9 e