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Aktuell Zeitung macht Schule

Kontakte bleiben auf der Strecke

In »Unterm Rad« arbeitet die Hauptfigur Hans Giebenrath exzessiv auf die Aufnahme an einem kirchlichen Seminar hin. Schon in jungen Jahren arbeitet er täglich so viel, dass er völlig den Kontakt zu seinem sozialen Umfeld verliert und mit der Zeit täglich unter Kopfschmerzen leidet.

Die Geschichte endet mit seinem Tod. Das Ganze passiert um die Jahrhundertwende; seit dieser Zeit wurden glücklicherweise in Sachen Einstellung zur Bildung Fortschritte gemacht und Kinder und Jugendliche werden nicht mehr in einem so übertriebenen Maße belastet. Es wird darauf Wert gelegt, die Talente der Schüler in angemessenem Maße zu fördern und bei jüngeren Schüler sollte auch weiterhin versucht werden, Wissen spielerisch zu vermitteln.

Jedoch zeigen sich in letzter Zeit verstärkt Tendenzen in der Bildungspolitik, die in Bezug auf die Belastung der Schüler längst überholte Methoden anwenden. Am besten zeigt sich dies im achtjährigen Gymnasium. Hier wird versucht, den Schülern das, was sie bisher in neun Jahren gelernt haben, in acht Jahren zu vermitteln. Dass hier großer Leistungsdruck entsteht, liegt auf der Hand. So kommt es zum Beispiel häufig vor, dass bereits Schüler der fünften Klasse einen Stundenplan mit mehr als dreißig Wochenstunden und zwei- bis dreimal Mittagsschule haben. Da sie zusätzlich noch mit Hausaufgaben belastet werden, ist es ihnen schwierig, ihre sozialen Kontakte zu pflegen oder außerschulischen Aktivitäten, wie zum Beispiel Musik oder Sport, nachzugehen.

Hier zeigen sich eindeutig Parallelen zum Schicksal Hans Giebenraths. Zwar wird es wohl nicht allen heutigen G8-lern so schlimm ergehen wie ihm und sicher ist er auch ein extremes Beispiel, doch es ist zu erhoffen, dass diese Beispiele die heutige Bildungspolitik ein Stück weit zum Einlenken bewegen und sie die Schüler nicht über Gebühr belastet.