Logo
Aktuell Zeitung macht Schule

Kino-Nostalgie vom Feinsten

MÖSSINGEN. Walter Schlegel war schon als Kind vom Kino fasziniert. Bereits in jungen Jahren führte der Mössinger auf seinem kleinen Filmapparat kurze Kinderfilme in der Nachbarschaft vor. Später gründete er ein Wanderkino und zeigte verschiedene Filme in Gasthöfen der Umgebung. Nach dem Zweiten Weltkrieg baute er und sein Bruder Kurt das Kino. Heute betreut er das Mössinger Kino gemeinsam mit seinem Neffen Stefan Schlegel. Doch was macht diese Lichtspiele so berühmt?

Abgesehen von den Projektoren, die in den 90er Jahren gewechselt wurden, ist das Kino im Originalzustand erhalten. Es hat mehrere Krisen überlebt, während andere Kinos längst in Supermärkte umfunktioniert worden sind.

Filmrollen wechseln wie früher

Nachdem Stefan Schlegel die Eintrittskarten verkauft hat, geht er in den Vorführraum, der sich oberhalb des Eintrittsbereichs befindet. In der Eingangshalle erwartet Walter Schlegel die Besucher an der Süßigkeitentheke. In dem Vorführraum stehen zwei Filmprojektoren und ein Diaprojektor, mit dem Werbung eingeblendet werden kann.

Im Gegensatz zu größeren Kinos, in denen die verschiedenen Filmrollen zusammengeklebt und dann auf eine sehr große Rolle gespult werden, sind die Filme bei den Lichtspielen auf mehreren Rollen gelagert. Eine Rolle fasst ungefähr eine viertel Stunde Film.

Beide Projektoren laufen abwechselnd mit je einer Filmrolle. Die Kunst besteht darin, auf den jeweils anderen Projektor umzuschalten, ohne dass die Zuschauer dies bemerken.

Stefan Schlegel erkennt den richtigen Zeitpunkt an den so genannten Überblendzeichen, die kurz vor Ende einer Rolle für einen Bruchteil einer Sekunde auf der Leinwand erscheinen. Bei älteren Filmen verlässt er sich auch auf sein Gehör, denn man kann die Klebestellen, an denen die Rollen zusammengeklebt worden sind, sehr deutlich hören.

Fragt man Walter Schlegel, welcher sein Lieblingsfilm ist, so braucht er nicht lange zu überlegen: »Der Tod in Venedig«, Luchino Viscontis Verfilmung von Thomas Manns Novelle. Und der meistbesuchte Film? »Verdammt in alle Ewigkeit«. Schon seit längerer Zeit bleiben immer mehr Jugendliche und junge Erwachsene dem Kino fern. Dies liegt vor allem an der zunehmenden Popularität von DVDs und Raubkopien.

Viele Jugendliche kommen nur zu den Premieren großer Kassenschlager. Daher muss sich das Kino zwangsläufig auf Kinder und Erwachsene ab 25 Jahre spezialisieren. Nicht nur die Lichtspiele Mössingen verlieren zunehmend an Besuchern, auch den anderen Kinos fällt es immer schwerer, sich über Wasser zu halten. Die beiden Schlegels schaffen es nur von ihrem Kino zu leben, weil ihnen das Kino selber gehört, sie alles selbst erledigen und mit einem Kino in Burladingen bei der Filmausleihe kooperieren.

Zu den Aufgaben der Schlegels gehört, abgesehen von der Vorführung der Filme und dem Sauberhalten der Lichtspiele, eine nicht minder zeitaufwendige Büroarbeit, da die Filmausleiher detaillierte Aufzeichnungen über die Anzahl der Besucher für jeden einzelnen Film haben wollen. Besonders an den Lichtspielen ist auch die Programmzusammenstellung, für welche die Schlegels schon etliche Preise bekommen haben. Oft veranstalten die Lichtspiele Aktionen, wie Kino und Kirche, Französische Filmtage oder beteiligen sich am Mössinger Sommerferienprogramm. (ZmS)



Johannes Theobald, Joshua Fink und Sascha Bahlinger, Quenstedt-Gymnasium Mössingen, Klasse 10 a