Logo
Aktuell Zeitung macht Schule

Kommentar: Wie sich Umgangsformen an Schulen verschlechtert haben

»Ey Alter, aufs Maul«. Warum sind solche Ausdrücke heute alltäglich aber zu Zeiten des deutschen Kaiserzeit undenkbar gewesen?

Eine historische Schulbank mit einer Deutsch-Fibel, Brotbüchse und Rohrstock.   FOTO: DPA
Eine historische Schulbank mit einer Deutsch-Fibel, Brotbüchse und Rohrstock. FOTO: DPA
Eine historische Schulbank mit einer Deutsch-Fibel, Brotbüchse und Rohrstock. FOTO: DPA

KIRCHENTELLINSFURT. Die Schulregeln haben sich in den letzten 30 Jahren verändert. Damals wurde von den Schülern Disziplin, Ordnung und Gehorsam verlangt und die Schüler taten, was der Lehrer sagte. Ohren spitzen, Hände falten und Mund halten. So konnte man die deutsche Kaiserzeit (1871-1918) gut beschreiben. Zu der Zeit haben die Schüler »Tatzen bekommen«. Damit sind Schläge mit einem Rohrstock oder Lineal gemeint. Die Kinder wurden auch von den Eltern geschlagen, wenn sie nicht gehorcht haben. Aber 100 Jahre später hat sich schon einiges verändert. Heute ist die »Prügelstrafe« verboten und man verlangt von den Schülern Kritik, Selbstständigkeit und Kreativität.

Das damalige pädagogische System entsprach dem Untertanengeist in der Kaiserzeit. Die Erziehung war in hohen Maße autoritär, doch dies hat sich in den weiteren 50 Jahren stark gewandelt. Schulstrafen wurden von körperlichen Züchtigungen frei. Der Umgang zwischen Schülern und Lehrern hat sich deutlich verändert und dabei sind neue Gefahren für das Schulklima entstanden. Gewalt und Mobbing an Schulen von jugendlicher Seite aus hat zu genommen, vor allem an sogenannten Brennpunktschulen. »Da steht die Trinkflasche vor dem Gesicht, das Käppi wird nicht abgenommen und mit dem Handy wird gespielt!«

Doch nicht nur an Brennpunktschulen grüßen die Schüler nicht mehr oder spielen im Unterricht mit dem Handy und vermüllen ihre Klassenzimmer und wenn Lehrer sie deswegen ermahnen, heißt es: »Und wofür werden die Putzfrauen bezahlt?« Und wenn das Zeugnis schlecht ausgefallen ist, waren natürlich auch die Lehrer schuld.

Josef Kraus, der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, beschrieb in seinen Ausführungen, wie miserabel sich Schüler heutzutage benehmen, wie stark der Unterricht darunter leidet und wer Schuld an dieser Entwicklung hat.

Weil die Regeln von früher heute nicht mehr gelten, ist es für die Eltern schwieriger geworden, den Kindern die richtigen Umgangsformen beizubringen. Früher war das leicht, weil gewisse Dinge einfach dazu gehörten. Heutzutage ist es für viele Eltern zu anstrengend, sich genügend um die Erziehung ihrer Kinder zu kümmern. Es gibt Eltern die kümmern sich um nichts, und es gibt Eltern die kümmern sich um alles, obwohl sie den ganzen Tag arbeiten müssen.

Damals in der Kaiserzeit und auch noch lange Zeit später, wurden die Kinder geschlagen, sodass aus ihnen etwas wird und deswegen haben sie gehorcht, doch seit dem das Schlagen aus gutem Grund verboten wurde, fangen nun die Jugendlichen an, ihre Lehrer zu bedrohen oder gar zu schlagen. An unseren Schulen muss sich etwas ändern, damit die geschützt werden, die noch Umgangsformen in ihrem Elternhaus beigebracht bekommen haben. (ZmS)

 

 

Lisanne Steiner und Gisselle Latifa, Graf-Eberhard-Schule Kirchentellinsfurt, Klasse 10

Alle ZmS-Beiträge gibt's hier