Andreas Conzelmann: Manche Fachleute bezeichnen damit ein starkes Verlangen, mit anderen Menschen zu telefonieren oder SMS auszutauschen. Ob der Begriff »Sucht« in diesem Zusammenhang angebracht ist, ist aber umstritten.
»Es sind etwas mehr Mädchen betroffen als Jungs«Woher weiß man, dass man süchtig ist?
Conzelmann: Wenn man das Handy ständig eingeschaltet bei sich haben muss und man sich stark angespannt, nervös oder gereizt fühlt, wenn mal der Akku oder die Karte des Handys leer ist oder das Handy zu Hause vergessen wurde - dann sollte man sich Gedanken machen, ob man nicht zu sehr an seinem Handy hängt. Auch dann, wenn man immer wieder sehr viel Geld für die neuesten Handys und Telefonate ausgibt, das einem dann für andere schöne Dinge im Leben fehlt oder wenn man mit anderen fast nur noch per SMS oder telefonisch kommuniziert und man seine Freunde kaum noch persönlich trifft, hat man ein Problem mit dem Gebrauch seines Handys. Ein weiterer Hinweis kann sein, wenn man oft Streit mit seinen Eltern wegen des Handygebrauchs bekommt oder die Schule und seine Hobbys vernachlässigt, weil man so viel Zeit mit dem Handy verbringt.
Wer kann einem dabei helfen?
Conzelmann: Wenn man mit seiner Handynutzung, oder auch mit anderen Dingen im Leben, Probleme hat, die man nicht bewältigen kann, gibt es die Möglichkeit, sich an eine Jugendberatungsstelle zu wenden oder an eine Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeutin. Da kann man entweder alleine, mit einer guten Freundin oder zusammen mit den Eltern hingehen.
Woher kommt Handysucht?
Conzelmann: Das starke Verlangen nach Telefonaten oder SMS hängt eventuell damit zusammen, dass man sich durch die Handynutzung von unangenehmen Gefühlen und dem Nachdenken über sein momentanes Leben ablenken möchte. Die Handybenutzung kann auch dazu dienen, vor anderen gut dazustehen und wichtig und bedeutend zu erscheinen oder den direkten Kontakt mit anderen Menschen vor Ort zu vermeiden, vielleicht, weil man glaubt, bei denen nicht gut anzukommen, weil man wenig Selbstvertrauen hat. Ein weiterer Grund könnte sein, dass man nichts verpassen will und überall mit dabei sein will, weil man sich sonst isoliert und einsam fühlen würde. Es kann aber auch einfach stimulierend sein und ein gutes Gefühl von Kontrolle und Kompetenz geben, das Handy zu benutzen. Wenn man diese guten Gefühle sonst nirgends bekommt im Leben, muss man sich das immer wieder durch den Handygebrauch holen.
»Ältere Erwachsene haben seltener solche Probleme«Sind eher Mädchen oder Jungs davon betroffen?
Conzelmann: Es sind etwas mehr Mädchen betroffen als Jungs. Die Jungs sind dafür häufiger internet- oder computerspielsüchtig.
Seit wann kann man den Begriff »Handysucht« beobachten?
Conzelmann: Seit ungefähr fünf bis sechs Jahren benutzen manche Forscher diesen Begriff.
Treten solche Erkennungen auch bei Erwachsenen auf und inwiefern?
Conzelmann: Es sind momentan hauptsächlich Jugendliche und junge Erwachsene betroffen. Ältere Erwachsene haben seltener solche Probleme.
Wie würden Sie die Nutzung Ihres Handys beschreiben?
Conzelmann: Ich nutze mein Handy circa zwei Mal pro Woche für kurze Telefonate, bin also zum Glück nicht handy-süchtig. (ZmS)
Lea Schmid und Kevin Lieb, Evangelisches Firstwald-Gymnasium, Mössingen, Klasse 8 a
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